II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 260

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Theater und Kunst.
Hinter den Kulissen.
Zwischen
(Die Schnitzler=Jagd. — Der vielaufgeführte Dichter.
zwei Theatern. — Der Kampf um Fräulein Marberg. — Ein Garantie¬
Die ab¬
schein. — Ein Dichter, der gegen sein Stück spricht.
Das verwandelte Renaissancedrama.
gerungene Zustimmung. —
Die Pantomime in der Hofoper. — Ein Seitenstück zum „Medardus“.
Ein Direktor, der
Ein Schauspieleraufgebot im Lustspieltheater,
Wie sein:
nicht alle Mitglieder kennt. — Girardi, der Sechziger.
erster Vertrag aussah. — Die Einladung zum Benefiz. — Eine Rolle
mit Körperverletzung. — Komponisten unter sich.)
Artur Schuißler ist Trumpf. Auf der einen Seite huldigt
ihm das Burgtheater, auf„her anderen das Volkstheater. Kaum #
hat er die wochenlangen Mühen der „Medardus“=Proben über¬
wunden, mußte er ins Deutsche Volkstheater, um die Inszenierung
seines Anatol=Zyklus zu überwachen. Man darf es dem Dichter
gönnen, daß ihn die Wiener Bühnen jetzt so umschmeicheln. Es
ist nicht lange her, daß er mit seinen Stücken grollend nach
Berlin wanderte, um sie seinem Freunde Brahm anzuvertrauen.
Besonders zum Burgtheater stand er eine Zeitlang nicht im besten
Verhältnis. Man weiß, daß es sogar zu einer tiefen Ver¬
stimmung gegen Schlenther führte, als dieser des Dichters „Schleier
der Beatrice“ eines Tages annahm und sich schließlich die Sache
doch überlegte. Da war der Bruch vollzogen, und erst später,
beim „Zwischenspiel“ wurde er notdürftig geleimt. Jetzt aber be¬
herrschte Schnitzler das Repertoire und schon in kürzester Zeit wird
auch sein neues Schauspiel „Das weite Land“ im Burgtheater
aufgeführt werden. Man ist nur vorläufig über den Zeitpunkt
nicht ganz einig. Eine Hauptrolle ist für Fräulein Marberg
gedacht, aber die Bemühungen Baron Bergers, die Künstlerin
vom Volkstheater früher freizubekommen, scheitern an dem passiven
Widerstand des Direktors Weisse. Er steht auf dem Standpunkt,
daß eine Hand die andere wäscht, und verlengt Garantien, daß
ihm das Burgtheater in Zukunft keine Mitglieder wegengagiere.
Das hat seine guten Gründe. Kaum war Baron Berger Direktor
geworden, als er auch schon auf Herrn Schreiber ein Auge warf.
Direktor Weisse kam dem Kollegen vom Burgtheater zuvor
und schloß mit Herrn Schreiber rasch einen neuen mehr¬
jährigen Vertrag ab. Dafür hatte aber Baron Berger
in der Geschwindigkeit bereits einen Eventualantrag mit
Fräulein Marberg in der Tasche. Gegen dieses Entführen seiner
Mitglieder vor Ablauf ihrer Kontrakte sucht nun Herr Weisse
eine Sicherheit: er verlangt Garantien, und zwar schriftlich. Hat
er das Papier in Händen, dann will er auch Fräulein Marberg
im Januar ziehen lassen. Schon um Herrn Artur Schnitzler einen
Gefallen zu erweisen.
Der Anatol=Zyklus, dessen einzelne Stücke man wiederholt
zu sehen bekam, wird heute in seiner Gänze gleichzeitig in Wien
und Berlin zur Aufführung gelangen. Es hat eigentlich sehr
lange gedauert, ehe diese ersten dramatischen Arbeiten des Dichters
zu einem Theaterabend vereinigt wurden. Ganz klar ist es ja
viele Jahre verstreichen mußten.
nicht, warum erst so
Allerdings ist bekannt, daß Schnitzler gegen das eine
und andere Stückchen etwas auf dem Herzen hatte. Da ist
zum Beispiel „Anatols Hochzeitsmorgen". Das wollte er nicht
dargestellt sehen. Alle Versuche, ihn zur Freigabe zu bewegen, #
scheiterten. Erst im Vorjahre ließ er sich umstimmen und gab die