wuttte Baron Berger nur eine laubere Chorleiltung en
hieten. Seimitzler bringt noch undere Mallenszenen, die
einen wirklichen Beherricher der Mallen zu lebenslprühen¬
den Bildern und Bewegungen reizen mültten. Da wird
eine Szene auf den Balteien und Feltungswällen von Alt¬
Wien gezeigt. Die bewaffnete Bürgerwehr Reht neben
den Kanonen, in Mallen drängen die Neugierigen vor,
dlie Wiener, die überall dabei lein müllen, die Olfiziere
der Bürgerwehr hören die erlten Kanonenlchülle und wollen
die Mülliggänger abdrängen, die mur im Wege stehen.
Darauf wird inmen mit wienerllchen Froßeleien geant¬
wortet. Am Ende wirch den Oflizieren zu bunt und lie
Jallen, während die erlten Granaten donnern, die Baiteien
rämnen. Baron Berger begnügte lich hier mit zehn oder
zwölf Statilten, die dus müßige Hermmltehen der Bürger¬
schaft darltellen lollten. Der Kontraft zwilchen den
loldatilch-erntten Bürgeroflizieren und den Flaneuren kum
pur ganz matt und Ichwächlich herams. Es fehlte nicht nur
die Malle, die bei lolchem Anlaß auf die Bühne mullte.
Es fehlte uuch der große Schwung, die dirigierende Mallen¬
herrichaft des Regilleurs. Selblt die Vorlchriften, die der
Dichter angibt, wurden ins Mittelmäßlige herabgestimmt.
Kainz als Hamiet7 Statue von Bildhauer Sandor Juray
konstruiert; wehe, wenn ein Darlteller diele Konstruktion
nicht durch leinen Ueberichwung zu verkleiden weill! Und
wieder wird Medardus lich lelber untreu, denn die Liebe
ilt Itärker als alle Ruchepläne. Medurdin wirkt belächelns¬
wert, wenn der Zulchauer nicht fühlt, wie die Flammen
einer großen Leidenlchaft über ihm zulammenichlagen.
Dann plötzlich wird Medardus wieder Krieger. Der Trou¬
badour wird wieder hart, der Senlitive wird wieder
neroilch. Er tötet nicht nur Heiene von Valois, er will
#auch die Gnade von Napoleon nicht annehnnen, er fordert
lein Todesurteil. Dieles Zickzackgehen des Medardus kann
nur ein innerlich Reicher verkörpern! Das Burgtheater int
an der einen Rolle, die mehr als einen Epilodilten fordert,
gescheitert. Man wird die Alt-Wiener Tragödie anderswo
unwienerlich geben, mit weniger lchönen Szenenbildern,
aber innerlich glaubwürdiger. Hier fehlte ein Moill oder
Kayfller, ein Kainz oder auch nur ein Harry Walden.
Bei jeder Burgtheater-Premiere gibt es eine Anzahl
alter Herren, die im Parkett lpazieren gehen und ver¬
lichern: Eine lolche Vorstellung ist doch nur im Burg¬
theater möglich. Das ilt wahr und auch nicht wahr. Richtig
ilt, dast den MMedarduse überhaupt nicht viel deutiche
Theater werden geben können. Es gehört ein Enlemble
von etwa liebzig Perlonen dazu und es gibt natürlich nicht
viel Bühnen, die lo reich beletzt lind. Die Malle tut es!
Andererleits hat der Vorltellung als Regieleillung außer¬
Thot. Stelajf
ordentlich viel gefehlt. Wie mittelmäßig war dieles Bei¬
lamnnenlein der Soldaten, die gegen Napoleon ams- Beert Deetjen und Gultav Matzner im =Puppenmädel¬
Immerhin brachte der Abend eine schaulpielerische
178
Entdeckung. Engenie Wohlgemuth, die noch Schlenther
gewonnen, hat als Helene von Valoit ihren größten schau¬
lpielerilchen Erfolg in Wien geholt. Sie wußte die kalte
Hoheit der politilierenden Herzogin mit Adel zu reprälen¬
#tieren. Sie hatte Größe und Fallung, und dennoch ichwelte
in ihren Augen das Feuer einer Rolzen Seele. Es gab
Zulchauer, die aus dielen Nienen die Glut einer Wolter¬
Tlefen wollten. Möglich, daß Fräulein Wohlgemuth dereinlt
nicht lo viel bringen wird, als lie diesmal verhieß. Aber¬
jedenfall um diele Verheillung lind wir reicher!
