box 26/5
22. Der junge Medandus
nze Gruppe von in Trauer gehne fnen diller erkennen, daß das Leben viel mächtiger
die den Korsen hassen und verach¬
ist, als ihre Hirngespinnste und wie eine Lawine Räume, wie man sie in den sogenannten Kammer¬
einzige Hinderniß ihrer Wünsche
den Berkrücken hinunterrollt, ohne sich um die
spielen zu verwirklichen sucht, dahin paßt seine in¬
n jungen Medardus Klähr, der so
Zwerge zu scheren, die krampshaft versuchen, sich
time Wirkung; so oft er diese Grenzen in seinem.
r. meint sie ein gelungenes Werk¬
auf ihren Rücken zu schwingen, sondern sie lieber
Werke überschreitet, bleibt dem Hörer immer der
ber bald muß sie darauf kommen,
zermalmt: so kann niemand das Leben in seinem
Eindruck der verfehlten Perspektive. Die Anmut
bch ein gar zu gefährliches Spiel¬
mächtigen Laufe meistern.
darf eben nicht in Courschleppen gehüllt werden.
will ihre Gunst nur aus der ge¬
Es ist aber nicht zu leugnen, daß das Wiener¬
Ebenso ergeht es mir mit den Wiener Bür¬
bewähren, den Jüngling sich ganz
tum, welches in Medardus gee zu start ausge¬
gern, die den Rahmen des Geschehnisses bilden.
n und ihn, wenn er genug aufge¬
prägt ist, nicht recht in das historische Milieu hin¬
Ein jeder ist eine Kabinetfigur, wie sie in den win¬
veon loszulassen. Aber Amor ist ein
einpaßt. Dieser junge Mann mit seiner leichten
keligen Vorstadtgäßchen noch heute dutzendweise
d verliert sie in der so süßen Ge¬
Schwermut, seiner grüblerischen Mecme und
die Kleinstadttypen neugierig,
herumlaufen
den der großen Staatsintriguen
dem kleinen Anfluge von Erotik ist ein Kind un
schwatzhaft, großtuerisch, feige, herzlich u. s. f.
Medardus in ihren Armen wie in
seres Zeitalters, ist ein Produkt der leichten Ueber
Aber in diesem Werke sind sie eben zu wahr, zu
la zum Schwächlinge wird, wird
kultur in ihrer anmutigen Wiener Gestalt, ist der
genau gezeichnet, wie wenn Rembrandt die hun¬
zur Verführten; mit der epikurei¬
Anatol, der Lieutenant Gustl und wie die anderen
dert Gestalten seiner Nachtwache alle mit gleicher
der Jugend findet sie die schönen
Helden Schnitzlers heißen: ein hübscher Junge,
Genauigkeit ausgeführt hätte — ebenso wie die
viel zu verlockend, um sich nicht
der im langsamen Molltone des Wiener Walzers
Schönheit dieses gewaltigen Werkes darin liegt.
er zu ergeben, ungeachtet um
leicht über die Welt flattert; es sehlt ihm vor allem
daß einige Figuren mit natürlicher Klarheit so¬
chmut und Rache. Wohl rafft sie
die Kraft, der Sturm, der uns den Helden in ihm
fort die Aufmerksamkeit auf sich lenken, während
nmal zur vollen Höhe ihrer gro¬
glaubhaft machen würde. Doch scheint dies mit der
die anderen im dunkeln Hintergrund immer mehr
er dieses gewaltsame Abschütteln
poetischen Eigenart Schnitzlers im Zusammen¬
verschwinden — wäre auch hier die Beschränkung
lens ist nur ein letzter verzweifel¬
hange zu sein; er ist nicht umsonst Arzt, das Herz
das Mittel der größten künstlerischen Wirkung ge¬
scheitern muß.
des Menschen bleibt immer sein Lieblingsobjekt,
worden. Der Dichter liebt die Menschen gar zu
tuck Schnitzlers ist also die Tragö¬
das er in seinen kaleidoskopartigen Verwandlun¬
sehr, selbst den unbedeutendsten Diener hebt er
Er predigt darin seinen ewigen,
gen immer wieder sinnend betrachtet und der phy¬
aus dem Schattenreiche und macht ihn zum athmen¬
Refrain: Das Leben ist schön.
