II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 146

22. DenjungeMedandus
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manen Tuger wenigstens“
Inland.
Poabkeine, was ein schon so weit realpolitisch denken gelernt hat, daß man
sich hütet, sich eine Verantwortung aufzuladen, an deren
Österreich.
l, unbedingt besitzen
Last man schwer zu tragen hätte. Man ist im tschechischen
tsachenm#t zurechtzu¬
Die Abgeordneten Dr. v. Oberleithner und Andratschke
Lager willens, den Verständigungsversuch, der in Prag ein
den tatsächlichen Ver¬
erstatteten am 23. d. in einer zahlreich besuchten Versamm¬
geleitet worden ist und der dort zu keinem positiven Er¬
t eine Verstandeskunst
zu lebhafte und unge¬folge kommen konnte, in Wien fortzuführen. Und nicht nur lung des Deutschen Volksvereines in Jägerndorf Rechen¬
gehälten, wenn sich der Zuschauer vorher im Buch orien=verteidigt. Aber auch sie können gewisse Symptome des
Rückganges nicht leugnen. Auf eine Ursache weisen fast
tieren kann, vielleicht war er des Bühnenerfolges nicht
te historische
alle Untersucher der Frage; auf die willensschwache, selbst¬
recht sicher und wollte dem Buch seinen Lauf getrennt vom
zufriedene, gutmütige, aber oberflächliche Art des Wieners,
Theaterschicksal eröffnen, vielleicht hat er aber auch von
die ihn verhindert, es auf irgendeinem Gebiete menschlicher
vornherein damit gerechnet, daß außer dem Wiener Burg¬
Tätigkeit zu den höchsten Ergebnissen zu bringen. Artur
v. Wymetal.
theater keine deutsche Bühne diese Historie aufführen werde
Schnitzler steht mitten im geistigen Leben Wiens, er pflegt
und daß der Burgtheatererfolg durch die wienerische Grund¬
talfer, sowerefesan.
mit einem kleinen, aber sorgfältig gesiebten Kreis von
farbe des Werkes doch gesichert sei. Die Aufführung des
r sicheren Aufführung
Denkern und Dichtern Umgang, liest die Bücher seiner
„Jungen Medardus“ erfordert nömlich einen schauspiele¬
egen ein neues Drama
Zeit, folgt ihren Fragen mit lebhaftem Anteil. Da hat
rischen und szenischen Apparat, wie ihn außer dem Burg¬
aufführung dem Buch¬
er sich denn auch mit dem „Problem Wien“ befaßt. Manchen
theater wohl nur Max Reinhardt besitzt. 55 männliche und
ist diese Praxis nicht
Vorzug und die eine oder andere Schwäche des wienerischen
19 weibliche Personen, zusammen also 74 handelnde Men¬
i klugen Verleger ein¬
Charakters mochte er in sich selbst spüren. Als Bühnen¬
schen, nennt der Theaterzettel des „Jungen Medardus“
ierenpublikum ist sehr
dichter hat er auch Gelgenheit gehabt, die wienerische Un¬
und nicht weniger als U7mal verwandelt sich während der
gt, an einer Dichtung
fünfstündigen Dauer der Historie die Szene. Das wirdzuverlässigkeit und Launenhaftigkeit bei den Direktoren und
Frau Ebner v. Eschen¬
beim Publikum zu erfahren. Studien und Diskussionen,
gleich weniger verwunderlich scheinen, wenn man erfährt,
Die jetzigen Menschen
Erfahrungen und Denkarbeit werden beim rechten Dichter
daß der Held der Tragödie nicht eigentlich der junge Wie¬
izen Achilles sehen sie
ganz von selbst künstlerische Produktion. So dürfte der
ner Bürgersohn Medardus Klähr, sondern die Haupt=,
en Elemente der dra¬
„Junge Medardus“ entstanden sein. Das Wien der Gegen¬
ung. Diese Spannung Reichs= und Residenzstadt Wien mit ihren Bewohnern und
wart in einer großen Tragödie zu behandeln, ging nicht
deren Eigenart ist ...
er, wenn niemand im
gut an; das wäre nur Stoff für eine groß angelegte Sa¬
Ja, Wien ist der Held des Dramas. Schnitzler hat uns
rher gelesen hat. Die
tire. Doch hundert Jahre zurück, und wir sind mitten in
ers unausstehlich. Sie in Dialogen, Novellen, Schauspielen und Romanen schon
einer an bedeutenden Ereignissen überreichen Zeit, die sich
ken wird und kann, sie viele Tragikomödien des Wienertums gespendet. Nun hat
als Hintergrund für eine tragische Handlung wunderbar
der wienerischeste aller österreichischen Dichter auch die Tra¬
dem Nachbar lints die
eignet und sich noch dazu durch verführerische Buntfärbig¬
gödie des Wienertums geschaffen. Mit dem Problem Wien
rklärungen aufdrängen,
keit auszeichnet! In einer zauberstarken Vision wird bei
haben sich in den letzten Jahren kulturhistorische, historische
hn dem ihnen schon be¬
Schnitzler das Wien ex anno 1809 vor uns lebendig. Es
und rein kritische Abhandlungen, wie Essays eisig beschäf¬
Anspruch genonnnen,
ist ein ganz kurzer Zeitraum, den das Drama umfaßt.
tigt. Warum geht eine Stadt, die von der Natur so reich
zu passen. Abweichend
Wenn der Vorhang aufgeht, sind eben die Schlachten bei
bedacht wurde und die auf eine Kultur von über tausend
ge dramatische Historie
Ingolstadt und Eckmühl geschlagen worden und als der
Jahren zurückblicken kann, eine Stadt, die in Politik,
vor der Uraufführung
Vorhang zum letztenmal niedergeht, da sind die Kanonen¬
Wissenschaft und Kunst Jahrhunderte hindurch den Mittel¬
afür mag mehr als ein
donner von Aspern und Wagram eben vergrollt, und in
punkt der deutschen Welt bildete, ständig zurück? Der
elleicht hat es der Dich¬
Schönbrunn, wo Napoleon residiert, wird der Friede unter¬
Wiener Hermann Bahr hat — wer seinen Gott liebt,
Geschehens die sich in
zeichnet. Dazwischen erleben wir auf der Bühne mit: den
züchtigt ihn! — ein aus unglücklicher Liebe geborenes Zorn¬
ahmsweise für richtiger
Abzug eines Landwehrregiments. die Belagerung und
buch über dieses Problem geschrieben. Andere sind mit der
übergabe der Stadt Wien, den Einmarsch der Franzosen,
Erörterung derseiben Frage gefolgt. Wieder andere, wie
atische Historie in einem
tur Schnipler, verlegt bei
der von Berlin nach Wien ausgewanderte Franz Servaes,die historische Erschießung des bürgerlichen Sattlermeisters
ig im Wiener Burgtheater
haben gegen die Antläger polemmisiert und die Donaustadt Escheubacher und den gleichfalls historischen, von Schnitzlen