Medi
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22. Der junge ardus
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Heft 5
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r.
Re
112. Jahr #
EEfagBrRtr S
Rundschau.
S
MAAAAA
Theater.
Burgtheater.
Wie schön, daß es gerade ein Werk Arthur
Der junge Medardus.
Schnitzlers gewesen ist, welches die Kraft unserer
Was kann das Burgtheater ohne Kainz
ersten Schauspielbühne wieder auferweckt hat!
sein? Das ist die bange frage gewesen, die
Bestehen doch zwischen dem Schaffen dieses
sich manchem Theaterfreund in den Sinn
Dichters und dem Burgtheater unsichtbare Zu¬
drängte, sobald er die Nachricht von Kainzens
sammenhänge, denn für ein ideales Burgtheater
Tode vernommen. Kann dieses Haus aus
sind mohl alle Dichtungen Arthur Schnitzlers
Marmor und aus Gold dem geistigen Leben
geschrieben, auch jene, denen dieses Theater
unserer Stadt noch etwas bedeuten? Können
sich versagt hat, und auf die geschmackvolle
aus seinen prunkvollen Räumen Anregungen
Art, in der Arthur Schnitzler seine Probleme
ausgehen, die den Tag überdauern? Wird das
behandelt und besonders die Form des Dialoges
Burgtheater auch ohne den Schauspieler, durch
hat diese Bühne gewiß sehr stark eingewirkt.
den es mit dem literarischen und kulturellen
Sie gehören beide zusammen und die Zeit, wo
Leben unserer Zeit zusammenhing, als geistige
Arthur Schnitzler und das Burgtheater einander
Macht weiterbestehen, wird es auch weiterhin
aus dem Wege gingen, hat weder dem
mehr als ein beliebiges Theater; wird es eine
Theater, noch dem Dichter genützt. Was sie
Persönlichkeit, ein Geist, ein Wille sein? Auf
beide vereint imstande sind, hat die drama¬
alle diese besorgten Fragen, hat das Burg¬
tische Historie „Der junge Medardus“ deut¬
theater mit der Aufführung des „jungen
lich genug gezeigt, eines der anziehendsten
Medardus“ von Arthur Schpitzler Antwort
und künstlerisch feinsten Werke Arthur Schnitz¬
gegeben. Hat doch diese Hüffüffrung alle
lers, das durch den anmutigen Ton einer ro¬
Schauspielerkräfte des Burgtheaters in einem
mantischen und kapriziösen Erzählung vom
fesselnden Rahmen zusammengefaßt und mit
ersten Augenblick an bestrickt und das Inter¬
lebhaft erregtem Anteil gewahrte man, wie
esse des Zuhörers bis zum Schlusse festhält.
reich dieses Haus an starken und feinen Indi¬
Wenn General Rapp, der Adjutant Kaiser
bidualitäten, an vornehmen und drastischen,
Napoleons, am Schlusse sagt: „Es ist der Wille
geistreichen und empfindungsvollen Spielern, an
des Kaisers, daß Medardus Klähr mit allen
männlicher Kraft und Frauenschönheit ist. Das
Ehren und in geweihter Erde begraben werde,
ganze Burgtheater stand vor einem und ich
als dieses Krieges letzter und seltsamster Held“,
zweifle nicht daran, daß heute kein zweites
so klingen diese Worte, wie das Finale einer
deutsches Theater diesen Reichtum an sinnlicher
Rovelle. Denn eine szenisch dargestellte Erzäh¬
Schauspielerkraft zu überbieten vermag. Dazu
lung ist dieses Stück Arthur Schnitzlers, und
kommt aber noch etwas Anderes. Alle die
wenn der Dichter die Geschicke des Medardus
Persönlichkeiten, welche die Bühne betraten,
Klähr auf die Bühne gebracht hat, so war es
waren diesmal so fein auf einander abge¬
wohl, weil an seinem Schreibtische die Gestal¬
stimmt, daß man diesem Eindruck vollendeter
ten dieser Geschichte so leibhaftig erschienen
Harmonie nicht sich entziehen konnte. Das
sind, daß er ihres Mundes warmen Hauch
Buratheater zeigte sich in dieser Aufführung
verspürte. Es ist der besondere Reiz dieses
wieder als Einheit, als eine lebendige, alle ein¬
Theaterabends, daß er vorüberzieht wie eine
zeinen Spieler durchdringende Macht und es
geistvoll erzählte, phantastische Geschichte und
wird sich als solche wohl weiterhin bewähren,
ich habe Arthur Schnitzler als Erzähler nie mehr
wenn man seine Künstler wiederum vor große
bewundert, als an diesem Theaterabend.
dichterische Aufgaben stelit, wie es jetzt ge¬
Arthur Schnitzler erzählt die Geschichte
schehen ist. Das Burgtheater hat sich diesmal
zweier Familien, deren Erlebnisse geheimnisvoll
gefunden. Es darf uns nicht mehr verloren
mit eir inder verflochten sind: der Familie
gehen.
