22. DenjungeMedandus
Telephen 12.201.
„UDSERTER
I. Deterr. behördl, konz. Unternehmen für Zaftunge-Ansochaftte
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Basel, Budapest, Chicagu, Cleveland, Chrtetlu#,
Oenk, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnespolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholen, St. Peters¬
burg, Tcronto.
(uschesangabe oune Dewül.
Ausschaltt eus Budapester, Tagblatt
76 1: 497
VOM
(Der junge Medardus.) Aus Wien wird ge¬.
melde. Die Uraufführung der Schnitzler'schen dra¬
matischen Historie „Der junge
ging
gestern im Burgtheater im Zeichen eines rauscheyden
Erfolges vor sich. Den Medardus spielte Herr G¬
rasch ohne das irre und übeefeurige, leicht an Ra¬
serei streifende Temperament, das dieser Jünglings¬
gestalt eigen sein muß. Aber seine allgemeine Be¬
gabung verschafft ihm doch eine allgemeine, wenn
auch nur vage an die Rolle reichende Wirkung. Die
Prinzessin, Fräulein Wohlgemuth, berückend schön,
und ihre gelegentlich anfängermäßige Unsicherheit
bilft, daß die Seelenkälte der Valois deutlicher werde.
Neben diesch Leiden-gibt #s nöll ein paar Dutzend
größere und kleinere Rollen. Von den besten##
Eschenbacher des Herrn Balajthy, unvergeßlich in
seiner Cinfachheit. Der Spion Wachshuber, den Herr
Korff aus Elementen einer Schalanterschen Nieder¬
tracht vortrefflich zeichnet: der rührend bescheidene
Etzelt des Herrn Treßler, der ergreifend königliche
Greis, den Herr Hartmann mit seiner seignenralen
Noblesse gibt, die Agathe der Medelsky, die Mutter
des Medardus: Frau Bleibtreu mit kernhafter Echt¬
heit, „riegelsam“ und dann wieder hinreißend in
ihrem Ausbruch wilder Verzweistung. Ferner #ie
Zese der Prinzessin, Fräulein Hofteufel, der in die
ser Rolle etwas sehr Feines gelingt: an die amon¬
rösen Zosen des Ancien régime zu erinnern. 30
graziös und anmutig verbuhlt ist sie, daß man in
mer wieder sich erinnert, wie doch um 1800 die #n
lante Zeit noch nicht lange vergangen war. Dunst
Episoden, wie der Neunzigjährige, den Herr Straßni
gibt; Wiener Bürger: Herr Heller, Herr Moser:
Soldaten: Herr Pamsen und Herr Muratori. Dann
das arme, verschmähte Mädchen: Fräulein Mell:
dann die strebsame Kokotte: Fräulein Wagner; keine
Rollen, die Frau Senders, Fräulein Wilke, Fräu¬
lein Rosen, Fräulein Gerzhofer geben; die Herren
Gimnig, Pittschau, Thimig, Deprieni, Löwe, Zeska,
der Arzt des Herzogs, den Herr Heine einfach mei¬
sterhaft spielt, dann der andere Arzi, den Herr Arndt
gibt usw. Eine Aufführung von einer wundervolten
Geichmäßigkeit, von einer ungenöhnlichen Höhe des
Gelingens. Sie dauerte fünf Stunden. Aber das
Publikum schien es kaum zu merken, so stark und
anhaltend ist die Wirkung, die von diesem Werke
ausgeht. Arthur Schnitzler wurde gleich nach den
ersten Verwandlungen Kürmisch gerufen und mußte
beinahe nach jedem Bild vor den Vorhang treten,
um für den Beifall zu danken.
box 26/5
„„OBSEN T
L.öster
konze
Bur
für Zoitungine strtahten
Wien,
Konkordiaplats 4
Aancunlo Droscher Nachriehtn
Arberiun
** „Der junge Medardus“, Artur Schuihlers neues
Stück, wurde im Wiener Burgtheater zum erstenmal
aufgeführt. Der „Lokal=Anz.“ berichtet darüber: Schnitzler
nennt sein Stück eine „dramatische Historie“. Sie spielt in
der Zeit von 1809, also im Jahre des Aufenthalts Napo¬
leons in Schönbrunn. Der junge Medardus ist ein Bür¬
gerssohn, den ein seltsames Geschick in Verbindung mit der
Prinzessin Helene von Valois bringt, der Tochter eines
französischen Thronprätendenten, der in Wien Asylrecht ge¬
nießt. Das Burgtheater mußte seine gesamten männlichen
Schauspielkräfte und eine große Anzahl seiner weiblichen
Mitglieder aufbieten und außerdem noch mit einem starken
Aufgebot von Statisten arheiten, um
3 Personen des
Personenverzeichnisses uns das dazugehörige Volk, sowie
Soldaten beider Heere usw. zu stellen. Dem Publikum ge¬
sielen besonders die patriotischen und kriegerischen Szenen.
