II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 387

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22. Der junge Medandus
410 Ludwig Hirschfeld: (38343134313431343434338243438
zwei im Ton sehr ähnliche harmlos liebens= die Vertreibung vom eigenen Hof, das Los¬
würdige Stücke, deren Erfolg zum großen reißen von Grund und Boden. Aber auch
Teil ein persönlicher Erfolg Paula Müllers
an seinem Glauben, an seiner inneren Über¬
ist, die in ihrem Naivenfache Außerordent¬
zeugung hängt ein solcher protestantischer
liches leistet.
Bauer mit einer trotzigen, rauhen Inbrunst.
Die größte künstlerische Leitung dieser
Aus diesen Gegensätzen ergibt sich der Kon¬
Bühne ist aber die Aufführung von Karl
flikt, die „Tragödie eines Volkes“, die am
Schönherrs Drama „Glaube und Heimat“
Einzelfall der Familie Rott demonstriert
Der Dichter schlägt hier ein blutiges öster¬
wird. Ein altes Bauerngeschlecht, in dem
reichisches Kapitel auf: Die Zeit der Ge¬
sich Begriffe und Überzeugungen fort¬
genreformation, des unerbittlichen Kampfes
erben, wie das Bekenntnis zum lutherischen
der Katholischen wider die Ketzer und ihre Glauben. Der im Herzen protestantische
Austreibung mit Feuer und Schwert. Am hef¬
Christoph Rott schweigt und heuchelt wie man¬
tigsten wütet dieser Kampf in den österreichi= cher andere, aber in dumpfem Trotz. Doch
schen Alpenländern. Für den erbgesessenen als er die blutigen Greuel ansieht, die ein
Bauer gibt's kein schwereres Schicksal, als kaiserlicher Reiter mit seinen Soldaten im
Kampfe gegen die Protestan¬
tischen anrichtet, da schreit er
sein Bekenntnis heraus, ob¬
wohl er weiß, daß er damit
seine Heimat verloren hat.
Zu dieser Tragödie des Bau¬
ern kommt noch die des Va¬
ters. Minderjährige müssen
zurückbleiben, um im katho¬
lischen Glauben erzogen zu
werden. Rott soll also sein
einziges Kind, den prächtigen
wilden Spatz, zurücklassen.
Auch dies ringt er sich ab und
rüstet sich zur Auswanderung.
Aber der trotzige Knabe will
nichts wissen vom Zurück¬
bleiben, und als der Reiter
ihn fangen will, stürzt er
sich in den Mühlbach. Im
ersten Schmerz und Zorn will
Rott den Reiter töten, aber
des Evangeliums eingedenk,
zwingt er sich noch dazu, dem
Feinde zu verzeihen und zieht
mit dem toten Knaben in die
Fremde. Der wilde Reiter
st
von solcher übermensch¬
lichen Güte erschüttert und
bricht sein Schwert mit einem
wilden Tritt entzwei.
Dieser letzte stumme Akt¬
schluß zeigt die ganze konzen¬
trierte dramatische Kraft des
solchen gewaltigen Mo¬
menten reichen Werkes. Schon
der Schluß des ersten Aktes
von einer ungeheuren
Steigerung, die dann noch
zunimmt. Daß Schönherr
dieses einfache, einem moder¬
nen Publikum so fernliegende


Thema derart packend und
ergreifend zu gestalten ver¬
mochte, zeigt seine starke dra¬
matische Meisterhand. Die
Muedenden
bekundet sich auch in der For¬
mung der einzelnen Gestalten:
Lauter überlebensgroße wun¬

dervoll gemeißelte Typen, die
Nach einer Photographie des Hosateliers W. Weiß in Wien.
Starken und Stolzen, wie die