II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 140

22. Denjunge Medandus
„OBDEIVER“
I. ö. terr. bshèrdl.
Konzessionirtes
Bureau
für Zeitungsnachrichten
Wien, I.
Konkordiaplatz A
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Xe 1.10)0.
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Dé Vienne: Au théatre de la Hofburg vient d'a¬
voir lieu la première représentation d’une nouvelle
ceuvre de M. Arthur Schnitzler, Der Junge Medar¬
dus, dont l’action Stpasse-en-4809, l'année du sé¬
jour de Napoléon Ter à Scheenbrunn.
Tout le personnel du théatre de la Cour a dü étre
requis pour cette pièce à grand speclacle, qui ne
comprend pas moins de cing actes et dix-sept ta¬
bleaux et soixante-treize personnages. Des centaines
de figurants représentent les masses populaires et
les soldats des deux armées. On y entend des coups
de fusil et des coups de canon et l’on y voit sauter
des maisons en l’air; onze personnes y meurent, la
plupart de mort violente; un couple d’amoureux se
jette à l’eau, deux officiers sont blessés, plusieurs
personnes sont fusillécs.
La pièce — que l’auteur appelle une & histoire dra-,
matique 9 — a obtenu un tres gros succès.
La loge impériale était occupée par l’archiduc hég
riter François-Ferdinand.
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Telephen 12.591.

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#. Seterr. bohördl. konz. Uaternehmen für Zeitunge-Ausechnitte
Wien, I., Concordiaplats 4.
Vortretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianta,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Meiland,
#eapolts,
Now-Vork, Paris, Rom, San Prancisen, Stockholm #e.

Toroste.
Geschenungene
Aussehaitt am: Deutsches Tagblatt
26. Mestdetdtehe Rundschar
Pe
Wien

Theater und Kunst.
Wien, 25. November.
Buegkheater.
(Zum ersten Male: „Der junge Medardus“
dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen.
Von Artur Schnitzler.)
Ein Stück Alt=Wien imAbglanz einer bewegten
Zeit zog gestern in bunten Ausschnittbildern an uns
vorüber. Im Hintergrund Napoleon, der bei Aspern
geschlagen wurde und dennoch Wien belagert und in
Schönbrunn residiert. Man sieht ihn nicht, nur seine
Schatten, die er auf die Bühne wirft. Im
Vordergrund
junges Paar, dessen seltsam
verschnörkelter Liebesroman von den historischen
Vorgängen verschlungen wird. Eine dramatische
Historie nennt Schnitzler sein Werk, das
trotz starken Kürzungen noch immer fünf Stunden
Spieldauer erfordert und in nicht weniger als siebzehn
Bilder zerfällt. Weshalb dramatische Historie und
nicht historisches Drama? Die Umstellung der beiden
Worte erfolgte wohl nur aus Verlegenheit und weil
der Verfasser das bestimmte Gefühl hatte, kein ge¬
schlossenes Drama erreicht zu haben. Schnitzler wollte
eben zu viel auf einmal und es erging ihm dabei,
wie jenem Sonntagsjäger, der mehrere Hirsche zugleich
erlegen wollte, sich mit seinem Stutzen nach rechts
und links, nach vorne und rückwärts wandte und
schließlich ohne Beute heimkehren mußte.
Man ahnt schon, was Schnitzler wollte. Eine
große Zeitbewegung wollte er in bunten Bühnen¬
bildern einfangen, und um die dramatische Form
seines epischen Beginnens zu rechtfertigen, brauchte er
ein Einzelschicksal, das die losen Bilder verknüpft.
Dieses Einzelschicksal ist da, verkörpert im jungen
Medardus, dem Helden des Spektakels. Auch ein
dramatisch brauchbarer Handlungskern wäre da, sogar
ein sehr interessanter. Wie dieser junge Medardus
ausging, Napoleon zu töten, und sein Retter wird,
weil die, die ihm den Dolch in die Hand gedrückt, ihm
als Maitresse des gehaßten Eroberers verleumdet wird
und seine Eifersucht nun Rache und Vergeltung
dem Korsen, daraus
an ihr übt, statt an
hätte sich mehr, viel mehr machen lassen.Bei
Schnitzler huscht alles, was nach dramatischer Ge¬
staltung schreit, anekdotisch vorüber und vor lauter
Schauen und Hören kommt man nicht zum Erleben.
Auf das Miterleben aber kommt es einzig bei einem
wirklichen Drama an, nicht auf das Schauen und
Hören. Wollte man Kunde davon geben, was man
im „Jungen Medardus“ zu schauen und hören be¬
kommt, käme man nicht zu Rande oder man müßte
einen Roman schreiben, wie ja auch Schnitzlers Stück,
genau besehen, nur ein dialogisierter Roman ist. Im
zweiten Bild schon werden zwei Leichen ans Land ge¬
schwemmt, im dritten wohnen wir einer Beerdigung
bei, dann stirbt ein Kind, von einem Bombensplitter
getroffen, zwei Männer werden füsiliert, Kanonen
donnern, Dolche blitzen und Häscher spionieren aller¬