M
22. Derjunge Ledandus
box 26/5
Telephon 12.801.
Bürger und Bürgermeister sind mit sauberster Delikatesse in feinster
„OBSERVER“
die Donau. Die Mu
Strichelmanier hingepinselt. Keiner ragt sonderlich aus dem Haufen
innen. Man sieht:
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
hervor, aber jeder von den vierzig hat sein eigenes Wiener Gesicht.
schmückendes Attribut
Ausschnitte und Bibliographie.
Um alle diese Physiognomien unterscheidend zu genießen, dazu ist's
Nur der junge M
freilich nötig, daß man sich sie ganz aus der Nähe anschaut. Die
Wien, I., Concordiaplatz 4.
wollte in den Krie
erste Parkettreihe ist schon ein bißchen zu weit .... Am besten
Abschiedsschmaus
Vertretungen
sieht man die Gesichter, wenn man sich abends zu Hause in
an der Donau
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
sein Fauteuil setzt und sich die Leute im Buch anschaut . .. Ueber den
hereingetragen.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
Altwiener Porträts der Familien Klär, Eschenbacher, Berger, Grin¬
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
liebt, der sie nich
zinger sieht man, in besserer Theaterperspektive, die Gestalten im
burg, Toronto.
in die Donau. (Die
Hause des emigrierten Herzogs von Valois. Ein französischer Prä¬
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
wie einen Handschuh
sendent, der immer noch das Schauspiel seiner Königlichkeit auf¬
im Rundgemälde.) 9
Ausschnitt aus:
führt ... Ueber das ganze Panorama aber fällt ein riesiger
und bleibt in Wien.
Schatten, die Silhonette des Mannes, der zu groß war, als daß ihn
BSERLINER TAGBLA
schnell der Napoleonh
Schnitzler mit seinen zarten kleinen Pinselstrichen auf seinem histori¬
eines Familienereign
vom:
schen Tableau hätte unterbringen können: Napoleon.
erb1
1
Arathe werden in
WirAbrn 1919
Für den Wiener bringt Schnitzler allerlei Verführungsmittel, die
Medardus der Prin
über die fünf Stunden helfen: Das ganze alte Wien steht vor uns
Blumen vom Gra
auf der Bühne: Die Bastelen, das Glazis, das Schönbrunner Schloß.
„Ber junge Medardus.“
mütig mörderischen
Vom Kärntner Tor wird geredet, der Tratinerhof steht in Flammen,
der feindseligen Bli
(Von unserem Wiener Korrespondenten.)
##er Erzherzog Karl, der Sieger von Aspern, wird erwartet. Es gibt
anhebende Liebesgesch
#gs Wien, 24. November.
Huldigungen für Kaiser Franz, Kriegslieder von Heinrich von Collin
am ehesten thealerha
Ter erste große Abend des Burgtheaters, seit Baron Berger hier
werden gesungen, Altwiener Friedhöfe und Wirtsstuben an der Donau
einem Valois im Zwe
ist. Bis jetzt bot er löbliche Professorenarbeit: Calderon, Bauernfeld,
sind da. Mit einem Wort: Im wienerischen Gemüt werden hundert
und die Nacht verbri
Heyse, J. V. Widmann ... Alles sehr löblich, sehr verdienstlich,
Reminiszenzen angerührt und aufgeweckt, diesen Reminiszenzen wird
zessin Helene. Er wal
nur ohne eigentliche Theaterleidenschaft ..
Arbeit für das seiner¬
die Plastik der Bühne geliehen. Kein Wunder, daß ein allgemeines
erotische Absichten be
zeit erscheinende Werk: Das Wiener Hofburgtheater, von Joseph
Ahl durchs Parkett ging, als ein Bild die Burgbastei lebendig vor¬
dem Pathetischen ve
v. Sonnenfels bis Alfred v. Berger.
führte, von Soldaten und Bürgermädeln, von Müttern und Offi¬
nehmen am Hause Va
zieren besetzt.
