II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 356

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n de sehenechter de
geistvollsten Bücher, der (1906 bei S. Fischer in Berlin
Aber auch in den Charakteren dee nier Träger der Hand¬
euenderes? Also Dorothy
erschienenen) Einaktersammlung „Marionetten“ entnommen.
lung finden sich neben den kolportagehaft=romantischen
old Faringay. Dieser im
Von den drei Schauspielen, die in diesem Buche vereinigt
Hauptzügen so viel mit feinem Blicke dem tieferen Innen¬
ithisch erscheinende junge
sind, sind das erste, die Studie „Der Puppenspieler“ und
leben abgelauschte echte Züge, daß im Zuschauer eine ver¬
haftes Animierbureau zu
das dritte, die Burleske „Zum großen Wurstel“ nicht rich¬
ärgerte Stimmung nicht aufkommt, daß vielmehr in ihm
führen lassen und hat, als
tige Marionettenspiele, sondern Dramen für die gewöhn¬
den größeren Teil des Theaterabends ein Gefühl des un¬
iß gefordert wurde, drei¬
liche Schaubühne. Als solche wurden sie auch in Wien schon
gemischten Behagens herrscht. Und seien wir ehrlich! Daß
einer Firma veruntreut,
aufgeführt: den „Puppenspieler“ hat 1904 Jarno und 1906
sich zwei, die eina# er lieb haben, zuletzt fürs Leben be¬
genießt. (Das Geschäft¬
Bassermann verkörpert, und der symbolische Spaß „Zum
kommen, daß ein einmal Gefallener durch seinen Fehl¬
ama steht auf sehr schwa¬
großen Wurstel“ ist ebenfalls 1906 im Lustspieltheater zum
tritt nicht für immer vernichtet, sondern von einer gütigen
Defraudation brav bis
unheimlichen Leben erweckt worden. Wenn diese zwei Ein¬
Hand wieder auf den rechten Weg geleitet wird, daß der
chwesterchen Dorothy sind
akter in einem Marionettenbuch erscheinen, so ist der Titel
Dichter nicht den Tod der schönen Sünderin will, sondern
y in aufopferungsvollster
mit einem bei Schnitzler oft wiederkehrenden Gedanken nur
daß sie lebe und sich bekehre: das freut uns auf der Bühne
ersetzt. Darum hat De¬
metaphorisch gemeint: wir alle gleichen in unserem Tun
stets, wenn es vom Verfasser nur einigermaßen so arran¬
ken: ihn zu retten. Nur
und Leiden so häufig Mationetten, deren Drähte der große
giert wird, daß es sich mit unserem modernen Empfinden
d kann bei einer bevor¬
Unsichtbare lenkt! Und gerade dem Auge des Dichters
verträgt!
ng entdecken. Thursfield
Schnitzler stellt sich das Leben gern als ein sellsames Spiel
Als Dorothy debülierte Fräulein Malberg, die sich
beim Wintersport etwas
dar, dessen Zweck, Verlauf und Ausgang keiner der Mit¬
im Deutschen Volkstheater langsam zu einem Liebling der
h. sucht seine Bekannt¬
tuenden kennt oder gar bestimmen kann. Man denke an den
Wiener emporgearbeitet hat. Ihr fehlt der große tragische
erlobt sich mit ihm. Sie
„Grünen Kakadu“ oder an die „Letzten Masken“. Im be¬
Aufschrei, wahrscheinlich auch (im eigenen Leben) die Lei¬
Bitte abschlagen wird.