Die größte und erschütterndste Leistung des Abends bot
Frau Römpler=Bleibtreu als Mutter des jungen Medardus.
Die für Kainz geschriebene Rolle des jungen Medardus
spielte Herr Gerasch mit Feuereifer, aber in allzu gleich¬
mäßiger Deklamation. Zum erstenmal seit langer Zeit war
auch
Hofloge bei einem Schnitzler=Stück besetzt
(Schnitzler hat bekanntlich die Charge eines Oberarztes
wegen seiner Novelle „Leutnant Gustl“ verloren): G
herzog Franz Ferhinand und seine Gemahlin, die Herzogin
von Hohenberg, wahnten dem letzten Teil der Vor¬
stellung bei.
Wien, I., Oonoordiaplatz 4.
Vertretingen
In Berlin, Bavel, Budapest, Cnicago, Cleveland, Christiania,
Oenf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paria, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quetionangabe enun Gnuum)
Ausechnitt aus:
Münchner Zeitung
26 11 1910
vom:
(„Medardus“.] Die Wiener Kritik behanfelt
Schnitzlers neues Werk mit hoher Achtung, doch ohne
Begeisterung. Ueberall wird auf den g.oßen¬
Mangel hingewiesen, der darin liegt, daß dem Stück
der eigentliche Held fehlt. Der junge Medardus ist
ein Feuerkopf, stets bereit, sein Leben um nichts zu
opfern, aber er ist kein Held, kein Mann der Tat. Er
kennt nur die Konsequenz der Inkonsequenz. Aber
earin liegt wohl eine Absicht des Dichters; er¬
wollte den Typeines Wienerszeichnen.
der sich nur an Worten berauscht. Schnitzlers Drama¬
ist so eine der blutiusten Satiren, die auf
Was Wienertum geschrieben wurden. Aber ge
rade deswegen wird es auswärts schwer verstandes
##erden, abgesehen davon, daß sich nur die allergrößte
Bühnen eine Aufführung dieses Werkes leisten köns¬
###n, denn es foodert einen fast unerhörten Personal¬
aufnand. In der Buchausgabe nimmt das Personen=
verzeichnis drei Oktavseiten ein!
Deutsche antarktische Expedition.] Die Füh¬
rung des Schif
s der Deutschen ant ektischen
Expedition, die Oberleutnant Filchner! ttet, hat
—
Kapitän Bahse!
von der Hankbudg=Amerika=
Linie übernommen. Vahsel hat bereits Die erstel
Südpolapexpedition als zweiter Offizier mitgemacht.
Telephen 12.201.
„UDSERTER
I. Deterr. behördl, konz. Unternehmen für Zaftunge-Ansochaftte
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Basel, Budapest, Chicagu, Cleveland, Chrtetlu#,
Oenk, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnespolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholen, St. Peters¬
burg, Tcronto.
(uschesangabe oune Dewül.
Ausschaltt eus Budapester, Tagblatt
76 1: 497
VOM
(Der junge Medardus.) Aus Wien wird ge¬.
melde. Die Uraufführung der Schnitzler'schen dra¬
matischen Historie „Der junge
ging
gestern im Burgtheater im Zeichen eines rauscheyden
Erfolges vor sich. Den Medardus spielte Herr G¬
rasch ohne das irre und übeefeurige, leicht an Ra¬
serei streifende Temperament, das dieser Jünglings¬
gestalt eigen sein muß. Aber seine allgemeine Be¬
gabung verschafft ihm doch eine allgemeine, wenn
auch nur vage an die Rolle reichende Wirkung. Die
Prinzessin, Fräulein Wohlgemuth, berückend schön,
und ihre gelegentlich anfängermäßige Unsicherheit
bilft, daß die Seelenkälte der Valois deutlicher werde.
