II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 385

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22. Derjunge Nedandus
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eine blendende Erscheinung verfügt, an diesem Abend
mit einem Schritt in die erste Reihe der Burgtheater¬
künstler. Ein starker anhaltender Erfolg war nicht vor¬
auszusehen. Wie aber in Theaterdingen immer alles
anders kommt, als man meint, wird der „Medardus“
jetzt vor ausverkauften Häusern gegeben und erweist
sich als der stärkste Erfolg, den das Burgtheater seit
langem gehabt hat.
Die übrigen Burgtheater=Ereignisse sind nicht allzu
schwerwiegend. Um das Andenken des toten Kainz zu
ehren, wurde ein Dramenfragment „Saul“ aus seinem

literarischen Nachlaß zur Aufführung gebracht. Das
Drama des jüdischen Volkes, das, durch innere Uneinig¬
keit und durch äußere Bedrängnis in eine verzweifelte
Lage geraten, seine Errettung von einem gottgesandten
König erhofft. Das Fragment ist stellenweise von großer
theatralischer Wirksamkeit, der Einfluß Kleists, Schillers
und Hebbels ist nicht zu verkennen. An einem Ein¬
akterabend gelangten zwei kleine Stücke des schweize¬
rischen Dichters I. V. Widmann zur Aufführung, und
beide, sowohl das liebenswürdige spartanische Lustspiel
„Lysanders Mädchen“ wie die Renaissanceplauderei „Der
greise Paris“ machten einen überaus anmutigen Eindruck.



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Josefine Ritzinger in der Volksoper
„Quo radis“ von Jean Rongues.
Nach einer Aufnahme von L. Gutmann
in Wien.
Die Leistungen der Hofoper
darf man heuer mit keinem stren¬
gen kritischen Maßstab messen,
denn sie befindet sich jetzt in dem
Übergangsstadium von Wein¬
gartner zu Gregor. Die einzige
interessante Novität war die
musikalische Pantomime „Der
Schneemann“ des elfjährigen
Erich Wolfgang Korngold, ein
überaus reizvolles kleines Werk.
Um in das Haus der geliebten
Colombine zu
dringen, stellt
sich Pierrot statt des wirklichen
Schneemanns vor dem Fenster
auf, dringt ein, Pantalon fällt
vor Schreck um, und Colombine
wird von Pierrot entführt. Die

Musik ist nicht minder naiv, aber
voll entzückender Einfälle. Sie ist
dabei überaus scharf charakte¬

risierend und von verblüffender
technischer Reife. Erich Wolf¬
gang Korngold ist ohne Zweifel
e Mue
ein außerordentliches, großes
Talent, und man kann ihm nur

wünschen, daß ihm Zeit und
Paula Müller als Franziska in „Minna von Barnhelm“
am Deutschen Volkstheater.
Muße gelassen werde, ungestört