II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 321

box 26/6
22. Denjunge-Medandus
We
ssteue eingerichten is dus Fleischj und Landwirtschaftskammer kauften, schlachteten uns
verkauften Fleischermeister etliche Tiere. Das Ergeb=1 mäßig klein anfängt, lassen sich Geschick und Sorgfalt
gverkauft wurde.
nis war überraschend. Zum Teil ergab sich ein Minus, wohl erlernen. Besonders ist auch die getrennte
gesellschaft hat nicht viel erreicht.
Mülleinsammlung zu empfehlen. Denn hier
s Fleisches hat sie kaum etwas bei= zum Teil ein ganz geringes Plus.
Wien durch Granaten, heimlich auf die Holfershelfer der
kreuz, ihr herrlichen Konturen der dunklen ehrwürdigen!
Palois, kriegsgerichtlich auf verdächtige Wiener Bürger
Burg in hellen Sternennächten, du alter Steffelturm und ihr
a #
euilleton.
usw. Endlich reift in Medardus die Tat. Er will Napo¬
lieben Leute — vom guten Kaiser hinab bis zu den
leon erschießen. Unglücklicherweise hat Holene von Valois
(Nachdruck verboten.)
Gaunern, den Fiakern, wie lieb seid's ihr alle! Und du
dieselbe Idee und will Medardus zu dem beredten, wozu
Peter Altenberg und du Luise Kartousch vom
sein Herz schon entschlossen war. Dadurch verliert der junge
rStreiflichter.
Theater an der Wien ... (doch von dieser später!) Wo
Medardus wieder alle Lust. Im fünften Akt erzählt man
verzeiht man lieber als in Wien?
Gn
sich, Helene sei die Geliebte Napoleons geworden. Medar¬
Und wam verzeiht man leichter als Artur Schnitz¬
einen Chantecler, New York
dus glaubt das, während Helene Napoleon nun selbst er¬
ler, dem Antor des „Anatol“, der „Libelle“, dem
Fuccini und Wien — anscheinend
stechen will, und ersticht Helene. Napoleon will Medardus
himmlischen Maler der Welt des süßen Mädels, dem
ts. Das Burgtheater ausverkauft —
aufgeklärt über die Absicht
begnadigen, dieser aber
Schenter von allerhand Köstlichkeiten, die unvergeßlich
jeder Vorstellung dieses Schauspiels
Helenens — droht, Napoleon zu töten, und — wind er¬
bleiben, dem Wiener Träumer und Poeten Artur Schnitzler!
nem Vorspiel. Für die Dauer eines
schossen! —
„Der junge Medardus“: im Vorspiel schon
Don Carlos“ sitzen die Wiener und
Das Stück hat 68 nennenswerte Rollen — ohne
gehen zwei ins Wasser, der Prinz von Valois und die bür¬
on Berger reibt sich vergnügt die
Napoleon, der allerdings nicht auftritt, von dem aber min¬
gerliche Buchhöndlerstochter Agathe, Medardus' Schwester.
# genug — um nach ihren Ursachen zu
destens zehn verschiedene Leute berichten. Von seinen ent¬
Standesvorurteile, unglückliche Liebe, Selbstmord. Außer¬
en, — denn darüber ist die literarische
setzlichen Augen berichten sie. Und Ahnliches. Das Stück
dem schreibt man 1809. Die Franzosen sind vor Wien
fe poetische Worte, erschütternde Ge¬
hat ferner als dramatische Momente: Selbstmorbe, Morde,
Alles zieht in den Krieg. Medardus auch. Das heißt jetzt,
die von 7 bis um 11½ Uhr das Publi¬
Erschießungen, Beschießungen, Verschwörungen, Volksge¬
da seine Schwester tot ist, bleibt er zurück, — sie zu rächen.
