box 26/6
22. Derjunge Nedandus
Telepnon 12.801.
44
„UDSERTER
1. öeterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianla,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Ouellenangabe ohne Gewülr).
Ausschnitt aus:
Hum 7
Wien
vom:
hektisch entzünden. Da draußen wo, in der Welt schreiten die
Starken, haben Muskel, nicht nur Nerven. Nicht nur heiße,
Veullelon.
schmale Hände, die nach verliebten Rosen greifen, dieweil ein
galantes Intermezzo sie entnervt, sondern Fäuste, um an die Tore
einer Stadt, einer Welt zu pochen! Da haben's die Napoleone
Der junge Medardus.
freilich leicht. Auch die im eigenen Lande. Und nun erst der wirk¬
(Dramatische Historie von Artur Schnitler.) Zum ersten Male im
liche, der echte, der imstande ist, ein so faszinierendes Spektakel
k. k. Hofburgtheater am=24. November 1910.)
zu bieten, der als Motor der Ereignisse ein betörendes, sinnauf¬
Unter die al kresco geschmückte Riesenkuppel des Jahres
rüttelndes Kaleidofkop rotieren läßt! Dahin wird auch Medardus
1809 hat Artur Schnitzler das Schicksal des jungen Medardus
hineingezogen. Der junge Wiener, kaum geschaffen, anderes zu er¬
gestellt. Und nun läßt der Beschauer, da die ungewohnt dimen¬
leben, als den Klang von Worten. Rache, Liebe, Frühling, Tod,
sionierte Architektur des Ganzen ihn bedrückt, ihn all der Lärm
welche Begriffe, angefüllt mit bittersüßem Reiz! Welche Ver¬
und der Glast verwirrt, den Blick vom grandiosen Hintergrund
führungen durch die giftigen Früchte einer bewegten Zeit! So
zu den seltsam geschlungenen Pfaden dieses Einzelschicksals hin¬
furchtbar konnte auch ein 1809 nicht sein, um den Medardussen viel
und zurückwandern. Und er fragt sich, ob das Problem des
mehr zu schenken, als schaurig=schöne „Abenteuer der Seele“. Es
Talmihelden, das individuelle Erleben dieses flackernden Schwärmers
steckt ihnen im Blut; ein halbes Leben lang, in der weichlichen
wohl wert war, in ein historisches Diorama von so unerhörter
wiener Luft, unter den Sentiments der Annerln und Agathen,
Bogenweite hineinkomponiert zu werden. Ob es verlohnte, daß
aus dem Bücherspind haben sie es eingesogen. Wahrhaftig: es
sich ein Dichter sein unterwinde.
scheint mir nicht ohne Bedeutung, daß der Buchhändlerssohn
Medardus Klähr seine ganze Jugend just im Resedenduft der
Ich kann dem Gedanken nicht wehren, daß Schnitzler hier
mütterlichen Stube und zwischen den schöngeistigen Büchern der
die Tragödie des jungen Wieners zu schreiben versucht
väterlichen Handlung zugebracht hat. ..
hat. Des schwanken Sohnes einer schwanken Stadt. Des Lieblings
Der Lauf der Dinge und ihr bezaubernder Klang, er macht
der Menschen, doch nicht der Götter. Des talentgesegneten, talent¬
einen „Narren“ aus ihm. Und beinahe aus der ganzen Stadt.
