22. DerjungeMedandus
sie ja keinen vorgetreten sind und versucht, einen halben
(Kinder, Kinder, sollte keiner von euch
keinen
Fuß rückwärts
edar¬
den Namen Reinhardt ...??)
Nein, das geht wirklich nicht. Das ist einfach ärgerlich.
Unverständlich. Ein Jammer um das schöne Künstler¬
Zeit,
material, um die ausgezeichnete Sprechkunst. Wo ist der
Regisseur?
III.
Schnell, ihr lieben Walzertakte herbei, verscheucht mir
die schlechte Laune. Da kommt sie schon angetanzt, die, die
meine Feder jetzt umzirkeln soll, tanzend umzirkeln in sonni¬
ger Heiterkeit.
erker¬
Luise Kartousch. Das Herz lacht jedem schon bei
blon¬
dem Namen, jedem, der sie gesehen — oder, hol mich der
Schon
Teufel, er ist ein Fadian. Ach, könnte ich sie euch zeichnen,
zieht
könnte ich es festhalten, dieses ewig wechseinde Bild an¬
ischer
mutiger Drolligkeit und komischer Grazie. Keine kenne ich
wie sie in dem weiten Operettengarten. Keine in Wien,
eht es
von Berlin zu schweigen. Am nächsten kommt ihr noch
macht.
Emmy Horst in Hamburg. Aber mit all ihrer Lieblichkeit
eines.
und Grazie ist sie nur ein Abglanz jenes Kobolds aller
guten Geister. Ich hab's! Den guten Geist der
Operette werde ich sie taufen. So war sie der gute
Geist im „Grafen von Luxemburg“ als Juliette
Vermont, so ist sie es jetzt als Prinzessin Margot
eben
in Leo Falls neuem Werk: „Die schöne Risette“,
ein
das im Theater an der Wien gegeben wird. Denn
aber
da, wo die Kartousch ihren Launen die Zügel schießen lassen
denen
kann, im zweiten Akt, schmeichelt sich diese Operette, die mit
Und
romantisch schwärmerischer Musik beginnt, ganz in unser
ihm
. Reizende Einfälle sind zu verzeichnen, graziöse
Melodien. Auch das Texibuch ist — o Wunder — verständ¬
Vater
lich und voll heiterer Erfindungen. Dort oben auf der
Bühne aber wetteifert die zierliche Gestalt mit den unbe¬
schreiblich drolligen Bewegungen mit Dichter und Kom¬
ponist in lachenden Einfällen, und ihre großen, schwarzen
wie
Teufelsaugen scheinen immer neue Späße erspähen zu
1 die
wollen. Freilich hat sie einen Partner aus dem echten lusti¬
zwei
gen Wien: Herrn Willenz. Und Tautenhayn stellt
Bleich¬
als ihr Vater Thomastus II., Herzog von Aquitanien, mit
„eins.
zwerchfollerschütternder Komik einen ganz neuen Typus
hvon
eines alten Seronissimus auf die Beine. — Noch während
hilipp
ich dieses schreibe, muß ich lachen, lachen, mit ganzer Seele
Weiß
et alle lachen.
v. Schmidi=Paulijun
daß
box 26/6
Tallsesbtieltat
Telephon 12801.
Men
O l. österr. behördl. kodz. Unternehaten für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
□
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
9
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolle, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Qqutlienaugabe ohge Gewähro
□ Ausschnitt aus:
Die Fackel, „Wien
#voi z. 1 LELDi
IA
4
Gabor Steiners Hamburgische Dramaturgie
Donnerstag den 24. d. findet im Hofburgtheater die Uraufführung
von Artur Schnilzle#s#slorischer TragödieDer junge Medarduse statt.
