II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 307

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22. Der junge Nedardus
gt. Es war die Zeit beziehungen zu aristokratischen Damen gar oft mit Hilfe
der Musik anknüpften. Was wir aus den Biographien
die nach großen, in
isen, im Gefühl er¬
Beethovens und Schuberts als historische Tatsachen wissen,
bar die Zeit, da die
überträgt der Dichter auf seinen Helden Matthias Harand.
Vaterland, Glaube —
Die Neigung des Jünglings zu Komtesse Giuditta ist
keusch und tief. Sie äußert sich weder in Worten noch in
nd die Selbstsucht gar
Taten und ist doch so heiß, daß die zwei jungen Wesen,
ußte, um nicht ent¬
von ihr bestrickt, alles andere in dieser Welt vergessen und
t zu werden. Es war
verachten. Aber eines Tages kommt das Ende. Die
der die Tränen näher
Komtesse wird mit einem älteren Aristokraten verlobt. Die
thersche oder Byronsche
Trennung muß erfolgen. Weder sie noch ihr geliebter
Ton der Gesellschaft
Lehrer wagen ein Wort des Widerstandes, eine Tat der
dem ewigen Gesetz des
Auflehnung. Sie scheiden von einander, keusch und er¬
talen Willensmenschen
geben, nur in glühenden Worten einander versichernd, daß
schien ihren Menschen
sie sich ewig lieben werden, wenn sie auch ewig von
er. Napoleon war nur
einander geschieden sind. In tiefer Gläubigkeit erhoffen
sie die Erfüllung ihres Glückes in einem jenseitigen Leben,
blizierte Zeit dichterisch
für das sie sich abschiednehmend das erste und letzte
ildern, ist schwerer, als
Rendezvous geben. Und so liebt Matthias Harand die
iener Geschichten, bei
Komtesse Giuditta auch in der Trennung weiter. Die
fflich gemalt sind. Doch
Oden Klopstocks an die ferne Geliebte sind Balsam für
us Modernes an sich.
seine im Leiden selige Seele. Er ist gepanzert gegen jede
könnten sich aber

andere Leidenschaft. Die natürliche hingebungsvolle Liebe,
bewegen. Anders bei
die sich ihm in derberer Form in der Gestalt seiner Lands¬
sche Landschaftsbilder.
männin Rosi naht, stößt er voll Abscheu und Unver¬
igen Makart=Gemälde,
ständnis zurück und schafft so ein wirklich tragisches Ge¬
zartgetönte Pastelle.
schick, nämlich das der Verschmähten, die auf Abwege
user in seinen Roman
gerät. Er selbst versöhnt sich mit seinem Geschick. Er be¬
Sie sind so vom Blut
täubt sich mit Arbeit und wird ein strebsamer Beamter.
in ihrer Absonderlich¬
Ohne Liebe heiratet er ein edles, verständiges Mädchen,
n. So wie der Held
das ihm seit langem gut ist. Seine „unsterbliche Geliebte“
dessen Jugend= und
sieht er nie mehr wieder. Es scheint wahr zu werden mit
ebt und empfindet, so
dem himmlischen Rendezvous. Aber einmal nach vielen
unserer Tage mehr.
Jahren, als er schon seinen Weg gemacht, selbst adelig
us. Schnitzler hat so
und groß geworden, begegnet er der Tochter der ver¬
Charakter gezeichnet,
storbenen Geliebten auf einem Balle. Der kühle Hof¬
taligen Zeitpsyche auf¬
beamte stürzt vor ihr nieder: „Ditta, Ditta! So bist du
ist ein historischer
mir wiedergekommen. . . .“ Zur Antwort wird ihm: „Ich
ihn die Merkmale des
will an Sie denken, wie meine Mutter an Sie gedacht
Matthias Harand
hat. ... O, auch ich habe Sie geliebt. ...“ Manhias geht
scher Repräsentant der
heim. Friede zieht in sein Herz ein. Er hat Ditta wenig¬
der junge Medardus
stens im Abbild ihrer Tochter noch einmal gesehen. Das
genügt ihm. Nach Hause gekommen, findet er seine
rnsohn. Ein geistlicher
Gattin Adine schon aufgestanden, ihr jüngstes Kind auf
#ngenommen und ihm
dem Arm. Er küßt sie zum Gruß. Nach einer Weile
un haust Matthias in
folgt sie ihm ins Zimmer und findet ihn mit einem
itten drin im ältesten
kleinen Bilde in der Hand, das er betrachtet. „Schau,
Seele leidet trotz der
Dine,“ sagte Matthias und zeigte ihr das Bild, „dieses
Er findet Zutritt in
Mädchen habe ich geliebt. ...“
er Beethoven kennen,
So schließt der Roman „Altwien“, dessen eben er¬
ausredet, sich aber
zählte Haupthandlung reich von charakteristischen Episoden
ne Klavierstunde bei
umrankt ist. Der Dichter hat sich mit wunderbarer Fein¬
Zwischen Matthias
fühligkeit in das Wesen jener kleinen und doch wieder
Liebesroman, wie er
auch großen Zeit und ihrer seltsamen Menschen versenkt.
n konnte. Es war ja
tren so zarte Herzens=! Er ist nicht bloß ein Maler interessanter historischer
Telerten 68591
„ODSERVER
1 Seterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitunge-Ausechaltt
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christlanks
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolit
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters
burg, Toronto.
(Ouelienengabe ause Geutert.
Ausschnitt aus:
18 12.1910
VOI
— Die Bombe,
Wie
Rückschau.
Schon ist der erste Teil der Saison
Vor unsern Augen entschwunden,
Die Leidensstationen sind
Zur Hälfte überwunden.
Die Oper hat eine Novität,
Die beste bister von atten
Sie nennt sich Rücktritt Weingartners,
Hat ganz bedeutend gefallen.
Es singen wieder die Herren vom Chor,
Sie singen Ritter und Knappen.
Entsprechend ritterlichem Sinn
Und ihrem Gehalt, dem knappen.
Die „Burg“ ist für den Winter versorgt
Trotz aller kritischen Witzler,
Aus Schnitzeln der Weltgeschichte hat
Gefertigt was Gutes — ein Schnitzler.