II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 125

Med
22. Derjunge uenardus
box 26/5
Fungere.
# „ Lutnd hal insolge der f#n 1e..
n Berlin.
, eintem Landtite Suchen Mir¬
Meuterei der braßiljanischen Marin= seine Passagiere nicht landen zuteilen, die ihn dienstlich nichts angingen.
übernimmt der bis¬
können und ist nach Las Palmas weitergefahren.
Weiter befürchtet der Verfasser mit Recht von der Uebertragung
witsch den Ge¬
der Kommunglaufsicht auf den Landrat eine starke Gefährdung der
(Weitere Meldungen im Deveschenteil in den Beilagen.)
Selbstverwaltung. „Der Landrat,“ so bemerkt der Verfasser hierzu,
Wir kennen Hauptmann längst als Schilderer der Massen und finden
daß wir die graudiosenneszenen aus dem Gesamtgefüge und an
in den grandiosen Szenen der Volksaufläufe seine altbewährte, gestal=sich, losgekrennt vom Gesamtwerk, als Großtaten eines visionären Geistes
Nachbruck verboten.
tende Kraft. Die Art, wie der Dichter die Wahnidee des Einzelnen auf lgenießen.
Robert Saudek.
das fieberkranke Hirn seines Nachbarn überspringen läßt, wie er es
Roman.
gleichsam in einen von Giftstoffen durchtränkten Hexentessel fallen läßt,
Quint.
um es in wahnwitzigen Umbildungen neu emporsteigen und „die
„Der junge Medardus“ dramatische Hjstorie
Atmosphäre mit berauschenden Giftdämpfen erfüllen zu lassen, beweist die
kehrenden Niederlagen
#el
von Arthur Schnitzler.
Gestaltungskraft eines Mannes, der aus chaotischem Wirrwarr ein Neues,
schlands bedeutendster
6
Uraufführung im Wiener Hosburgtheater
Klares zu bilden vermag.
große epische Arbeit.
am 24. November.
Bilde, das wir von
L
Und dennoch bildet gerade diese Seite des Werkes, trotzdem sie seinen
Am 12. Oktober 1809 hielt Kaiser Napoleon der Erste im Schloßhofe
ue Züge hinzufügten,
räumlich größten Teil einnimmt, keineswegs die Höhepunkte der Dichtung.
zu Schönbrunn am Vormittag über einige Abteilungen von französischen
chen Reise“, sind für
Nein, es gibt in diesem Buche Einzelszenen, die das Gesamte himmelhoch
Soldaten, welche als Gefangene gegen österreichische ausgewechselt waren,
eutung ohne Belang.
überragen und sich als bleibende Eindrücke in unser Gedächtnis zeichnen.
Musterung. Da drängt sich ein junger Mann von sympathischem
s umfangreiche Werk
Diese Szenen hat nicht der Dramatiker Hauptmann, noch der Seelen¬
Aeußern, der ein zusammengefaltetes Papier in den Händen hielt, durch
von dem wir wissen,
schilderer Hauptmann geschrieben, sondern einer, den wir bis dahin über¬
die Suite. Der Flügeladjutant, General Rapp, ließ den Zudringlichen
stellt.
haupt noch nicht kannten, und der nun eigentlich als ein Maler in die
festnehmen und auf die Schloßwache führen. Als er daselbst einer Leibes¬
Erscheinung tritt und mit Worten Bilder hervorzaubert, die nur das
denn wir vorerst das
visitation unterzogen wurde, fand man in seiner Rocktasche ein großes
visionäre Auge eines Genies schauen kann. In einer alten, zerfallenen
n Hauptmann unter¬
zweischneidiges Messer. Ueber dessen Bestimmung befragt, verweigerte er
und vermoderten Berghütte, in der bei Unwetter Bergschmuggler ihren
auf Erden wandelte,
jede Auskunft mit den Worten: „er werde nur dem Kaiser Rede stehen“.