Diese Vorstenung beginnt ausnahmsweise pünktlich um halb 7 Uhr
abends. Ein so früher Anfang einer Vorstellung ist im Burgtheater eine
große Seltenheit und lange nicht vorgekommen. Nur für die erste Auf¬
führung der neuen Inszenierung des zweiten Teiles von-Fauste wal gleich¬
falls eine so zeitliche Stunde des Beginnes angesetzt.... Der Theaterzettel
wird von einer ungewöhnlichen Länge sein. In der Buchausgabe nimmt
das Personenverzeichnis drei Oktavseiten ein. 78 Einzelpersonen kommen
vor, außerdem eine Menge Volk.. Natürlich wird diese Vorstellung
der Hofbühne große Kosten verursachen, die Spielhonorare erreichen
eine ungewöhnliche Höhe, die Löhne für die Bediensteten, die eine
beträchtlich verlängerte Arbeitszeit haben, erfahren eine Steigerung und
schließlich sind durch die lange Dauer der Vorstellung auch die Be¬
leuchtungskosten vermehrt. Als man in der Vorwoche das Stück
in viereinhalb Stunden durchgespielt hatte, wa #an darüber sehr froh,
denn man dachte, daß bei einem möglichst raschen Tempo fünf Stunden
nötig seien. — Der junge Medarduse besteht aus einem Vorspiel und fünf
Aufzügen mit siebzehn Verwandlungen. Die Bühnenbilder wieder¬
holen sich öfters. Man wird ein reizvolles Stück des inneren und
äußeren Wien vom Jahre 1800 schauen. Stilvolle bürgerliche Interieurs
wechseln mit luxuriösen Salons und einem Damenzimmer der herzog¬
lichen Familie von Valois ab, in dessen gartenumsäumten Palais die
Szene öfters spielt. Die Handlung wird weiters verlegt in ein kleines
Wirtshaus bei den Donau-Auen, vor dem die Leichen der Ertrunkenen
ans Land geschwemmt werden, auf eine Straßenkreuzung in der Vor¬
stadt, auf die Burgbastei und das Glacis, in den Schloßhof von Schön¬
brunn, in eine Gelängniszelle und schließlich zweimal auf den Friedhof,
wo Beerdigungen vorgenommen werden. Im =Jungen Medardus¬
geht es stellenweise sehr laut zu. Gewehrgeknatter, Kanonendonner,
Salven wechseln mit dem Flammenschein in die Luft gesprengter Häuser
ab. Elf Personen sterben, die meisten auf gewaltsame Art, ein Liebes¬
paat geht ins Wasser, ein kleines Mädchen wird durch einen Granat¬
splitter getroffen, zwei Offiziere durch Schüsse, mehrere Personen
erleiden kriegsrechtlich den Tod durch Pulver und Blei, zwei Akteure
werden im Duell verwundet. Es kommen auch ein Blinder und
ein Buckliger im Stücke vor. Da es unmöglich schien, diese große
Zahl von Personen bei der Fülle der rasch wechselnden Szenen zu
übersehen, wurden die Inspizienten ihres Dienstes für die Einzeldarsteller
enthoben und haben nur dafür zu sorgen, daß bei den Massenszenen
das „Volk: rechtzeitig zur Stelle ist. Die Schauspieler werden im
Jungen Medarduse ausnahmsweise nicht vom Inspizienten auf die
Bühne gerufen werden, sondern wurden verpflichtet, selbst, wenn dit
Reihe an sie kommt, auf der Szene zu erscheinen. Mit dem gemütlichen
Zeitvertreib in den Garderoben und im Konversationszimnler
wird es darum diesmal nichts sein.“
Wie beschäftigt man also den Direktor?
sie ja keinen vorgetreten sind und versucht, einen halben
(Kinder, Kinder, sollte keiner von euch
keinen
Fuß rückwärts
edar¬
den Namen Reinhardt ...??)
Nein, das geht wirklich nicht. Das ist einfach ärgerlich.
Unverständlich. Ein Jammer um das schöne Künstler¬
Zeit,
material, um die ausgezeichnete Sprechkunst. Wo ist der
Regisseur?
III.
Schnell, ihr lieben Walzertakte herbei, verscheucht mir
die schlechte Laune. Da kommt sie schon angetanzt, die, die
meine Feder jetzt umzirkeln soll, tanzend umzirkeln in sonni¬
ger Heiterkeit.
erker¬
Luise Kartousch. Das Herz lacht jedem schon bei
blon¬
dem Namen, jedem, der sie gesehen — oder, hol mich der
Schon
Teufel, er ist ein Fadian. Ach, könnte ich sie euch zeichnen,
zieht
könnte ich es festhalten, dieses ewig wechseinde Bild an¬
ischer
mutiger Drolligkeit und komischer Grazie. Keine kenne ich
wie sie in dem weiten Operettengarten. Keine in Wien,
eht es
von Berlin zu schweigen. Am nächsten kommt ihr noch
macht.
Emmy Horst in Hamburg. Aber mit all ihrer Lieblichkeit
eines.
und Grazie ist sie nur ein Abglanz jenes Kobolds aller
guten Geister. Ich hab's! Den guten Geist der
Operette werde ich sie taufen. So war sie der gute
Geist im „Grafen von Luxemburg“ als Juliette
Vermont, so ist sie es jetzt als Prinzessin Margot
eben
in Leo Falls neuem Werk: „Die schöne Risette“,
ein
das im Theater an der Wien gegeben wird. Denn
aber
da, wo die Kartousch ihren Launen die Zügel schießen lassen
denen
kann, im zweiten Akt, schmeichelt sich diese Operette, die mit
Und
romantisch schwärmerischer Musik beginnt, ganz in unser
ihm
. Reizende Einfälle sind zu verzeichnen, graziöse
Melodien. Auch das Texibuch ist — o Wunder — verständ¬
Vater
lich und voll heiterer Erfindungen. Dort oben auf der
Bühne aber wetteifert die zierliche Gestalt mit den unbe¬
schreiblich drolligen Bewegungen mit Dichter und Kom¬
ponist in lachenden Einfällen, und ihre großen, schwarzen
wie
Teufelsaugen scheinen immer neue Späße erspähen zu
1 die
wollen. Freilich hat sie einen Partner aus dem echten lusti¬
zwei
gen Wien: Herrn Willenz. Und Tautenhayn stellt
Bleich¬
als ihr Vater Thomastus II., Herzog von Aquitanien, mit
„eins.
