22. Der junge Medandus
###, Pau. W
kaum darüber im Unklaren, daß er auch diesen Abschieds¬
Medardus, innerlich
Heroismus nur als überflüssige Pose, als die komö¬
ereinigung folgte in
diantenhafte Selbsttäuschung eines unreifen Gemütes auf¬
junge Mann kann
faßt. Eine schmerzliche Ironie liegt über dem Ganzen;
bespaares tritt das
ein „Wiener Hamlet“, das ist beinahe schon zu viel
Valois und der
des Wienerischen und der Hamlet=Natur. Um so packender
Der Buhle der Prin¬
und bewunderungswürdiger, daß diese dichterische Grund¬
ihrer royalistischen
stimmung nirgends die rein menschliche Anteilnahme
e nun als „Frau“
an den Vorgängen verwehrt oder abschwächt, wie es
Schwester rächen zu
auch erstaunlich bleibt und die außerordentliche Künstler¬
nfähig, dem Liebes¬
schaft Schnitzlers bezeugt, daß der ungewöhnliche Auf¬
innen. Aus seinem
bau des Stückes mit den vielen, Zeit und Ort beleuchten¬
e standrechtliche Er¬
den Nebengestalten dennoch die auf nur fünf, sechs
glaubt er zu wissen,
Personen beschränkte Haupthandlung plastisch=einheitlich
ß von seiner Hand
hervortreten läßt. Jede einzelne von den fünfzehn Szenen
zu der gleichen Tat
ist gleichsam ein Theaterstück für sich, ein blendendes
in müder Ekel seine
oder packendes Bild, aber alle greifen ineinander, fort¬
ig sein. Im Klügeln
während wird eine echt dramatische Spannung erregt
t die Schwungkraft
und befriedigt und die mächtige Steigerung der drei
vermag ihn noch zu
Schlußszenen triumphiert über die hier drohende Er¬
für den Kaiser be¬
müdung des Zuschauers.
n, da er sie für die
Wenig eindringlich wirkt nur das achte Bild (Auf
em Augenblicke, als
der Bastei). Da versagt auch die Regie. Alles übrige
zu töten. So rettet
gehört, als Bühnenbild und schauspielerisch, zu dem
eben! Statt nun die
Sehenswürdigsten, was das Burgtheater schon seit
die ihm zum Dank
langem geboten hat. Herr Gerasch in der Titelrolle,
spät genug, aber
Frau Bleibtreu als Mutter und Herr Balajthy
seiner Mutter und
als Oheim stehen auf dem Platze, für den sie bestimmt
der Weltgeschicke an¬
waren. Fräulein Wohlgemuth als Prinzessin Helene
verschmäht er die
sund Herr Arndt als Arzt rückten mit ihren klassischen
eigenen Mordplan
Leistungen in die vorderste Reihe des heutigen Burg¬
ldentod auf sich -
der Poet läßt uns theaters.
„OBSERVER“
L. österr. behördl.
Konzessionirtes
Bureau
für Zeitungsnachrickten
Wien, 1.
Konkordie#
SOHEMIA, PRAO
75 11. 1910
Der junge Medürduc.“
Großer Erfolg Schnitzlers in Wien.
Wien, 24. Nov, 7Abal). Die Premiere des
„Jungen Medardus“ ging heute unter allen Zeichen;
einer Sensation vor sich. Die Wiener Gesellschaft,
war heute fast geschlossen im Burgtheater beisammen.
Baron Berger hatte in den Dienst des personen¬
und verwandlungsreichen Stückes fast aller seine!
Schauspieler gestellt, die sich mit allen Kräften für
den Erfolg einsetzten. Er blieb schließlich alch
nicht aus.
Schon nach dem Vorspiel konnte Regisseur:
[Thimig für den Dichter danken, nach dem zweitenf
und dritten Akt erschien Schnitzler vor der Rampe
und wurde äußerst freundlich, wenn auch nicht enthu¬
siastisch begrüßt. Daß der Beifall nicht fienetisch war,
liegt vielleicht darin, daß das Stück keinen Helden hat.
Denn der junge Medardus ist kein Held, er ist nur
fähig, sich an Wortklängen zu berauschen. Die
Stärke der Dichtung liegt in der Zeichnung der
Massen, dieser Wiener Bürger ohne Mark und
Galle, dieser Schwadroneure und Moulhelden. Ihr
typischer Vertreter ist eben der junge Medard#s.
Aber gerade dort, wo Schnitzler das Wienertum
satirisch geißelt, erklaug der Beifall am lautesten.
Aus jedem Worte der Hauptrolle ist ersichtlich, daß
sie für Kainz geschrieben war. Sein Remplacant
ist
Herr Gerasch. Er bringt für die Rolle sein
jugendliches Temperament mit, kanu aber den psycho¬
logischen Gehalt nicht voll ausschöpfen. Den Haupt¬
erfolg trug Fräulein Wohlgemuth als Helene
von Valois davon. Sie wirkte sowohl durch ihre
ganz hervorragenden äußeren Mittel wie durch die
Diskretion ihres Spieles. Neben ihr stand Treßler
in der Rolle von Medardus' Freund Etzelt.
Die Ausstattung besonders die Wiener Szeuerien
wie die Freitreppe von Schönbrunn gefielen außer¬
ordentlich. Das Zusammenspiel des Ensembles war
glänzend.
Monnd houtschea Pl.