Das neue Drama Arthur Schnitzlers ist, bloß äußerlich gemessen,
ganz unwienerisch?
in großen Dimensionen gehallen Generalprobe dauerte fünf
Es wird viel geschossen in Schnitzlers nicht immer dramatischer
nächtlichen Annehmlic
Stunden, die Premiere begann um halb sieben, und gegen zwölf war
Historie. Wiener in Uniform — ist das nicht eher ein
soll Napoleon erstechen
sie zu Ende. Es gibt in dieser „dramatischen Historie“ etwa achtzig
Komödienstoff? Aber der junge Medardus und die anderen
den Valois den Wig
Rollen. Solche Dimensionen verpflichten auch zu innerer Größe!
Altwiener Bürgersöhne sind tragisch gestimmt und nur die
schon den Dolch im G
Zweitausend Menschen fünf Stunden lang schweigend, lauschend bei¬
behäbigen Schlachtenbummler, die Bürgerwehr, die auf den
ihn zum „verhinderte
sammen zu halten, da genügt's nicht, gerstreich, lyrisch, psychologisch
Basteien Soldat spielt, bringen einen wienerisch frozzelnden Ton in
Napoleon vor dem Sch
nuanciert sein. Diese Zweitausend müssen in Bann gehalten, ge¬
die herkömmliche Vor=der=Schlacht=Stimmung. Es fallen viele hier
mns Ohr, des Korsen
bändigt werden, wenn nicht zuweilen — fünf Stunden sind lang -
den Heldentod. Der brave Sattlermeister Eschenbacher läßt sich, ohne
Medardus die Marau#
ein leichtes Seufzen der Ermattung durch die Reihen gehen soll.
sein feelisches Gleichgewicht zu verlieren, von den napoleonischen Sol¬
Schwanlenden böte si
daten niederschießen, weil in seinem Brunnen ein paar Landkarten
* * 3
nämlich auch Heiene ei
gefunden werden. Einem uralten Herrn wird das Enkelkind von der
Medardus wurde so zu
Schnitzler hat ein kunstreiches Werk geschrieben. Sein „Medardus“
Hand weggeschossen, er raunzt nicht, sondern sagt nur greisenhaft=kind¬
versichern, daß er
ist ein Panorama des Altwien von anno 1809. Vierzia Wienerklich: So, so. . Einer Wiener Mutter Kind geht mit dem Geliebten inginge frei.
22. Derjunge Ledandus
box 26/5
Telephon 12.801.
Bürger und Bürgermeister sind mit sauberster Delikatesse in feinster
„OBSERVER“
die Donau. Die Mu
Strichelmanier hingepinselt. Keiner ragt sonderlich aus dem Haufen
innen. Man sieht:
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
hervor, aber jeder von den vierzig hat sein eigenes Wiener Gesicht.
schmückendes Attribut
Ausschnitte und Bibliographie.
Um alle diese Physiognomien unterscheidend zu genießen, dazu ist's
Nur der junge M
freilich nötig, daß man sich sie ganz aus der Nähe anschaut. Die
Wien, I., Concordiaplatz 4.
wollte in den Krie
erste Parkettreihe ist schon ein bißchen zu weit .... Am besten
Abschiedsschmaus
Vertretungen
sieht man die Gesichter, wenn man sich abends zu Hause in
an der Donau
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
sein Fauteuil setzt und sich die Leute im Buch anschaut . .. Ueber den
hereingetragen.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
Altwiener Porträts der Familien Klär, Eschenbacher, Berger, Grin¬
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
liebt, der sie nich
zinger sieht man, in besserer Theaterperspektive, die Gestalten im
burg, Toronto.
in die Donau. (Die
Hause des emigrierten Herzogs von Valois. Ein französischer Prä¬
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
wie einen Handschuh
sendent, der immer noch das Schauspiel seiner Königlichkeit auf¬
im Rundgemälde.) 9
Ausschnitt aus:
führt ... Ueber das ganze Panorama aber fällt ein riesiger
und bleibt in Wien.
Schatten, die Silhonette des Mannes, der zu groß war, als daß ihn
BSERLINER TAGBLA
schnell der Napoleonh
Schnitzler mit seinen zarten kleinen Pinselstrichen auf seinem histori¬
eines Familienereign
vom:
schen Tableau hätte unterbringen können: Napoleon.
erb1
1
Arathe werden in
WirAbrn 1919
Für den Wiener bringt Schnitzler allerlei Verführungsmittel, die
Medardus der Prin
über die fünf Stunden helfen: Das ganze alte Wien steht vor uns
Blumen vom Gra
auf der Bühne: Die Bastelen, das Glazis, das Schönbrunner Schloß.