verfluchten großen Kindes, den die Treibhausluft des Aesthetizis¬
Ruchlos interessante Dinge, fürwahr. Diesen „Klang“ erleben
mus in edler, aber kranker Blässe erhält. Dem nie der Purpur
sie, die Dinge selbst aber — „machen sie mit“ die lieben Wiener,
echter, männlicher Leidenschaft in die Wangen schlägt. Der, un¬
alle die vielen, die mehr minder Medardus gleichen. Sie ver¬
tüchtig das Leben zu meistern, wohl vom spielerischen Genuß des
mögen einen Sieg nicht auszunützen; der Rausch des Wortes
Augenblickes, von der schönen Linie, der Rhythmik, dem Klang
„Aspern“ macht sie schon überglücklich. Wie unsern seltsamen
der Dinge sich seinen Rausch zu holen weiß, ohne die Kraft zu
Helden, dem schließlich das „Wagram“ seines Lebens, das Ende,
finden, dem Schicksal zu gebieten. Dem schaut er nur zu, ergötzt
der Tod, auch nur wieder einen neuen Reiz, einen letzten Vor¬
sich an den ernsten Flammenzeichen, ob sie auch drohend immer
wand zur Selbstbespiegelung, einen ungeahnt schönen Theaterakt
näher rücken mögen, hat schöne Worte, schönere Gesten und
bedeutet. Was immer im Gefängnis er spintisierend von der
liefert am Ende dem stärkeren Willen, diesem großen Eroberer,
„reinen Tat“ spricht, die er tragisch sühnen wolle, — ihm ist's
resigniert die Schlüssel aus. Selbst der eherne Schritt der Welt¬
doch nur darum zu tun, in Schönheit zu sterben. Da er sich von
geschichte ist ihm, ach, ein Schauspiel nur. Im Innersten. Oh, er
Napoleon zertreten läßt, gibt dieser junge Mann seiner Stadt
tut „seine Pflicht", von Fall zu Fall. Der kategorische Imperativ
wenigstens ein empfindsames und schönes Beispiel.
des Landsturms schärft ihm den Degen, läßt ihn den Tschako auf
Ein weiser, gerecht abwägender Poet hat Schnitzler dem
den lockigen Schädel drücken. Aber die „Stimmung“ wird ihm
auch da über alles gehen, die Farbe, der Flair der Ereignisse ihn! Medardus in Jakob Eschenbacher ein Gegengewicht geboten. Das
ist ein Aufr
geist und un
der „glücklich
ein „junger
Vater nicht
Bauernkraft
reichischem
Gestaltungs
kalen Zug
zum Tode,
Seitenstück:
stes Leben.
funden.
Aber
mit zu dan
das Burgth
Bourbonenk
gemuth,
sierungskunst
Herr Arnd
Fülle der 6
hübscher Ju
konnte er de
mannigfache
deren Mäng
verschwiegen
Wohl
gehalt dieser
ungewohnten
Lavendel und
ob der feinen
in die geläuf
Wehmutsträn
wir lieben bei
Aufschwung
Wollen so sch
lieben beide,
jungen Wien
22. Derjunge Nedandus
Telepnon 12.801.
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„UDSERTER
1. öeterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianla,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Ouellenangabe ohne Gewülr).
Ausschnitt aus:
Hum 7
Wien
vom:
hektisch entzünden. Da draußen wo, in der Welt schreiten die
Starken, haben Muskel, nicht nur Nerven. Nicht nur heiße,
Veullelon.
schmale Hände, die nach verliebten Rosen greifen, dieweil ein
galantes Intermezzo sie entnervt, sondern Fäuste, um an die Tore
einer Stadt, einer Welt zu pochen! Da haben's die Napoleone
Der junge Medardus.
freilich leicht. Auch die im eigenen Lande. Und nun erst der wirk¬
(Dramatische Historie von Artur Schnitler.) Zum ersten Male im
liche, der echte, der imstande ist, ein so faszinierendes Spektakel
k. k. Hofburgtheater am=24. November 1910.)
zu bieten, der als Motor der Ereignisse ein betörendes, sinnauf¬
Unter die al kresco geschmückte Riesenkuppel des Jahres
rüttelndes Kaleidofkop rotieren läßt! Dahin wird auch Medardus
1809 hat Artur Schnitzler das Schicksal des jungen Medardus
hineingezogen. Der junge Wiener, kaum geschaffen, anderes zu er¬
gestellt. Und nun läßt der Beschauer, da die ungewohnt dimen¬
leben, als den Klang von Worten. Rache, Liebe, Frühling, Tod,
sionierte Architektur des Ganzen ihn bedrückt, ihn all der Lärm
welche Begriffe, angefüllt mit bittersüßem Reiz! Welche Ver¬
und der Glast verwirrt, den Blick vom grandiosen Hintergrund
führungen durch die giftigen Früchte einer bewegten Zeit! So
zu den seltsam geschlungenen Pfaden dieses Einzelschicksals hin¬
furchtbar konnte auch ein 1809 nicht sein, um den Medardussen viel
und zurückwandern. Und er fragt sich, ob das Problem des
mehr zu schenken, als schaurig=schöne „Abenteuer der Seele“. Es
Talmihelden, das individuelle Erleben dieses flackernden Schwärmers
steckt ihnen im Blut; ein halbes Leben lang, in der weichlichen
wohl wert war, in ein historisches Diorama von so unerhörter
wiener Luft, unter den Sentiments der Annerln und Agathen,
Bogenweite hineinkomponiert zu werden. Ob es verlohnte, daß
aus dem Bücherspind haben sie es eingesogen. Wahrhaftig: es
sich ein Dichter sein unterwinde.