zwerchfollerschütternder Komik einen ganz neuen Typus
hvon
eines alten Seronissimus auf die Beine. — Noch während
hilipp
ich dieses schreibe, muß ich lachen, lachen, mit ganzer Seele
Weiß
et alle lachen.
v. Schmidi=Paulijun
daß
box 26/6
Tallsesbtieltat
Telephon 12801.
Men
O l. österr. behördl. kodz. Unternehaten für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
□
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
9
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolle, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Qqutlienaugabe ohge Gewähro
□ Ausschnitt aus:
Die Fackel, „Wien
#voi z. 1 LELDi
IA
4
Gabor Steiners Hamburgische Dramaturgie
Donnerstag den 24. d. findet im Hofburgtheater die Uraufführung
von Artur Schnilzle#s#slorischer TragödieDer junge Medarduse statt.
Diese Vorstenung beginnt ausnahmsweise pünktlich um halb 7 Uhr
abends. Ein so früher Anfang einer Vorstellung ist im Burgtheater eine
große Seltenheit und lange nicht vorgekommen. Nur für die erste Auf¬
führung der neuen Inszenierung des zweiten Teiles von-Fauste wal gleich¬
falls eine so zeitliche Stunde des Beginnes angesetzt.... Der Theaterzettel
wird von einer ungewöhnlichen Länge sein. In der Buchausgabe nimmt
das Personenverzeichnis drei Oktavseiten ein. 78 Einzelpersonen kommen
vor, außerdem eine Menge Volk.. Natürlich wird diese Vorstellung
der Hofbühne große Kosten verursachen, die Spielhonorare erreichen
eine ungewöhnliche Höhe, die Löhne für die Bediensteten, die eine
beträchtlich verlängerte Arbeitszeit haben, erfahren eine Steigerung und
schließlich sind durch die lange Dauer der Vorstellung auch die Be¬
leuchtungskosten vermehrt. Als man in der Vorwoche das Stück
in viereinhalb Stunden durchgespielt hatte, wa #an darüber sehr froh,
denn man dachte, daß bei einem möglichst raschen Tempo fünf Stunden
nötig seien. — Der junge Medarduse besteht aus einem Vorspiel und fünf
Aufzügen mit siebzehn Verwandlungen. Die Bühnenbilder wieder¬
holen sich öfters. Man wird ein reizvolles Stück des inneren und
äußeren Wien vom Jahre 1800 schauen. Stilvolle bürgerliche Interieurs
wechseln mit luxuriösen Salons und einem Damenzimmer der herzog¬
lichen Familie von Valois ab, in dessen gartenumsäumten Palais die
Szene öfters spielt. Die Handlung wird weiters verlegt in ein kleines
Wirtshaus bei den Donau-Auen, vor dem die Leichen der Ertrunkenen
ans Land geschwemmt werden, auf eine Straßenkreuzung in der Vor¬
stadt, auf die Burgbastei und das Glacis, in den Schloßhof von Schön¬
brunn, in eine Gelängniszelle und schließlich zweimal auf den Friedhof,
wo Beerdigungen vorgenommen werden. Im =Jungen Medardus¬
geht es stellenweise sehr laut zu. Gewehrgeknatter, Kanonendonner,
Salven wechseln mit dem Flammenschein in die Luft gesprengter Häuser
ab. Elf Personen sterben, die meisten auf gewaltsame Art, ein Liebes¬
paat geht ins Wasser, ein kleines Mädchen wird durch einen Granat¬
splitter getroffen, zwei Offiziere durch Schüsse, mehrere Personen
erleiden kriegsrechtlich den Tod durch Pulver und Blei, zwei Akteure
werden im Duell verwundet. Es kommen auch ein Blinder und
ein Buckliger im Stücke vor. Da es unmöglich schien, diese große
Zahl von Personen bei der Fülle der rasch wechselnden Szenen zu
übersehen, wurden die Inspizienten ihres Dienstes für die Einzeldarsteller
enthoben und haben nur dafür zu sorgen, daß bei den Massenszenen
das „Volk: rechtzeitig zur Stelle ist. Die Schauspieler werden im
Jungen Medarduse ausnahmsweise nicht vom Inspizienten auf die
Bühne gerufen werden, sondern wurden verpflichtet, selbst, wenn dit
Reihe an sie kommt, auf der Szene zu erscheinen. Mit dem gemütlichen
Zeitvertreib in den Garderoben und im Konversationszimnler
wird es darum diesmal nichts sein.“
Wie beschäftigt man also den Direktor?