II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 199

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22. Der junge Medandus
Se
Beim Leichenbegangnis der beiden Liedesopfer, sichrei es durch den Flur und lasse den Herzog rufen
Krnhen begegnen sich in damatigen!
lien von sehr ungleichem gesellschaft= die nie könnte das in Wirklichkeit geschehen sein! und die Herzogin und zerre die Prinzessin
unter der Anwesenheit beider Familien und deren laus dem zerwühlten Bett, nackt über
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die des Buchhändlers Klähr, der
Freundschaften in einem gemeinsamen Grabesdie Treppe
Jahre vorher, als die Franzosen
Ein lieber Narr! Und dabei hat die Frauens¬
n Wien waren, im Zusammenhange gebettet werden, beleidigt der Rappelkopf die
sperion, wie schlecht sie auch sein mag, vorlüufig
Schwester des mit seiner Schwester vereint gestor¬
guis seinen Tod gefunden hat, und
noch nichts getan, als ihm ein paar Blumen und
n, körperlich und geistig erblindeten benen Prinzen und reizt einen anderen Verwandten
Liebesworte gesendet! Taninene animis Viennen¬
derselben, den Marquis Bernard von Valois, zum
lois, der von den fortgesetzten Siegen
Duell. Das sind zwei Personen, deren Standesbe=fsibus ire? Die Gelegenheit zur Ausführung seines
n baldigen Sturz und seine eigene
schnöden Vorhabens ergibt sich bald; aber da findet
en Thron Frankreichs erwartet. In griffe er sich wohl vorstellen kann, die aber doch
der hochherzige Jüngling: „Es eilt nicht so
das soeben geschehene Unglück nicht unmittelbar ver¬
ki ist je ein Sohn und eine Tochter:
ssehr. Es ist ja abgemacht, daß ich heute Nachts
schuldet haben, und die von demselben ebenfalls
— es
bei Liebespaare. Die traurige, aber
wiederkomme, und morgen und übermorgen
schmerzlich betroffen sind. Bei diesem Zusammen¬
sschichte des einen erledigt sich schon
ist noch nichts versäumt. ... Und sie ist schön, Etzelt,
treffen findet Medardus die Liebe der Prinzessin
Denn da die Eltern des zukünftigen
sehr schön, die Prinzessin, warumsoll mannicht
Helene, die sich nichts daraus macht, „hochmütig
Franz von Valois in dessen Ver¬
[ein paar wunderbare Nächte haben?“ Es
mörderischer Finger“ geziehen zu werden. Sie sendet
der Wiener Buchhändlerstochter be¬
ist merkwürdig, wie praktisch manchmal die Ver¬
ihm die Blumen, deren Niederlegung auf dem Grabe
um keinen Preis einwilligen, die
rückten sind! Und wie inkonsequent! Derselbe junge
ihres Bruders er ihr brutal verboten, auf sein
svischen den beiden Liebesleuten aber
Medardus, der sich die Schönheit seines Opfers wohl
Krankenlager, nachdem er im Duell einen gefähr¬
vorgeschritten ist, so stürzen sich diese
behagen läßt, ehe er sein niederträchtiges Vorhaben
lichen Degenstich nahe beim Herzen davongetragen.
donau und ertrinken. Nun sollte man
ins Werk setzt (das letztere unterbleibt aber doch, weil
Einen andern, gefährlicheren Stich scheint er aber
derselbe Medardus ist
liderseitigen Eltern wären damit hin¬
er sich die Sache überlegt)
ins Hirn bekommen zu haben; denn nun nimmt
t: die einen dafür, daß sie auf das
später fest entschlossen, das korsische Ungeheuer in
besser achtgegeben haben, die andern er sich vor, nicht nur in den Armen der Prinzessin
dem angehenden Dauphin die Er zu schwelgen, sondern dieser auch noch einen beson= Schönbrunn niederzustechen und Wien vom Tyrannen
zu befreien; er tut es aber wieder nicht, weil ihn die
Mesalliance verweigerten. Vernünf= deren, ganz infamen und unerhörten Schimpf anzu¬
Prinzessin daran erinnert, daß am Tage darauf
scheint die Angelegenheit zwar schmerz=tun. „Ganz insgeheim schleich ich mich zu ihr ...
den Valois die Krone von Frankreich gehören würde.
fltig beglichen und ausgetragen. Allein Aber von ihr fort über die große Treppe und es
Als ob er das nicht schon früher hätte wissen können!
nein, sie zu¬
F Bruder des ertrunkenen Mädchens, ihnen dann ins Gesicht schreien.
Jetzt will er nämlich wieder seinen, von den Fran¬
An der Leiche seiner Schwester „ist sammenrufen alle, Herrschaft und Lakaien, noch in
zosen, einer Kleinigkeit wegen, standrechtlich erschos¬
der Nacht, wenn ich sie in meinen Armen habe.
kein guter Hauch von ihm aus“, und
Diese saubere Vorstellung verläßt ihn nicht. „Undssenen Oheim Eschenbacher rächen; aber jene Er¬
heut geschah, das ist ein Anfang,
es kommt die Stunde, da zahl ich's ihnen heim! innerung vergällt ihm den Befreierdolch. „Nun ist
amit schließt das „Vorspiel“, im Burg¬
Die Diener ruf ich zusammen und die Mägde und er angespien und seiner Bestimmung nicht mehr
heite Bild („Donauschänke“).