Unterschlupf finden, lebt, Tage und Monat= und Jahre bewegungslos
den Ausgangspunkt
Napoleon von dem Vorfalle in Kenntnis gesetzt, ließ sich den Gefangenen
auf ihrem Stuhle sitzend, eine mehr als hundertjährige Greisin, deren Ge¬
Aber nicht Christus
vorführen, welcher angab, er heiße Friedrich Stapps und mache kein Hehl
wissen, durch eine ungesühnte Schuld beladen, das flackernde Lebenslicht
Hauptmanns Geleit¬
daraus, daß er gekommen sei, um den Kaiser zu ermorden. Napoleon
nicht erlöschen läßt. Emanuel Quint tritt zu ihr in das Halbdunkel der
knehmen, sondern ein
stellte dem jungen Manne volle Begnadigung in Aussicht, wenn er von
von Fäulnisdämpfen erfüllten Hütte, setzt sich ihr gegenüber an das
Pollen sich an der er¬
seinem verbrecherischen Vorhaben abstehe. „Sie zu töten“, erwiderie
Fenster und betet für ihr Seelenheil. Und mit jedem Worte, das aus
n, den meisten zum
Stapps ruhig, „ist für mich kein Verbrechen, sondern Pflicht. Ich ver¬
seinem Munde, aus dem Munde des noch gläubig ergebenen und' noch nicht
n, seine Leidenspfade
lange mir keine Verzeihung und bedauere nur, daß ich meine Absicht nicht
von Größenwahnsinnsgedanken verwirrten Narren empordringt, erlischt
ines erhabenen Vor¬
habe ausführen können.“ Der junge Mann wurde zum Tode verurteilt;
der Lebenswiderstand der Greisin, bis sie in den Armen des sie erlösen¬
mit mutiger Fassung betrat Stapps am 15. Oktober 1809 den Richtplatz
den Narren ihr Leben läßt. Beim Schein einer ärmlichen Kerze, deren
rlebt seine Jugend¬
und bot standhaft seine Brust den Geschossen, welche sein Leben beschlossen.
lange Schatten gespenstisch über die verfallenen Mauern huschen, liest der
WDemut und gläubiger
Das ist die historische Tatsache, deren sich Arthur Schnitzler in
Narr einer Gesellschaft von Dieben und Schmugglern Worte der heiligen
barmherzigen Lebens¬
seinem „jungen Medardus“ bemächtigt hat. Er schildert die Wiener Tage
Schrift vor, bis daß die verhärtete Kruste ihres Herzens zu schmelzen
Aber wundersame
des unglücklichen Kriegsjahres 1809, gibt ein Kulturbild der traurigen
beginnt und ein sie erlösender Glaube in ihre Seelen zieht.
Glied an Glied zu
Epoche und vermehrt gleichzeitig die Napoleon=Dramen. Der Autor hält
len und ohne rechtes
Hier zum ersten Male und nie vorher hatte ich bei der Lektüre eines
sich größtenteils an die Ereignisse, bringt auch historische Personen auf die
en engen Kreis ihn
deutschen Buches das Gefühl, den Hauch vom Geiste eines Dostojewski zu
Bühne, gestaltet aber ihr Walten für seine dichterischen Zwecke mitunter
berhitzte Phantasie
spüren. Nur die Russen hatten bis heute einen Titanen dieser Kraft.
anders, als der Chronist vermeldet. Wien ist wieder von der Franzosen¬
waches Leben beein¬
Nun haben ihn auch die Deutschen. Haben ihn gerade durch dieses Werk,
not bedrängt, die Bevölkerung vom Napoleon=Haß erfüllt. Der große
denen er von Be¬
das als Ganzes an die größten Meisterschöpfungen nicht heranzureichen
Korse fühlt sich seinem Plane, eine Weltherrschaft zu begründen, näher
Vorstellungen reli¬
vermag, das uns während langer Strecken trotz inniger Liebe, die Haupt¬
gerückt. Die Bürgermiliz bewacht die Stadt, die Landwehr kommt ins
rwürfigkeit geistes¬
mann auf diese Arbeit wandte, nicht immer erwärmt und mit fortreißt,
Gesecht undirkt Wunder der Tapferkeit. Der junge Erzherzog Maxi¬
rschens in ihm auf¬
haben ihn durch ein Werk, das dem Glauhen gewidmet ist und von einem
milian, der das Stadtkommando innehat, schreitet zur Aufstellung von
d mit seelischer Not¬
geschrieben wurde, der als Mensch und als Dichter selbst längst nicht mehr
Freiwilligenkorps und errichtet aller Orten Werbestationen. „Jeder, der
zu glauben vermag.
), sondern tatsächlich
ein eigenes Gewehr, Pulver und Blei besitzt, hat solches mitzubringen,
Hauptmann zur Selbstqual und uns leider zur Schmälerung unserer
und die übrigen nicht Bewaffneten müssen mit Sensen, Häcken und der¬
Worte des Christen¬
Lebensfreude zieht sich ein ewig grüblerischer Zweifel durch dieses Buch
gleichen Dienste leisten.“ So sieht es im Wien des „jungen Medardus“
zu sterben bereit ist,
und frißt an seinen Schönheiten so lange und so beharrlich, bis eine Zier
aus. Er ist der Sohn der Buchhändlerswitwe Klähr. Ihr Mann diente
as verblüffende Ge= Unach der andern vor unseren Augen zu verblassen beginnt, bis wir uns
bei der Bürgergarde, ihm war nicht ein ehrlicher Soldatentod bestimmt.
1910 auf.
das herrliche Geschenk unseres Dichters nur dadurch zu retten vermögen, Er wurde mit der ganzen Bürgergarde aufs Glacis beordert, um den