Stefan Großmann
hieten. Seimitzler bringt noch undere Mallenszenen, die
einen wirklichen Beherricher der Mallen zu lebenslprühen¬
den Bildern und Bewegungen reizen mültten. Da wird
eine Szene auf den Balteien und Feltungswällen von Alt¬
Wien gezeigt. Die bewaffnete Bürgerwehr Reht neben
den Kanonen, in Mallen drängen die Neugierigen vor,
dlie Wiener, die überall dabei lein müllen, die Olfiziere
der Bürgerwehr hören die erlten Kanonenlchülle und wollen
die Mülliggänger abdrängen, die mur im Wege stehen.
Darauf wird inmen mit wienerllchen Froßeleien geant¬
wortet. Am Ende wirch den Oflizieren zu bunt und lie
Jallen, während die erlten Granaten donnern, die Baiteien
rämnen. Baron Berger begnügte lich hier mit zehn oder
zwölf Statilten, die dus müßige Hermmltehen der Bürger¬
schaft darltellen lollten. Der Kontraft zwilchen den
loldatilch-erntten Bürgeroflizieren und den Flaneuren kum
pur ganz matt und Ichwächlich herams. Es fehlte nicht nur
die Malle, die bei lolchem Anlaß auf die Bühne mullte.
Es fehlte uuch der große Schwung, die dirigierende Mallen¬
herrichaft des Regilleurs. Selblt die Vorlchriften, die der
Dichter angibt, wurden ins Mittelmäßlige herabgestimmt.
Kainz als Hamiet7 Statue von Bildhauer Sandor Juray
konstruiert; wehe, wenn ein Darlteller diele Konstruktion
nicht durch leinen Ueberichwung zu verkleiden weill! Und
wieder wird Medardus lich lelber untreu, denn die Liebe
ilt Itärker als alle Ruchepläne. Medurdin wirkt belächelns¬
wert, wenn der Zulchauer nicht fühlt, wie die Flammen
einer großen Leidenlchaft über ihm zulammenichlagen.
Dann plötzlich wird Medardus wieder Krieger. Der Trou¬
badour wird wieder hart, der Senlitive wird wieder
neroilch. Er tötet nicht nur Heiene von Valois, er will
#auch die Gnade von Napoleon nicht annehnnen, er fordert
lein Todesurteil. Dieles Zickzackgehen des Medardus kann
nur ein innerlich Reicher verkörpern! Das Burgtheater int
an der einen Rolle, die mehr als einen Epilodilten fordert,
gescheitert. Man wird die Alt-Wiener Tragödie anderswo
unwienerlich geben, mit weniger lchönen Szenenbildern,
aber innerlich glaubwürdiger. Hier fehlte ein Moill oder
Kayfller, ein Kainz oder auch nur ein Harry Walden.
Bei jeder Burgtheater-Premiere gibt es eine Anzahl
alter Herren, die im Parkett lpazieren gehen und ver¬
lichern: Eine lolche Vorstellung ist doch nur im Burg¬
theater möglich. Das ilt wahr und auch nicht wahr. Richtig
ilt, dast den MMedarduse überhaupt nicht viel deutiche
Theater werden geben können. Es gehört ein Enlemble
von etwa liebzig Perlonen dazu und es gibt natürlich nicht
viel Bühnen, die lo reich beletzt lind. Die Malle tut es!
Andererleits hat der Vorltellung als Regieleillung außer¬
Thot. Stelajf
ordentlich viel gefehlt. Wie mittelmäßig war dieles Bei¬
lamnnenlein der Soldaten, die gegen Napoleon ams- Beert Deetjen und Gultav Matzner im =Puppenmädel¬
Immerhin brachte der Abend eine schaulpielerische
178
Entdeckung. Engenie Wohlgemuth, die noch Schlenther
gewonnen, hat als Helene von Valoit ihren größten schau¬
lpielerilchen Erfolg in Wien geholt. Sie wußte die kalte
Hoheit der politilierenden Herzogin mit Adel zu reprälen¬
#tieren. Sie hatte Größe und Fallung, und dennoch ichwelte
in ihren Augen das Feuer einer Rolzen Seele. Es gab
Zulchauer, die aus dielen Nienen die Glut einer Wolter¬
Tlefen wollten. Möglich, daß Fräulein Wohlgemuth dereinlt
nicht lo viel bringen wird, als lie diesmal verhieß. Aber¬
jedenfall um diele Verheillung lind wir reicher!
Stefan Großmann