sische Riesenmensch ist sicher nicht geeignet dazu, die
den Menschen — dadurch kommt der Zuschauer in
zu leben wissen. Eines seiner
kleinsten Regungen der Seele wiederzuspiegeln —
Verwirrung, sein Interesse zerstreut sich, die ge¬
dige Stunden“ betitelt, darin er¬
schmiedeten Rosen am Schloßtore verhindern ihn,
Einaktern, daß man jede Stunde,
Gefühlswesen, bei denen alles nur Nervenzuckung
den prächtigen Bau zu sehen!!
en einem bietet, um ihrer selbst
ist. Deshalb fühlte ich bei diesem Stücke nicht de
So geht man dann aus dem Theater, ein we¬
müsse; die Stunde, in der man
Wesen der historischen Tragödie, die gewaltig
nig müde, oft auch zu Widerspruch angeregt, aber
nken erfüllt, oder von vergange¬
Umrisse, die übermenschliche Größe. Schnitzler
nicht in träger Gedankenlosigkeit, in befxemdeter
umend, die Gegenwart vergißt,
ein viel zu feiner Detailmaler, der vor jeder klei:
Unbehaglichkeit wie nach manchem Abend — son¬
man kann sie trotz aller Reue nie
sten Erscheinung des Lebens auch gerne stille ste
dern im Bewußtsein, einen schönen Blick getan
haffen, wieder erleben. Ius mäch¬
und mit Behagen all' das analisirt, was andere¬
zu haben in die schöne Welt eines guten Menschen.
ck übertragen, ist es derselbe Ge¬
kaum bemerken — als daß ihm der mächtige Wurf
dardus wiederkehrt — die jungen
gelingen könnte, das große Drama zu schaffen, das
Herzfeld.
das Leben als Werkzeug, als eine weite Perspektive voraussetzt. Dieser Dichter
s Heldentums betrachten, ler gehort in kein großes Theater; in kleine begrenzte
22. Der junge Medandus
nze Gruppe von in Trauer gehne fnen diller erkennen, daß das Leben viel mächtiger
die den Korsen hassen und verach¬
ist, als ihre Hirngespinnste und wie eine Lawine Räume, wie man sie in den sogenannten Kammer¬
einzige Hinderniß ihrer Wünsche
den Berkrücken hinunterrollt, ohne sich um die
spielen zu verwirklichen sucht, dahin paßt seine in¬
n jungen Medardus Klähr, der so
Zwerge zu scheren, die krampshaft versuchen, sich
time Wirkung; so oft er diese Grenzen in seinem.
r. meint sie ein gelungenes Werk¬
auf ihren Rücken zu schwingen, sondern sie lieber
Werke überschreitet, bleibt dem Hörer immer der
ber bald muß sie darauf kommen,
zermalmt: so kann niemand das Leben in seinem
Eindruck der verfehlten Perspektive. Die Anmut
bch ein gar zu gefährliches Spiel¬
mächtigen Laufe meistern.
darf eben nicht in Courschleppen gehüllt werden.
will ihre Gunst nur aus der ge¬
Es ist aber nicht zu leugnen, daß das Wiener¬
Ebenso ergeht es mir mit den Wiener Bür¬
bewähren, den Jüngling sich ganz
tum, welches in Medardus gee zu start ausge¬
gern, die den Rahmen des Geschehnisses bilden.
n und ihn, wenn er genug aufge¬
prägt ist, nicht recht in das historische Milieu hin¬
Ein jeder ist eine Kabinetfigur, wie sie in den win¬
veon loszulassen. Aber Amor ist ein
einpaßt. Dieser junge Mann mit seiner leichten
keligen Vorstadtgäßchen noch heute dutzendweise
d verliert sie in der so süßen Ge¬
Schwermut, seiner grüblerischen Mecme und
die Kleinstadttypen neugierig,
herumlaufen
den der großen Staatsintriguen
dem kleinen Anfluge von Erotik ist ein Kind un
schwatzhaft, großtuerisch, feige, herzlich u. s. f.
