Darlteller nicht! Kritik und Publikinn, Freunde des Dichters
in der Burg kumm einen hinreillenden, betörenden Redner,
und Freunde des Burgtheaters waren darüber einig, dalt
aber wir haben zwanzig Schaulpieler, die den Wiener
Herr Geralch nicht warm, nicht innerlich, nicht Rimmnungs¬
Dialekt licher beherrichen.
reich genug war. Dieler junge Mann bliekt immner paus¬
Noch ein underes Arqmment lpricht für die Aufführung
backig-frilch ins Leben, aber wie lein rundliches Gelicht
des =Medarduse. Der Dichter hat hier ein Alt-Wiener
keiner leelilchen Verdülterung fähig, ilt, lo ilt leine haltige,
Bilderbuch angelegt. Man lieht die Balteien von Alt¬
überltürzende Sprechweile keiner leelllchen Modulation
Wien, das Glacis, das Schönbrunner Schloß, eine Alt¬
fühig. Ein paar Tage vorher lprach er den Toren in
Wiener Buchhandlung, ein Wirtshaus an der Donau. Nur
Hoffmannsthals lyrilchem Gedicht =Der Tor und der
allein das Dekorative dieles Dramas musfte die Wiener
Tode; aber wie unlyrilch, wie ungefühlt, wie leer! Der
locken und lo kam es, daß Baron Berger, der die Maler
junge Medardus braucht nun wirklich einen Darlteller, dem
wieder aus ihrer Vorherrichaft verdrängen wollte, das
man die Überfülle des Seelilchen glaubt. Es ilt ein kom¬
größte Bühnen-Bilderbuch lchaffen mußfte, das man leit
plizierter Charakter, in dem Weichheit und Härte, heroilche
Jahren im Burgtheater gelehen. Die Macht des Malers
Tapferkeit und Liebhaberichwäche, ein Kind und ein Held,
auf der Bühne hängt eben innig zulammen mit der
ein Anbeter und ein Krieger in Einem wohnen lollen.
Schwäche der Dichter und Darlteller. Ein Theater, das
Der junge Medardus loll in den Krieg gegen Nupolcon
arm an Poeten und noch ärmer an großen Schaulpielern
ziehen, er litzt mit leinen Kameraden im Wirtshaus und
ilt, muß, ob es will oder nicht, mit der Hilfe des Malers
lingt die kecksten Kriegslieder — da wird die Leiche leiner
rechnen. Es ilt ganz charakteriltilch, daß Reinhardt in dem
Schweiter hereingetragen, die mit dem Prinzen Valols
Maße, als lich leine Schaulpielertruppe verbellerte und
ins Waller gegangen ist. Sofort beichließt Medardiss, nicht
vertiefte, von den großen Ausltattungsprinzipien ab- zur
in den Krieg zu ziehen. Soleher Stimmmungswechlel wirkt
ltililierten Dekoration zurückkehrte. Baron Berger mag in
fan lächerlich, wenn der Darkteller nicht das heißle Bruder¬
leinen Büchern die Austreibung des dekorativen Malers
gefühl des Medardus darzultellen vermag. Dann lpinnt
predigen. Das gelchwächte, verarmte Enlemble des Burg¬
Medardus die Beziehung mit der Prinzessin von Valois an;
theaters zwingt ihn, beim Maler Hilfe zu luchen.
lie Toll leine Geliebte werden, damit er lie vor aller Welt
Eine einzige große Rolle ilt in dielem Stücke: der
junge Medardus. Das Burgtheater hatte dielen einen preisgeben kann. Das ist lchon vom Dichter ein bischen
9
W
1
8
0
Pae
SR
ne
1200
4
Mhhe unde
Herr Deutsch
Frl. Obermaier
Frl. Dectjen
Herr Groli
„Das Puppenmädelz im Theater des Wellens 7 Berlin
in der Burg kumm einen hinreillenden, betörenden Redner,
und Freunde des Burgtheaters waren darüber einig, dalt
aber wir haben zwanzig Schaulpieler, die den Wiener
Herr Geralch nicht warm, nicht innerlich, nicht Rimmnungs¬
Dialekt licher beherrichen.
reich genug war. Dieler junge Mann bliekt immner paus¬
Noch ein underes Arqmment lpricht für die Aufführung
backig-frilch ins Leben, aber wie lein rundliches Gelicht
des =Medarduse. Der Dichter hat hier ein Alt-Wiener
keiner leelilchen Verdülterung fähig, ilt, lo ilt leine haltige,
Bilderbuch angelegt. Man lieht die Balteien von Alt¬
überltürzende Sprechweile keiner leelllchen Modulation
Wien, das Glacis, das Schönbrunner Schloß, eine Alt¬
fühig. Ein paar Tage vorher lprach er den Toren in
Wiener Buchhandlung, ein Wirtshaus an der Donau. Nur
Hoffmannsthals lyrilchem Gedicht =Der Tor und der
allein das Dekorative dieles Dramas musfte die Wiener
Tode; aber wie unlyrilch, wie ungefühlt, wie leer! Der
locken und lo kam es, daß Baron Berger, der die Maler
junge Medardus braucht nun wirklich einen Darlteller, dem
wieder aus ihrer Vorherrichaft verdrängen wollte, das
man die Überfülle des Seelilchen glaubt. Es ilt ein kom¬
größte Bühnen-Bilderbuch lchaffen mußfte, das man leit
plizierter Charakter, in dem Weichheit und Härte, heroilche
Jahren im Burgtheater gelehen. Die Macht des Malers
Tapferkeit und Liebhaberichwäche, ein Kind und ein Held,
auf der Bühne hängt eben innig zulammen mit der
ein Anbeter und ein Krieger in Einem wohnen lollen.
Schwäche der Dichter und Darlteller. Ein Theater, das
Der junge Medardus loll in den Krieg gegen Nupolcon
arm an Poeten und noch ärmer an großen Schaulpielern
ziehen, er litzt mit leinen Kameraden im Wirtshaus und
ilt, muß, ob es will oder nicht, mit der Hilfe des Malers
lingt die kecksten Kriegslieder — da wird die Leiche leiner
rechnen. Es ilt ganz charakteriltilch, daß Reinhardt in dem
Schweiter hereingetragen, die mit dem Prinzen Valols
Maße, als lich leine Schaulpielertruppe verbellerte und
ins Waller gegangen ist. Sofort beichließt Medardiss, nicht
vertiefte, von den großen Ausltattungsprinzipien ab- zur
in den Krieg zu ziehen. Soleher Stimmmungswechlel wirkt
ltililierten Dekoration zurückkehrte. Baron Berger mag in
fan lächerlich, wenn der Darkteller nicht das heißle Bruder¬
leinen Büchern die Austreibung des dekorativen Malers
gefühl des Medardus darzultellen vermag. Dann lpinnt
predigen. Das gelchwächte, verarmte Enlemble des Burg¬
Medardus die Beziehung mit der Prinzessin von Valois an;
theaters zwingt ihn, beim Maler Hilfe zu luchen.
lie Toll leine Geliebte werden, damit er lie vor aller Welt
Eine einzige große Rolle ilt in dielem Stücke: der
junge Medardus. Das Burgtheater hatte dielen einen preisgeben kann. Das ist lchon vom Dichter ein bischen
9
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Pae
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Mhhe unde
Herr Deutsch
Frl. Obermaier
Frl. Dectjen
Herr Groli
„Das Puppenmädelz im Theater des Wellens 7 Berlin