sem — glaubt mir — wären solche vor¬
murmel in allen Variationen, Massenkämpfe, Einzelkämpfe,
An wem, da der Prinz auch tot ist?! An den Standesvor¬
nicht bannen, nicht so viele wenig¬
Liebesabenteuer, Begräbnisse ... uff!
urteilen, an den Valois — sagt Schnitzler. Zunächst jedoch
vielleicht hineingehen, der Mode
Geradezu ein Sensationsfall für die Regie. Und
im ersten Akt — verliebt er sich auf Tod und Leben
e Sach' halt von unsrem Schnitz¬
Berger, dieser eminent begabte Regisseur für Außerlich¬
in die Prinzessin Helene, die Schwester des Prinzen von
der dritten, vierten Aufführung wür¬
keiten, hat ihn mit Enthusiasmus aufgegrissen.
Valois — anläßlich der Beerdigung der beiderseitigen Ge¬
bedenkliche Lücken klaffen — endlich
Man merkt schon, wo des Pudels Kern steckt! Der
schwister. Helene liebt ihn wieder. Natürlich! Nebenbei
rschönheitshungriger Seelen erscheinen
dankbare Wiener bewundert die Meisterleistung — denn eine
ist sie in eine Verschwörung verwickelt. Der Herzog, ihr
wieder. Leider! Es geht in Wien
solche ist es — seines neuen Burgtheaterdirektors, sieht an
Vater, aspiriert auf den französischen Königsthron. Hofst
eute wollen sich amüsieren und lachen
einem Abend fast das ganze Personal, alle seine Lieblinge,
auf eine Verschwörung in Frankreich, während Napoleon
auskosten. Nur keine leisen Herrlich¬
und von 7 bis nach 11½ Uhr passiert ununterbrochen irgend
vor Wien steht. Aufregende Fäden von Wien nach Paris.
egenen Tiefen! Ein Blick auf die Ver¬
etwas „furchtbar Aufregendes“.
Belagerung von Wien. Einzug Napoleons. Prinzessin
Von ca. 20 Theatern sind knapp vier
Nur wenn er, wie jener alte König in der „schönen
Helene heiratet den jungen Marquis von Valois, entsendet
,Schwänke oder Schmarren eingestellt!
Risette“, fragen wollte, „warum“ das alles eigentlich
ihn aber vor der Brautnacht nach Paris, zur letzten
t man das lieber, als gerade in Wien.
„geschicht", — ein Glück, daß es im nächsten Augenblick
Rettung der Verschwörung Inzwischen ruht sie in den
k ist an Holdseligkeiten des Lebens als
irgendwo schießen oder stechen würde und der Nachbar einer
Armen von Medardus. Doch dieser hat im dritten Akt genug
der Welt, reich an alter Kultur und
Antwort enthoben wäre, die — er nicht geben könnte!
daran. Das heißt: man ##iß das nicht genau. Ob es nur
n Frauen und süßen Mädeln, an weh¬
Und doch ist vieles nicht ungeschickt gemacht. Es finden
die Rachegedanken sind, die mit der Liebe kämpfen, ob er
bgoldigem Humor. Verstehst du ihren
sich wundervolle Skizzen von Volksstimmungen und er¬
etwas anderes sinnt?
nungen nachzugehen wie einerGeliebten,
greifende, rührende Einzelheiten. Z. B. wenn der alte fast
„Mir ist, als hätten unbekannte Mächte mich bis heute
bt in ihre weichen Arme nehmen und
I blinde Herr mit dem kleinen Mädchen an der Hand auf der
durch einen rätsolhaften Dämmergang getrieben.“ Dis
neue Schönheiten offenbaren. O ihr
Prater, zum blauen Donaustrom, ihr] heute, da Napeleen seinen Outel erschießen läßt. Napoleon] Bastei erscheint während der Belagerung, das Kind schilt,
wvälder von Meyerlink und Heiligen= hat inzwischen überhaupt sehr viel schießen lassen, auf weil es nicht weitergehen will, und gar nicht merkt, daß