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22. Der —junge -Ledandus
sehen wir, die stammelnden Laute der Liebesbrunst hören auch diesmal nicht geglückt. Im Buche mag die Poesie
Medardus.
wir nur, wenn gerade die Kanonen schweigen. So will! des Lesers die Bildertexte verbinden, in der Bühnen¬
die andächtige Sammlung nicht aufkommen. Wir darstellung fehlt diese Verbindung und wir genießen
von Arthur Schnitler
gähnen ermüdet, da der junge Medardus an der Ge=lediglich eine kinematographische Bilderserie mit den
r das Stück alls, anpapberen
tönenden Worten der einzelnen Akteure.
fängnismauer erschossen wird.
hner Tagesblätter dis umfang¬
Die Bilder sind oft von köstlichem Reiz, die Worte
Daran krankt ja Schnitzlers dramatische Begabung,
Kritik ist also mit dem Spallen¬
oft rührend. Aber zu rasch und zu oft wechseln die
daß er aus großen Problemen die nichtigen Impulse
Burgtheater gegangen, dann
Nachsatz über die Aufführung herausholt. Der junge Medardus zieht aus, das Vater= Bilder, zu wenig Spielraum wird dem Geist gegeben,
n zu bringen ... Das Urteil land zu befreien. Er hält an, weil sein junges der das Wort lebendig machen soll. Die kraffesten
bendige Aufführung gesprochen. Schwesterlein mit einem Prinzen in die Donau geht, da Schicksale vermögen nicht zu rühren. Leichen, vor den
solch dessen stolzer Vater die Verbindung nicht gestattet. Am Augen Erschossene und Erstochene vermögen nicht Stim¬
noch so auserlesen,
uchkritik mit frischem Nachguß Grabe des jungen Paares entbrennt er in Leidenschaft mung zu machen. Man erinnert sich höchstens des
für die hochmütige Prinzessin, die seine Schwester im Wortes Kalchas: „Ramt's mir die Leichen weg, ich kann
“ und bedauert, sein Nacht¬
ernst strebender Schriftsteller! Grabe schmäht. Und hier setzt der Verfasser der Anatol= die Unordnung nit sehn .. “
ruch auf ein langsameres, in geschichten ein, der Prinzessinnen nicht höher stellt wie mahl versäumt zu haben. Bedauert auch nebenbei den
digen Darstellung begründetes das süße Mädel und kurzweg die Prinzessin mit dem Dichter, der offenbar ernst nach dem Großen strebt und
lssprüche auch nachsichtig und kleinen Bürgerssohn nach eineinhalbstündiger Bekannt= vom Beifall der Menge und der willfährigen Kollegen
irregeführt, in reinere Höhen nicht gelangen kann.
bestaltende Bühne spricht, das schaft ins Brautbett schickt ... Vergebens versucht er dann
Die Aufführung: alle Hochachtung. Thiemig stellt
die historischen Wahrheiten mit der sernellen Unwahr¬
ht aus dem toten Buche lesen.
flen, sie tun dem Dramatiker heit zu verknüpfen, er läßt Medardus Rache lechzen, wunderbare Bilder, Herr von Berger war splendid.
Leser, sondern für die Bühne wo der doch nur nach Liebe lechzt, gleich einem brünstigen Achtzig Künstler und ein Vermögen hat er beigestellt,
Hund. Daraus resultieren dann der Mord an der Prin= der eine Liebling spielt eine alte Herzogin, der andere
nen sucht. Zweifellos hat
historische Vaterlandsdrama zessin, die getötet wird, weil sie sich dem verhaßten Na=ein Stubenkätzchen. Aber von alldem bleibt uns doch
Medardus fand, sein spinti= poleon ergeben, der Tod des Medardus, da er erkennt, nur eines in der Erinnerung: die großen Augen des
ieber mit psychologischen Er= daß dieses Liebesopfer nur gebracht wurde, den alten Hartmann, die glanzlos und doch sehend in eine
der gravitätisch schreitenden Tyrannen zu töten. Vielleicht ist es historisch, was da neue Zeit schauen. Vielleicht ins neue Burgtheater.
zu Sardon und Blumenthal, geschieht, aber dann waren die Impulse der Tat andere. Wo zwar der Gerasch sehr melodisch spricht und die
d Wildenbruch. Die kleine So wie sie uns Schnitzler predigt, wirken sie lächerlich, [Wolgemuth eindrucksvolles Spiel entfaltet, weit
und breit aber kein Größe versprechendes Zeichen für
Wieder schlägt der Autor des
edardus, der auszog, eine illusionzerstörend.
