II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 164

22. Denjunge Madandus
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:

SZeffung.
26 MONLHocn 1910
vomi
Kleines Feuilleton.
* Arthur Schnitzlers neues Stück, „Der junge Medardus“,
urgtheater zum ersten Male aufgeführt wor¬
Haee
#den ist, beurteilt die „Neue Freie Presse“ wie folgt: Die Geschichte
setzt sehr anregend ein, verzettelt sich dann aber durch eine end¬
lose Reihe von Bildern. Der Dichter wollte zweierlei: einen
interessanten Liebesroman erzählen und zugleich die ganze
Historie des Jahres 1809 mit all seinen Nöten und Fährden in
den Rahmen der Bühne einfangen. Doch dem Roman war schon
der Atem ausgegangen, als die Historie kaum begonnen.
Der dritte Akt bringt erst die Beschießung der Stadt, und schon
ist unsere Teilnahme für Medardus und seine Prinzessin er¬
kaltet. Was kümmert uns erst das Bumbum der Kanonen in
einer dramatischen Einöde? Da kommen und gehen die Leute,
erscheinen und verschwinden, ohne daß man errät, warum sie sich
auf die Bühne bemühten. Der ganz unhistorische Spuk ver¬
dampft schließlich in die Luft, woher er gekommen. Ungleich
besser geriet alles Wienerische in dem Stück. Wiener Stube,
Wiener Gasse, überall fühlt man sich zu Hause. Von den vielen
Volksszenen sind fast alle ausgezeichnet. Auf dieses illustrierende
Beiwerk, das scheinbar Nebensächliche, verwendet der Dichter
die größte Sorgfalt, es wird uns zur Hauptsache. Seine
Historie besteht ja eigentlich aus lauter Episoden, und episodischer
Art sind namentlich die meisten der unzähligen Figuren; jede
einzelne aber, mag sie einmal nur und auf Nimmerwiedersehen
vorübergleiten, ist ein durchstudierter Typus. Die Gefahr, ins
Sensationsdrama, ins Ausstattungsstück zu entgleisen, lag sehr
nahe. Doch nie vergißt der Dichter sich selbst oder doch nur in
seltenen Augenblicken, wo auch er an dem derberen Theaterwesen
zu viel Gefallen findet. Wer ihm folgt, hat Mühe, alle Blumen
und Blüten aufzulesen, die er während der langen Fahryan der
Weg streut.
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Kunst und Wissenschaft.
Schulblereuenes Drama „Derjunge Medardus“ hat bei
senanstührung am Wiener Burgtheater außerordentlich
Linteressiert und gefallen, wenn auch Darstellung und Inszenierung den
schwierigen Ansprüchen der Dichtung nicht ganz genügten. Artur Schnitz
ler wurde nach den Aktschlüssen wiederholt gerufen.
Jubiläum des württembergischen Gocthebundes. Aus Sint1001