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Burgtheater.
Wie schön, daß es gerade ein Werk Arthur
Der junge Medardus.
Schnitzlers gewesen ist, welches die Kraft unserer
Was kann das Burgtheater ohne Kainz
ersten Schauspielbühne wieder auferweckt hat!
sein? Das ist die bange frage gewesen, die
Bestehen doch zwischen dem Schaffen dieses
sich manchem Theaterfreund in den Sinn
Dichters und dem Burgtheater unsichtbare Zu¬
drängte, sobald er die Nachricht von Kainzens
sammenhänge, denn für ein ideales Burgtheater
Tode vernommen. Kann dieses Haus aus
sind mohl alle Dichtungen Arthur Schnitzlers
Marmor und aus Gold dem geistigen Leben
geschrieben, auch jene, denen dieses Theater
unserer Stadt noch etwas bedeuten? Können
sich versagt hat, und auf die geschmackvolle
aus seinen prunkvollen Räumen Anregungen
Art, in der Arthur Schnitzler seine Probleme
ausgehen, die den Tag überdauern? Wird das
behandelt und besonders die Form des Dialoges
Burgtheater auch ohne den Schauspieler, durch
hat diese Bühne gewiß sehr stark eingewirkt.
den es mit dem literarischen und kulturellen
Sie gehören beide zusammen und die Zeit, wo
Leben unserer Zeit zusammenhing, als geistige
Arthur Schnitzler und das Burgtheater einander
Macht weiterbestehen, wird es auch weiterhin
aus dem Wege gingen, hat weder dem
mehr als ein beliebiges Theater; wird es eine
Theater, noch dem Dichter genützt. Was sie
Persönlichkeit, ein Geist, ein Wille sein? Auf
beide vereint imstande sind, hat die drama¬
alle diese besorgten Fragen, hat das Burg¬
tische Historie „Der junge Medardus“ deut¬
theater mit der Aufführung des „jungen
lich genug gezeigt, eines der anziehendsten
Medardus“ von Arthur Schpitzler Antwort
und künstlerisch feinsten Werke Arthur Schnitz¬
gegeben. Hat doch diese Hüffüffrung alle
lers, das durch den anmutigen Ton einer ro¬
Schauspielerkräfte des Burgtheaters in einem
mantischen und kapriziösen Erzählung vom
fesselnden Rahmen zusammengefaßt und mit
ersten Augenblick an bestrickt und das Inter¬
lebhaft erregtem Anteil gewahrte man, wie
esse des Zuhörers bis zum Schlusse festhält.
reich dieses Haus an starken und feinen Indi¬
Wenn General Rapp, der Adjutant Kaiser
bidualitäten, an vornehmen und drastischen,
Napoleons, am Schlusse sagt: „Es ist der Wille
geistreichen und empfindungsvollen Spielern, an
des Kaisers, daß Medardus Klähr mit allen
männlicher Kraft und Frauenschönheit ist. Das
Ehren und in geweihter Erde begraben werde,
ganze Burgtheater stand vor einem und ich
als dieses Krieges letzter und seltsamster Held“,
zweifle nicht daran, daß heute kein zweites
so klingen diese Worte, wie das Finale einer
deutsches Theater diesen Reichtum an sinnlicher
Rovelle. Denn eine szenisch dargestellte Erzäh¬
Schauspielerkraft zu überbieten vermag. Dazu
lung ist dieses Stück Arthur Schnitzlers, und
kommt aber noch etwas Anderes. Alle die
wenn der Dichter die Geschicke des Medardus
Persönlichkeiten, welche die Bühne betraten,
Klähr auf die Bühne gebracht hat, so war es
waren diesmal so fein auf einander abge¬
wohl, weil an seinem Schreibtische die Gestal¬
stimmt, daß man diesem Eindruck vollendeter
ten dieser Geschichte so leibhaftig erschienen
Harmonie nicht sich entziehen konnte. Das
sind, daß er ihres Mundes warmen Hauch
Buratheater zeigte sich in dieser Aufführung
verspürte. Es ist der besondere Reiz dieses
wieder als Einheit, als eine lebendige, alle ein¬
Theaterabends, daß er vorüberzieht wie eine
zeinen Spieler durchdringende Macht und es
geistvoll erzählte, phantastische Geschichte und
wird sich als solche wohl weiterhin bewähren,
ich habe Arthur Schnitzler als Erzähler nie mehr
wenn man seine Künstler wiederum vor große
bewundert, als an diesem Theaterabend.
dichterische Aufgaben stelit, wie es jetzt ge¬
Arthur Schnitzler erzählt die Geschichte
schehen ist. Das Burgtheater hat sich diesmal
zweier Familien, deren Erlebnisse geheimnisvoll
gefunden. Es darf uns nicht mehr verloren
mit eir inder verflochten sind: der Familie
gehen.
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