Freilich, die Stücke,
die Zukunft zu erblicken ist .
„Reigen“ durch. Kleine Ursachen, große Wirkungen.
und im Schlafgemach einer
Das mag in der Weltgeschichte zutreffen. Auf dem wie dieses, die brauchen solche Mittel nicht. Es genügt
hat den historischen Stoff der
Theater gilt ein anderes Gesetz und das Drama ist miß= ein tüchtiger Regisseur und eine volle Privatschatulle.
Hintergrund. Vielleicht fühlt
schen Wucht seine Gestaltungs= glückt, das diese Gesetze verleugnet. Was nützt der an= Das sichert eine Reihe von Aufführungen.
Muß ich noch hinzufügen, daß es viele Hervorrufe
bleibt Napoleon hinter den schauliche Bilderkram, der eine große Zeit in hübschen
Genrebildchen schildert. Was heißen die hübschen großen und viel Beifall gab? Das ist bei Premieren heutzu¬
kiungsjahr rauscht an uns mit
Wiener Kleinmeierei vorüber. Worte, die sie begleiten und was besagt der Mut, die tage selbstverständlich und ehrt das Publikum mehr
naten von der Bastei in das Kleinlichkeit des großen Körpers „Volk“ zu spotten. jals den Dichter. Und alle Feuilletons der Zünftigen
Das Vom Dramatiker verlangen wir ein Theaterstück, nicht vermögen die Wahrheit nicht hinwegzuschreiben
Esromans hinein
5.—
waltigen Hintergrund. Ihn Bilder mit Text. Und das Theaterstück ist Schnitzler!
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22. Der —junge -Ledandus
sehen wir, die stammelnden Laute der Liebesbrunst hören auch diesmal nicht geglückt. Im Buche mag die Poesie
Medardus.
wir nur, wenn gerade die Kanonen schweigen. So will! des Lesers die Bildertexte verbinden, in der Bühnen¬
die andächtige Sammlung nicht aufkommen. Wir darstellung fehlt diese Verbindung und wir genießen
von Arthur Schnitler
gähnen ermüdet, da der junge Medardus an der Ge=lediglich eine kinematographische Bilderserie mit den
r das Stück alls, anpapberen
tönenden Worten der einzelnen Akteure.
fängnismauer erschossen wird.
hner Tagesblätter dis umfang¬
Die Bilder sind oft von köstlichem Reiz, die Worte
Daran krankt ja Schnitzlers dramatische Begabung,
Kritik ist also mit dem Spallen¬
oft rührend. Aber zu rasch und zu oft wechseln die
daß er aus großen Problemen die nichtigen Impulse
Burgtheater gegangen, dann
Nachsatz über die Aufführung herausholt. Der junge Medardus zieht aus, das Vater= Bilder, zu wenig Spielraum wird dem Geist gegeben,
n zu bringen ... Das Urteil land zu befreien. Er hält an, weil sein junges der das Wort lebendig machen soll. Die kraffesten
bendige Aufführung gesprochen. Schwesterlein mit einem Prinzen in die Donau geht, da Schicksale vermögen nicht zu rühren. Leichen, vor den
solch dessen stolzer Vater die Verbindung nicht gestattet. Am Augen Erschossene und Erstochene vermögen nicht Stim¬
noch so auserlesen,
uchkritik mit frischem Nachguß Grabe des jungen Paares entbrennt er in Leidenschaft mung zu machen. Man erinnert sich höchstens des
für die hochmütige Prinzessin, die seine Schwester im Wortes Kalchas: „Ramt's mir die Leichen weg, ich kann
“ und bedauert, sein Nacht¬
ernst strebender Schriftsteller! Grabe schmäht. Und hier setzt der Verfasser der Anatol= die Unordnung nit sehn .. “
ruch auf ein langsameres, in geschichten ein, der Prinzessinnen nicht höher stellt wie mahl versäumt zu haben. Bedauert auch nebenbei den
digen Darstellung begründetes das süße Mädel und kurzweg die Prinzessin mit dem Dichter, der offenbar ernst nach dem Großen strebt und
lssprüche auch nachsichtig und kleinen Bürgerssohn nach eineinhalbstündiger Bekannt= vom Beifall der Menge und der willfährigen Kollegen
irregeführt, in reinere Höhen nicht gelangen kann.
