II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 276

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22. DenjungeMedandus
licher Fürsorge mit der Frage der Ermög=linfolge des enormen Eigenbedarfes der Versfund Digeprasident Ramond Corral haben
#iic, gohren Orte...—
lichung des Importes von gesrorenem einigten Staaten nicht flark entwickeln wird. ihre Amter für eine weitere Amtsperiode über¬
[Fleisch beschöftigt. Die große Masse des In diesen Schilfen nun wird das Fleisch wähe nommen. In der Hauptstadt und den größeren
Volkes würde es freudig begrüßen, wenn in rend des Transportes in einer regelmäßigen! Städten herrscht große Begeisterung.
edieser Angelegenheit etwas ginge, und es ist Temperatur von 12 Grad Cels. unter Null! Im ganzen Lande ist Ruhe.
zeichnen kann, dem jedoch ebenfalls etwas fremden Truppen, aber doch zu jedem mili= Medardus Klähr ist der Sohn einer Buch¬
Phantastisches beigemengt ist durch eine roya= tärischen Schauspiel sich drängend und nun gar, händlerswitwe, die ihren Mann vor vier Jah¬
listische Intrige, die von einer auf die fran= wenn Napoleon oder seine Generäle ausreiten! ren bei der ersten Besetzung Wiens durch die
zösische Königskrone spekullerenden, in Wien Wien in allen möglichen Vertretern seines Franzosen verloren hat, da er als Bürgergar¬
im Exil lebenden französischen Herzogsfamilie Bürgerstandes, Rentiers, kleine Beamte, bie= dist im Schneesturm sich auf den Tod erkältete.
ausgeht, während in Wirklichkeit eine solche dere Handwerker und ihre Frauen und Töchter Sie trägt es den Franzosen und ihrem Kaiser
Prätendentensamilie (Valois) nicht vorhanden und alles das fortwährend in Atem gehalten Napoleon nach. Kein Wunder also, wenn der
war; das dritte Element endlich ist das Wie= durch die wogende Bewegung einer kriegerischen feurige Sohn ein feinnerviger schöner blut¬
Handlung umgesetzte Zeit der Not — man kann sich vorstellen, wie junger Mensch, im Vorspiel (das aber eben¬
Charakteristik der Wiener Bevölkerung, wobei so etwas das Wiener Theaterpublikum in sei= sogut ein erster Akt heißen könnte) den Frei¬
(nerisch Lokale, die
ät im Kulturbild von Altwien zur Zeit Napo= nem vornehmsten Schauspielhause packen muß, scharen sich anschließt, die den Tiroler Aufstand
ne leons das zu jeder Zeit sich gleich bleibende zumal Schnitzler das Wesen der Wiener Volks= gegen Napoleon unterstützen wollen. Aber ein
nd warmlebige Wesen des Wiener Naturells ge= seele in den Figuren ebenso wie in der Aktion furchtbares Ereignis in der Familie nötigt
Zrn spiegelt wird ungefähr ähnlich, wie das für wundervoll getroffen und hier auch mit Humor ihn, die Kameraden allein ziehen zu lassen.
n= das Berner Patriziat in den Zeitromanen und Witz das Seine getan hat die oft bäng= Seine einzige geliebte Schwester Agathe hatt
ein Liebesverhältnis mit einem es ehrlich mei¬
nenden französischen Emigranten von hohem
nd unseres R. v. Tavel und neulich auch in seinem liche Situation, wo die Realistik trauriger
Adel, dem Sohne des in Wien im Exil leben¬
hus Lustspiel aus dem Milieu der Julie Bondeli Vorgänge den Zuschauer zu erdrücken droht, in
die Höhe heiterer Kunst zu heben.
Dies letztgenannte Element am meisten! Dagegen werden nun für Leser des Dramas den Christoph Bernard, ehemaligen Herzogs
Na¬
geschehen ist.
macht, wie man leicht begreifen wird, das und zwar im Verhältnis ihrer körperlichen und v. Valois, der den Wahn hegt, berechtigter
Stück des Wiener Arztes und Dichters zum geistigen Distanz von der Kaiserstadt an der Prätendent für die Krone Frankreichs zu sein.
am
des Vaters nicht und wünscht sich nichts ande¬
ren großen Schlager für Wien. Wien wie es weint Donau die beiden anderen Elemente der Dich= Der Sohn, Frangois, teilt die Ueberspanntheit
res, als in der Ehe mit dem geliebten bürger¬
Iner und lacht, wie es patriotischen Wallungen sich tung doch die packenderen und wichtigeren sein.
a doch das Leben so Und der Dichter selbst wird dies nicht bedauern.
len. schön — der Tapferkeit besseres Teil, die Vor= Heißt doch sein Stück nicht „Wien 1809“, son= lichen Mädchen glücklich zu werden. Doch seine
de hingibt, aber auch —
igen sicht, nicht außer Acht läßt, das gutmütige, das dern „Der junge Medardus“. Dieses Menschen= verzweifelten Bemühungen die Zustimmung
das wehleidige, das neugierige Wien, Wien auf schicksal intteressiert uns und die mit ihm ver= des Vaters zu dieser Vervindung zu erlangen,
ung der Straße, im Wirtshaus in der bürgerlichen flochtene Beziehung auf Napoleon der zwar sind umsonst. Er kann das Agathen gegebene
Eleb= Wohnung, auf dem Friedhofe bei einer „schö= in dem Schauspiel persönlich nicht auftritt, aber Eheversprechen nicht einlösen. In ihrem Leid
beschließen die beiden Liebenden, gemeinsam
be¬ nen Leich“, Wien in Angst und Zorn über die doch tiefeingreifend mitspielt.