Medardus in ihren Armen wie in
seres Zeitalters, ist ein Produkt der leichten Ueber
Aber in diesem Werke sind sie eben zu wahr, zu
la zum Schwächlinge wird, wird
kultur in ihrer anmutigen Wiener Gestalt, ist der
genau gezeichnet, wie wenn Rembrandt die hun¬
zur Verführten; mit der epikurei¬
Anatol, der Lieutenant Gustl und wie die anderen
dert Gestalten seiner Nachtwache alle mit gleicher
der Jugend findet sie die schönen
Helden Schnitzlers heißen: ein hübscher Junge,
Genauigkeit ausgeführt hätte — ebenso wie die
viel zu verlockend, um sich nicht
der im langsamen Molltone des Wiener Walzers
Schönheit dieses gewaltigen Werkes darin liegt.
er zu ergeben, ungeachtet um
leicht über die Welt flattert; es sehlt ihm vor allem
daß einige Figuren mit natürlicher Klarheit so¬
chmut und Rache. Wohl rafft sie
die Kraft, der Sturm, der uns den Helden in ihm
fort die Aufmerksamkeit auf sich lenken, während
nmal zur vollen Höhe ihrer gro¬
glaubhaft machen würde. Doch scheint dies mit der
die anderen im dunkeln Hintergrund immer mehr
er dieses gewaltsame Abschütteln
poetischen Eigenart Schnitzlers im Zusammen¬
verschwinden — wäre auch hier die Beschränkung
lens ist nur ein letzter verzweifel¬
hange zu sein; er ist nicht umsonst Arzt, das Herz
das Mittel der größten künstlerischen Wirkung ge¬
scheitern muß.
des Menschen bleibt immer sein Lieblingsobjekt,
worden. Der Dichter liebt die Menschen gar zu
tuck Schnitzlers ist also die Tragö¬
das er in seinen kaleidoskopartigen Verwandlun¬
sehr, selbst den unbedeutendsten Diener hebt er
Er predigt darin seinen ewigen,
gen immer wieder sinnend betrachtet und der phy¬
aus dem Schattenreiche und macht ihn zum athmen¬
Refrain: Das Leben ist schön.
sische Riesenmensch ist sicher nicht geeignet dazu, die
den Menschen — dadurch kommt der Zuschauer in
zu leben wissen. Eines seiner
kleinsten Regungen der Seele wiederzuspiegeln —
Verwirrung, sein Interesse zerstreut sich, die ge¬
dige Stunden“ betitelt, darin er¬
schmiedeten Rosen am Schloßtore verhindern ihn,
Einaktern, daß man jede Stunde,
Gefühlswesen, bei denen alles nur Nervenzuckung
den prächtigen Bau zu sehen!!
en einem bietet, um ihrer selbst
ist. Deshalb fühlte ich bei diesem Stücke nicht de
So geht man dann aus dem Theater, ein we¬
müsse; die Stunde, in der man
Wesen der historischen Tragödie, die gewaltig
nig müde, oft auch zu Widerspruch angeregt, aber
nken erfüllt, oder von vergange¬
Umrisse, die übermenschliche Größe. Schnitzler
nicht in träger Gedankenlosigkeit, in befxemdeter
umend, die Gegenwart vergißt,
ein viel zu feiner Detailmaler, der vor jeder klei:
Unbehaglichkeit wie nach manchem Abend — son¬
man kann sie trotz aller Reue nie
sten Erscheinung des Lebens auch gerne stille ste
dern im Bewußtsein, einen schönen Blick getan
haffen, wieder erleben. Ius mäch¬
und mit Behagen all' das analisirt, was andere¬
zu haben in die schöne Welt eines guten Menschen.
ck übertragen, ist es derselbe Ge¬
kaum bemerken — als daß ihm der mächtige Wurf
dardus wiederkehrt — die jungen
gelingen könnte, das große Drama zu schaffen, das
Herzfeld.
das Leben als Werkzeug, als eine weite Perspektive voraussetzt. Dieser Dichter
s Heldentums betrachten, ler gehort in kein großes Theater; in kleine begrenzte