bestaltende Bühne spricht, das schaft ins Brautbett schickt ... Vergebens versucht er dann
Die Aufführung: alle Hochachtung. Thiemig stellt
die historischen Wahrheiten mit der sernellen Unwahr¬
ht aus dem toten Buche lesen.
flen, sie tun dem Dramatiker heit zu verknüpfen, er läßt Medardus Rache lechzen, wunderbare Bilder, Herr von Berger war splendid.
Leser, sondern für die Bühne wo der doch nur nach Liebe lechzt, gleich einem brünstigen Achtzig Künstler und ein Vermögen hat er beigestellt,
Hund. Daraus resultieren dann der Mord an der Prin= der eine Liebling spielt eine alte Herzogin, der andere
nen sucht. Zweifellos hat
historische Vaterlandsdrama zessin, die getötet wird, weil sie sich dem verhaßten Na=ein Stubenkätzchen. Aber von alldem bleibt uns doch
Medardus fand, sein spinti= poleon ergeben, der Tod des Medardus, da er erkennt, nur eines in der Erinnerung: die großen Augen des
ieber mit psychologischen Er= daß dieses Liebesopfer nur gebracht wurde, den alten Hartmann, die glanzlos und doch sehend in eine
der gravitätisch schreitenden Tyrannen zu töten. Vielleicht ist es historisch, was da neue Zeit schauen. Vielleicht ins neue Burgtheater.
zu Sardon und Blumenthal, geschieht, aber dann waren die Impulse der Tat andere. Wo zwar der Gerasch sehr melodisch spricht und die
d Wildenbruch. Die kleine So wie sie uns Schnitzler predigt, wirken sie lächerlich, [Wolgemuth eindrucksvolles Spiel entfaltet, weit
und breit aber kein Größe versprechendes Zeichen für
Wieder schlägt der Autor des
edardus, der auszog, eine illusionzerstörend.
Freilich, die Stücke,
die Zukunft zu erblicken ist .
„Reigen“ durch. Kleine Ursachen, große Wirkungen.
und im Schlafgemach einer
Das mag in der Weltgeschichte zutreffen. Auf dem wie dieses, die brauchen solche Mittel nicht. Es genügt
hat den historischen Stoff der
Theater gilt ein anderes Gesetz und das Drama ist miß= ein tüchtiger Regisseur und eine volle Privatschatulle.
Hintergrund. Vielleicht fühlt
schen Wucht seine Gestaltungs= glückt, das diese Gesetze verleugnet. Was nützt der an= Das sichert eine Reihe von Aufführungen.
Muß ich noch hinzufügen, daß es viele Hervorrufe
bleibt Napoleon hinter den schauliche Bilderkram, der eine große Zeit in hübschen
Genrebildchen schildert. Was heißen die hübschen großen und viel Beifall gab? Das ist bei Premieren heutzu¬
kiungsjahr rauscht an uns mit
Wiener Kleinmeierei vorüber. Worte, die sie begleiten und was besagt der Mut, die tage selbstverständlich und ehrt das Publikum mehr
naten von der Bastei in das Kleinlichkeit des großen Körpers „Volk“ zu spotten. jals den Dichter. Und alle Feuilletons der Zünftigen
Das Vom Dramatiker verlangen wir ein Theaterstück, nicht vermögen die Wahrheit nicht hinwegzuschreiben
Esromans hinein
5.—
waltigen Hintergrund. Ihn Bilder mit Text. Und das Theaterstück ist Schnitzler!