Neben diesch Leiden-gibt #s nöll ein paar Dutzend
größere und kleinere Rollen. Von den besten##
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seiner Cinfachheit. Der Spion Wachshuber, den Herr
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tracht vortrefflich zeichnet: der rührend bescheidene
Etzelt des Herrn Treßler, der ergreifend königliche
Greis, den Herr Hartmann mit seiner seignenralen
Noblesse gibt, die Agathe der Medelsky, die Mutter
des Medardus: Frau Bleibtreu mit kernhafter Echt¬
heit, „riegelsam“ und dann wieder hinreißend in
ihrem Ausbruch wilder Verzweistung. Ferner #ie
Zese der Prinzessin, Fräulein Hofteufel, der in die
ser Rolle etwas sehr Feines gelingt: an die amon¬
rösen Zosen des Ancien régime zu erinnern. 30
graziös und anmutig verbuhlt ist sie, daß man in
mer wieder sich erinnert, wie doch um 1800 die #n
lante Zeit noch nicht lange vergangen war. Dunst
Episoden, wie der Neunzigjährige, den Herr Straßni
gibt; Wiener Bürger: Herr Heller, Herr Moser:
Soldaten: Herr Pamsen und Herr Muratori. Dann
das arme, verschmähte Mädchen: Fräulein Mell:
dann die strebsame Kokotte: Fräulein Wagner; keine
Rollen, die Frau Senders, Fräulein Wilke, Fräu¬
lein Rosen, Fräulein Gerzhofer geben; die Herren
Gimnig, Pittschau, Thimig, Deprieni, Löwe, Zeska,
der Arzt des Herzogs, den Herr Heine einfach mei¬
sterhaft spielt, dann der andere Arzi, den Herr Arndt
gibt usw. Eine Aufführung von einer wundervolten
Geichmäßigkeit, von einer ungenöhnlichen Höhe des
Gelingens. Sie dauerte fünf Stunden. Aber das
Publikum schien es kaum zu merken, so stark und
anhaltend ist die Wirkung, die von diesem Werke
ausgeht. Arthur Schnitzler wurde gleich nach den
ersten Verwandlungen Kürmisch gerufen und mußte
beinahe nach jedem Bild vor den Vorhang treten,
um für den Beifall zu danken.
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** „Der junge Medardus“, Artur Schuihlers neues
Stück, wurde im Wiener Burgtheater zum erstenmal
aufgeführt. Der „Lokal=Anz.“ berichtet darüber: Schnitzler
nennt sein Stück eine „dramatische Historie“. Sie spielt in
der Zeit von 1809, also im Jahre des Aufenthalts Napo¬
leons in Schönbrunn. Der junge Medardus ist ein Bür¬
gerssohn, den ein seltsames Geschick in Verbindung mit der
Prinzessin Helene von Valois bringt, der Tochter eines
französischen Thronprätendenten, der in Wien Asylrecht ge¬
nießt. Das Burgtheater mußte seine gesamten männlichen
Schauspielkräfte und eine große Anzahl seiner weiblichen
Mitglieder aufbieten und außerdem noch mit einem starken
Aufgebot von Statisten arheiten, um
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Personenverzeichnisses uns das dazugehörige Volk, sowie
Soldaten beider Heere usw. zu stellen. Dem Publikum ge¬
sielen besonders die patriotischen und kriegerischen Szenen.
Die größte und erschütterndste Leistung des Abends bot
Frau Römpler=Bleibtreu als Mutter des jungen Medardus.
Die für Kainz geschriebene Rolle des jungen Medardus
spielte Herr Gerasch mit Feuereifer, aber in allzu gleich¬
mäßiger Deklamation. Zum erstenmal seit langer Zeit war
auch
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(Schnitzler hat bekanntlich die Charge eines Oberarztes
wegen seiner Novelle „Leutnant Gustl“ verloren): G
herzog Franz Ferhinand und seine Gemahlin, die Herzogin
von Hohenberg, wahnten dem letzten Teil der Vor¬
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Wien, I., Oonoordiaplatz 4.
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In Berlin, Bavel, Budapest, Cnicago, Cleveland, Christiania,
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New-Vork, Paria, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
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(Quetionangabe enun Gnuum)
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Münchner Zeitung
26 11 1910
vom:
(„Medardus“.] Die Wiener Kritik behanfelt
Schnitzlers neues Werk mit hoher Achtung, doch ohne
Begeisterung. Ueberall wird auf den g.oßen¬
Mangel hingewiesen, der darin liegt, daß dem Stück
der eigentliche Held fehlt. Der junge Medardus ist
ein Feuerkopf, stets bereit, sein Leben um nichts zu
opfern, aber er ist kein Held, kein Mann der Tat. Er
kennt nur die Konsequenz der Inkonsequenz. Aber
earin liegt wohl eine Absicht des Dichters; er¬
wollte den Typeines Wienerszeichnen.
der sich nur an Worten berauscht. Schnitzlers Drama¬
ist so eine der blutiusten Satiren, die auf
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rade deswegen wird es auswärts schwer verstandes
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