sonderen ist „Der Puppenspieler“ ein Dichter, der dei
denschaft des Herzens. Aber sie besitzt dafür einen fast voll¬
neck! — mit einem Ju¬
lieben Gott ins Handwerk pfuscht und sich vermißt, mit
wertigen Ersatz: die mertwürdige Gabe, auf dem Theater
Gresham, verlobt. Aber
Menschenschicksalen zu spielen; in der Burleske des Wurstel¬
immer so zu erscheinen, als sei sie aller Leidenschaften des
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issen Revision wird Do¬
theaters uber erscheinen auf einer Bühne auf der Bühne Dar¬
menschlichen Herzens randvoll und als hindere sie in jedem
geben. Es handelt sich
steller, die an Drähten zu hängen und Marionetten darzu¬
einzelnen Augenblicke nur eine übermenschliche Selbstzucht,
n nicht zufällig von der
stellen haben. „Der topfere Cassian“ ist das erste und ein¬
eine durch hohe Kultur erworbene Bändigung feelischer
und umgekehrt. So viel
zige wirkliche Puppenspiel, das Schnitzler bisher geschrieben
Eruptionen, das Meer ihres Herzens überfließen und aus¬
Rührkomödien, die gut
hat. Es ist ein entzückendes, ein bezauberndes Spiel. Dieses
strömen zu lassen. So sagt diese Künstlerin mit einem
rzens alle handelnden
freundliche Urteil wird dadurch kaum beeinträchtigt, daß an
schlichten Wort, einem leisen Zucken um die Mundwinkel
kr ersten Aufregung und
gewissen technischen Mängeln zu erkennen ist, daß der Dichter
dem Zuschauer oft mehr als eine stelzbeinige Tragödin mit
ers zutage. Doch schon
da auf einem ihm noch neuen Felde gearbeitet hat. Er mutet
zehn Wolterschreien. Fräulein Marberg wurde vom Publi¬
n englischen Geschichten
nämlich den Püppchen Dinge zu, die ihnen unmöglich sind,
kum sehr gefeiert. Als Debütantin durfte sie ja nach altem
der Autor hinaus will,
und nutzt anderseits die speziellen komischen Möglichkeiten
Burgtheaterbrauche vor den Zuscheuern erscheinen, eine
hr viel Furcht und Mit¬
der Holz= oder Porzellanpuppe nicht voll aus. Eine Ma¬
Gunst, die den Hofschauspielern Wiens sonst versagt ist und
den Jugendfreund gar
rionette kann nicht „betreten", „unruhig“ oder „staunend“
die diesmal Herrn Sutro sehr zustatten kam. Neben ihr
e Selbsttäuschung. Erst
dreinschauen, wie Schnitzler das vorschreibt, sie kann auch
bewährten sich Thimig, der in der fein angelegten Ge¬
evle Spiel wird für sie
nur sehr schwer einen Dukaten in die Westentasche stecken,
stalt des sarkastischen Chefs zeigte, daß er an der Hand
hsel muß demnach ohne
eine Halskrause küssen oder Würfel spielen. Es taugt auch
einer tauglichen Rolle sofort aus seiner Erstarrung heraus¬
im korrekten England)
nicht, sie allzu lyrisch reden zu lassen. Dagegen kann man
findet, und — überraschenderweise — Frau Lewinsky,
h Sutro leicht. Edward
ihr gar nicht genug Gelegenheit für den drastischen
die ihre Tante mit gutem Humor gestaltete und die nur
Blute so roten Edward;
Ausdruck der verschiedenartigsten Gefühle und Stimmungen
nicht mehr dadurch lächerlich gemacht werden sollte, daß man
noch viel großmütiger,
geben. Wo es Schnitzler daran fehlen läßt, da half die Inter¬
sie klassische Heroinen spielen und Verse sprechen läßt. Herrn
pretation kräftig nach. Eine rechte Marionettenfigur ist
rgedacht hat. Er wartet
[Paulsens edle Männlichkeit ist in der Figur des Thurs¬
hhlt den defraudierten
der tapfere Cassian selbst, ein Bramarbas, Eisenfresser,
field ziemlich glaubhaft und erträglich. Ganz unmöglich
miles gloriosus. Sein kleiner Vetter Martin, der Stu¬
Ehr als die Hälfte min¬
bleibt nach wie vor der hilflose Herr Frank, dem der
dent, und das Fräulein Sophie, das Cassian im Verlauf
pthy diesen Edelmut zu
Sündenbock Arnold zugesallen war. Die Regie Thimigs
der Handlung dem Martin wegnimmt, sind etwas zu
viel. Sie fordert von
übersah nichts und Leflers Gestaltung des Bühnenbildes
lyrisch ausgefallen. Aber Cassian in seiner phantastischen
. Walter hat schon ein¬
ließ auch keinen Wunsch unerfüllt.