###, Pau. W
kaum darüber im Unklaren, daß er auch diesen Abschieds¬
Medardus, innerlich
Heroismus nur als überflüssige Pose, als die komö¬
ereinigung folgte in
diantenhafte Selbsttäuschung eines unreifen Gemütes auf¬
junge Mann kann
faßt. Eine schmerzliche Ironie liegt über dem Ganzen;
bespaares tritt das
ein „Wiener Hamlet“, das ist beinahe schon zu viel
Valois und der
des Wienerischen und der Hamlet=Natur. Um so packender
Der Buhle der Prin¬
und bewunderungswürdiger, daß diese dichterische Grund¬
ihrer royalistischen
stimmung nirgends die rein menschliche Anteilnahme
e nun als „Frau“
an den Vorgängen verwehrt oder abschwächt, wie es
Schwester rächen zu
auch erstaunlich bleibt und die außerordentliche Künstler¬
nfähig, dem Liebes¬
schaft Schnitzlers bezeugt, daß der ungewöhnliche Auf¬
innen. Aus seinem
bau des Stückes mit den vielen, Zeit und Ort beleuchten¬
e standrechtliche Er¬
den Nebengestalten dennoch die auf nur fünf, sechs
glaubt er zu wissen,
Personen beschränkte Haupthandlung plastisch=einheitlich
ß von seiner Hand
hervortreten läßt. Jede einzelne von den fünfzehn Szenen
zu der gleichen Tat
ist gleichsam ein Theaterstück für sich, ein blendendes
in müder Ekel seine
oder packendes Bild, aber alle greifen ineinander, fort¬
ig sein. Im Klügeln
während wird eine echt dramatische Spannung erregt
t die Schwungkraft
und befriedigt und die mächtige Steigerung der drei
vermag ihn noch zu
Schlußszenen triumphiert über die hier drohende Er¬
für den Kaiser be¬
müdung des Zuschauers.
n, da er sie für die
Wenig eindringlich wirkt nur das achte Bild (Auf
em Augenblicke, als
der Bastei). Da versagt auch die Regie. Alles übrige
zu töten. So rettet
gehört, als Bühnenbild und schauspielerisch, zu dem
eben! Statt nun die
Sehenswürdigsten, was das Burgtheater schon seit
die ihm zum Dank
langem geboten hat. Herr Gerasch in der Titelrolle,
spät genug, aber
Frau Bleibtreu als Mutter und Herr Balajthy
seiner Mutter und
als Oheim stehen auf dem Platze, für den sie bestimmt
der Weltgeschicke an¬
waren. Fräulein Wohlgemuth als Prinzessin Helene
verschmäht er die
sund Herr Arndt als Arzt rückten mit ihren klassischen
eigenen Mordplan
Leistungen in die vorderste Reihe des heutigen Burg¬
ldentod auf sich -
der Poet läßt uns theaters.
„OBSERVER“
L. österr. behördl.
Konzessionirtes
Bureau
für Zeitungsnachrickten
Wien, 1.
Konkordie#
SOHEMIA, PRAO
75 11. 1910
Der junge Medürduc.“
Großer Erfolg Schnitzlers in Wien.
Wien, 24. Nov, 7Abal). Die Premiere des
„Jungen Medardus“ ging heute unter allen Zeichen;
einer Sensation vor sich. Die Wiener Gesellschaft,
war heute fast geschlossen im Burgtheater beisammen.
Baron Berger hatte in den Dienst des personen¬
und verwandlungsreichen Stückes fast aller seine!
Schauspieler gestellt, die sich mit allen Kräften für
den Erfolg einsetzten. Er blieb schließlich alch
nicht aus.
Schon nach dem Vorspiel konnte Regisseur:
[Thimig für den Dichter danken, nach dem zweitenf
und dritten Akt erschien Schnitzler vor der Rampe
und wurde äußerst freundlich, wenn auch nicht enthu¬
siastisch begrüßt. Daß der Beifall nicht fienetisch war,
liegt vielleicht darin, daß das Stück keinen Helden hat.
Denn der junge Medardus ist kein Held, er ist nur
fähig, sich an Wortklängen zu berauschen. Die
Stärke der Dichtung liegt in der Zeichnung der
Massen, dieser Wiener Bürger ohne Mark und
Galle, dieser Schwadroneure und Moulhelden. Ihr
typischer Vertreter ist eben der junge Medard#s.
Aber gerade dort, wo Schnitzler das Wienertum
satirisch geißelt, erklaug der Beifall am lautesten.
Aus jedem Worte der Hauptrolle ist ersichtlich, daß
sie für Kainz geschrieben war. Sein Remplacant
ist
Herr Gerasch. Er bringt für die Rolle sein
jugendliches Temperament mit, kanu aber den psycho¬
logischen Gehalt nicht voll ausschöpfen. Den Haupt¬
erfolg trug Fräulein Wohlgemuth als Helene
von Valois davon. Sie wirkte sowohl durch ihre
ganz hervorragenden äußeren Mittel wie durch die
Diskretion ihres Spieles. Neben ihr stand Treßler
in der Rolle von Medardus' Freund Etzelt.
Die Ausstattung besonders die Wiener Szeuerien
wie die Freitreppe von Schönbrunn gefielen außer¬
ordentlich. Das Zusammenspiel des Ensembles war
glänzend.
Monnd houtschea Pl.