„Ber junge Medardus.“
mütig mörderischen
Vom Kärntner Tor wird geredet, der Tratinerhof steht in Flammen,
der feindseligen Bli
(Von unserem Wiener Korrespondenten.)
##er Erzherzog Karl, der Sieger von Aspern, wird erwartet. Es gibt
anhebende Liebesgesch
#gs Wien, 24. November.
Huldigungen für Kaiser Franz, Kriegslieder von Heinrich von Collin
am ehesten thealerha
Ter erste große Abend des Burgtheaters, seit Baron Berger hier
werden gesungen, Altwiener Friedhöfe und Wirtsstuben an der Donau
einem Valois im Zwe
ist. Bis jetzt bot er löbliche Professorenarbeit: Calderon, Bauernfeld,
sind da. Mit einem Wort: Im wienerischen Gemüt werden hundert
und die Nacht verbri
Heyse, J. V. Widmann ... Alles sehr löblich, sehr verdienstlich,
Reminiszenzen angerührt und aufgeweckt, diesen Reminiszenzen wird
zessin Helene. Er wal
nur ohne eigentliche Theaterleidenschaft ..
Arbeit für das seiner¬
die Plastik der Bühne geliehen. Kein Wunder, daß ein allgemeines
erotische Absichten be
zeit erscheinende Werk: Das Wiener Hofburgtheater, von Joseph
Ahl durchs Parkett ging, als ein Bild die Burgbastei lebendig vor¬
dem Pathetischen ve
v. Sonnenfels bis Alfred v. Berger.
führte, von Soldaten und Bürgermädeln, von Müttern und Offi¬
nehmen am Hause Va
zieren besetzt.
Das neue Drama Arthur Schnitzlers ist, bloß äußerlich gemessen,
ganz unwienerisch?
in großen Dimensionen gehallen Generalprobe dauerte fünf
Es wird viel geschossen in Schnitzlers nicht immer dramatischer
nächtlichen Annehmlic
Stunden, die Premiere begann um halb sieben, und gegen zwölf war
Historie. Wiener in Uniform — ist das nicht eher ein
soll Napoleon erstechen
sie zu Ende. Es gibt in dieser „dramatischen Historie“ etwa achtzig
Komödienstoff? Aber der junge Medardus und die anderen
den Valois den Wig
Rollen. Solche Dimensionen verpflichten auch zu innerer Größe!
Altwiener Bürgersöhne sind tragisch gestimmt und nur die
schon den Dolch im G
Zweitausend Menschen fünf Stunden lang schweigend, lauschend bei¬
behäbigen Schlachtenbummler, die Bürgerwehr, die auf den
ihn zum „verhinderte
sammen zu halten, da genügt's nicht, gerstreich, lyrisch, psychologisch
Basteien Soldat spielt, bringen einen wienerisch frozzelnden Ton in
Napoleon vor dem Sch
nuanciert sein. Diese Zweitausend müssen in Bann gehalten, ge¬
die herkömmliche Vor=der=Schlacht=Stimmung. Es fallen viele hier
mns Ohr, des Korsen
bändigt werden, wenn nicht zuweilen — fünf Stunden sind lang -
den Heldentod. Der brave Sattlermeister Eschenbacher läßt sich, ohne
Medardus die Marau#
ein leichtes Seufzen der Ermattung durch die Reihen gehen soll.
sein feelisches Gleichgewicht zu verlieren, von den napoleonischen Sol¬
Schwanlenden böte si
daten niederschießen, weil in seinem Brunnen ein paar Landkarten
* * 3
nämlich auch Heiene ei
gefunden werden. Einem uralten Herrn wird das Enkelkind von der
Medardus wurde so zu
Schnitzler hat ein kunstreiches Werk geschrieben. Sein „Medardus“
Hand weggeschossen, er raunzt nicht, sondern sagt nur greisenhaft=kind¬
versichern, daß er
ist ein Panorama des Altwien von anno 1809. Vierzia Wienerklich: So, so. . Einer Wiener Mutter Kind geht mit dem Geliebten inginge frei.