scheint mir nicht ohne Bedeutung, daß der Buchhändlerssohn
Medardus Klähr seine ganze Jugend just im Resedenduft der
Ich kann dem Gedanken nicht wehren, daß Schnitzler hier
mütterlichen Stube und zwischen den schöngeistigen Büchern der
die Tragödie des jungen Wieners zu schreiben versucht
väterlichen Handlung zugebracht hat. ..
hat. Des schwanken Sohnes einer schwanken Stadt. Des Lieblings
Der Lauf der Dinge und ihr bezaubernder Klang, er macht
der Menschen, doch nicht der Götter. Des talentgesegneten, talent¬
einen „Narren“ aus ihm. Und beinahe aus der ganzen Stadt.
verfluchten großen Kindes, den die Treibhausluft des Aesthetizis¬
Ruchlos interessante Dinge, fürwahr. Diesen „Klang“ erleben
mus in edler, aber kranker Blässe erhält. Dem nie der Purpur
sie, die Dinge selbst aber — „machen sie mit“ die lieben Wiener,
echter, männlicher Leidenschaft in die Wangen schlägt. Der, un¬
alle die vielen, die mehr minder Medardus gleichen. Sie ver¬
tüchtig das Leben zu meistern, wohl vom spielerischen Genuß des
mögen einen Sieg nicht auszunützen; der Rausch des Wortes
Augenblickes, von der schönen Linie, der Rhythmik, dem Klang
„Aspern“ macht sie schon überglücklich. Wie unsern seltsamen
der Dinge sich seinen Rausch zu holen weiß, ohne die Kraft zu
Helden, dem schließlich das „Wagram“ seines Lebens, das Ende,
finden, dem Schicksal zu gebieten. Dem schaut er nur zu, ergötzt
der Tod, auch nur wieder einen neuen Reiz, einen letzten Vor¬
sich an den ernsten Flammenzeichen, ob sie auch drohend immer
wand zur Selbstbespiegelung, einen ungeahnt schönen Theaterakt
näher rücken mögen, hat schöne Worte, schönere Gesten und
bedeutet. Was immer im Gefängnis er spintisierend von der
liefert am Ende dem stärkeren Willen, diesem großen Eroberer,
„reinen Tat“ spricht, die er tragisch sühnen wolle, — ihm ist's
resigniert die Schlüssel aus. Selbst der eherne Schritt der Welt¬
doch nur darum zu tun, in Schönheit zu sterben. Da er sich von
geschichte ist ihm, ach, ein Schauspiel nur. Im Innersten. Oh, er
Napoleon zertreten läßt, gibt dieser junge Mann seiner Stadt
tut „seine Pflicht", von Fall zu Fall. Der kategorische Imperativ
wenigstens ein empfindsames und schönes Beispiel.
des Landsturms schärft ihm den Degen, läßt ihn den Tschako auf
Ein weiser, gerecht abwägender Poet hat Schnitzler dem
den lockigen Schädel drücken. Aber die „Stimmung“ wird ihm
auch da über alles gehen, die Farbe, der Flair der Ereignisse ihn! Medardus in Jakob Eschenbacher ein Gegengewicht geboten. Das
ist ein Aufr
geist und un
der „glücklich
ein „junger
Vater nicht
Bauernkraft
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Gestaltungs
kalen Zug
zum Tode,
Seitenstück:
stes Leben.
funden.
Aber
mit zu dan
das Burgth
Bourbonenk
gemuth,
sierungskunst
Herr Arnd
Fülle der 6
hübscher Ju
konnte er de
mannigfache
deren Mäng
verschwiegen
Wohl
gehalt dieser
ungewohnten
Lavendel und
ob der feinen
in die geläuf
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wir lieben bei
Aufschwung
Wollen so sch
lieben beide,
jungen Wien