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22. Der junf
Telephon 12.801.
„ODSEMVER
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
Quellenangibe ohne Gewähr.).—
Ausschnitt aus: 79 arzeen
Gnenka
vom. 121

bemant, den konnen wir erlosen?.
THEATER, KUNST UNDTLITERATUR
Seit die Theater über den ein wenig zögernden und
schwerfälligen Anfang der Saison hinüber sind, haben wir
jede Woche ein paar Premièren. Ja, das Burgtheater
hatte sogar seinen Schnitzler-Abend mit allen äußeren
Anzeichen einer Sensation. Die historische Tragödie in
fünf Akten -Der junge Medarduss ist — ein Aus¬
stattungsstück par excellence. Vom Dichter ist in diesen
theatergeschickt und effektbewußt zusammengestellten, wenn
auch historisch sehr interessanten und lebenstreuen Szenen,
deren krasse Realistik schmerzvoll auf die Nerven geht,
nicht viel zu spüren. Denn das grimmige Sterben auf der
Bühne tut es nicht allein. Es bleibt dem Zuschauer ganz
unbegreiflich, warum die schrullige Tochter des Herzogs
von Valois, des Prätendenten auf den Thron Frankreichs, den
jungen Medardus Klähr, der sie als Mitschuldige am Tode
seiner Schwester halit, zu ihrem Geliebten macht. Das
psychologische Gerüst des Ganzen wankt und die spätere
Ermordung dieser jungen Herzogstochter durch den jungen
Medardus wird schließlich nicht mehr als dichterische Not¬
wendigkeit, sondern nur als vierter oder fünfter Mord unde
daher eher peinlich empfunden. Das ganze Ensemble des
Burgtheaters stand auf der Bühne — das mag manchen
vom Dichter Enttäuschten entschädiet haben.