Uniform, Cassian, der schon, als er dreizehn Jahre alt
i Spekulationsverlusten
Einige Tage vor dieser Premiere hat das Burgtheater
war, zwei Räuber totschlug, dem ein menschliches Leben
den Dieb Arnold nicht
die 25. Aufführung des „Jungen Medardus“ feiern
nicht mehr wert ist als das Dasein einer Fliege, der ist
n zweitausend Pfund
können. Es ist darüber geklagt worden, daß der „Medardus“
der wahre Marionettenheld. Man muß nur hören, wie
nicht; daher muß ich
in Wien nicht das Echo gefunden habe, das dem „Odipus“
der tapfere Cassian „mit wenigen Worten“ seine Aben¬
Das klärt alles: Walter
Reinhardts in Berlin beschieden war. Nun — ganz abge¬
teuer schildert, nachdem er „schweren Schrittes“ wie der
ihn niemals wahrhaft
sehen davon, daß eine vom regulären Theaterbetriebe voll¬
steinerne Gast, bei seinem Vetter Martin und dessen süßem
und strahlend tritt
ständig abweichende Aufführung einer griechischen Tragödie
Mädel Sophie eingekehrt ist. „Ich komme aus einer
ter eben entrüstet fort¬
in einem Zirkus vor Tausenden von amphitheatralisch
Schlacht, wo mir zwei Pferde unterm Leib und drei
einzunehmen. Noch ist
gesetzten Zusehern und mit einem mitwirkenden Chore von
Mützen vom Schädel weggeschossen wurden. Des fernern
vorgeschritten, daß der
Hunderten von Statisten schon infolge dieser äußeren, äußer¬
komm' ich aus der Gefangenschaft, wo etliche brave Ka¬
m sich Dorothy rüstet,
lichen Umstände mehr Aufsehen erregen muß als eine in
meraden verhungert und von Ratten aufgefressen worden
er sich die Sache über¬
gewöhnlichem Theaterrahmen ablaufende Vorstellung -
sind. Ferner vom Richtplatz, wo sieben an meiner Seite
ill, zurückkommen und
man wird nicht leicht eine Burgtheaternovität ausfindig
füsiliert und ich mit ihnen für tot in eine Grube gewor¬
flärt aufeinanderplatzen.
machen, der in einer so kurzen Frist (kaum vier Monate
fen wurde, obwohl alle Kugeln an mir vorbeigepfiffen
lusse des dritten Aktes
sind seit der Premiere verstrichen gewesen!) so viele Vor¬
waren. Ferner aus den Krallen eines Geiers, der mich
tda. Aber Sutro ver¬
stellungen gegönnt waren, wenn man überhaupt eine findet.
für Aas hielt, wie die andern, die sich an meiner Seite
n vierten Akt schweben
Was will man da sonst noch für ein Echo? Jede Aufführung
bereit hielten zu verwesen, und der mich aus Bergeshöhe
lichen Sorge, Edward
des „Medardus“ war bisher und ist noch ner ausver¬
auf die Erde herunterfallen ließ, — glücklicherweise, auf
zu Rhodesias Wasser¬
kauft. Essays darüber (über das Werk, sein. Stellung in
einen Heuschober. Ferner aus einem Wald, wo mich ein
rem und des Autors
Schnitzlers Schaffen, seine Inszenierung, seinen Erfolg, seine
paar Kaufleute für ein Gespenst ansahen und mir in
r Stunde doch noch,
historischen Voraussetzungen usw.) sind in Menge geschrie¬
ihrem Schrecken allerlei gutes Zeug und Bargeld zurück¬
zu überzeugen, und
ben worden. In den Rauchtheatern spielte man mehr oder
ließen. Ferner aus einem gar lustigen Haus, wo Kroatin¬
ch Rhodesia begleiten.
minder gelungene Parodien. Herz was willst du noch mehr?
nen und Tscherkessinnen und Spanierinnen meinethalb
tettung“! Gereitet ist
Eins muß der Gerechte Herrn Direktor Berger zu¬
mit den Dolchen aufeinander losgingen und ihre Galaus
en; gerettet ist ferner
gestehen: gearbeitet wird rastlos unter seinem Regiment,
mich umbringen wollten, ..
so daß ich durch den Rauch¬
hnungslosigkeit einen
und in der gleichen Zeit, wie sein Vorgänger, bringt der
fang aufs Dach flüchtete und fünf Stockwerke herunter¬
tet ist auch Dorothys neue Mann ungesähr donpelt so piel neue Verstellungen Isprang, ... kur; und auf: ich kemee ans
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