II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 415

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22. Der junge Medandus
Büro-Ausstellung Wien 8.—19. November
siehe Rückseite.
Telephon 12.801.
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„USSEIVER
l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschultte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr)
remdenblatt. Wien
Ausschnitt aus:
vom: — 2 NOV-19
——

Theater und Kunst.
Gleealeia
(Burgtheater.) Im „Jungen Medardus“ ein paar
Neubesetzungen, die am Gesamtbild dieser vortrefflichen Aufführung
nicht viel ändern, im Detail aber doch bemerkenswert sind. Das Erbe
Hartmanns wird aufgeteilt und der edte Herzog von Valois fällt an
Herrn Gimnig. Herr Gimnig ist ein ausgezeichneter Schauspieler
und er macht alles, was an dem blinden Valots schauspielerisch zu
machen ist, er hat Mittel für Distinktion, er hat die Fähigkeit nobler
Haltung, vornehmer Allüren, man merkt nur, wie eifrig ein Schau¬
spieler dahinter ist, einen Fürsten fürstlich zu spielen. Im Burgtheater
hat es für den Adel immer Darsteller von besonderem Ausdruck und
persönlicher Würde gegeben. Hartmann hat diesen Valois aus
eigenem nobilitiert, Herr Gimnig spielt die Gestalt, wie sie im
Buche steht, er spielt den Herzog von Valois Artur Schnitzlers.
Er bot rührende Augenblicke, er bot eine milde, vortrefflich zurecht¬
gelegte Hoheit und seine Diskretion fügt sich geschickt in den
Rahmen der Aufführung. Als General Rapp trägt jetzt Herr Höb¬
ling dem Medardus den Pardon Napoteons an. Die Botschaft
klingt bei ihm nicht ganz glaubhaft. Die Tragödie geht zu Ende,
der General erscheint noch einmal in letzter Minute knapp vor Tor¬
schluß der Dichtung. Er brauchte hier das Pathos eines gereiften
Mannes, bewußtes, undiplomatisches Pathos, das tiefere Resonanz
haben muß. Und Herrn Höbling fehlt die kraftvolle Geste, die den
kaiserlichen Willen so proktamiert, daß man den Auftraggeber
K.
ordentlich hinter der Botschaft zu spüren vermeinte
Büro-Ausstellung Wien 8.—19. November
siehe Rückseite.
Telephon 12.831.
Da.

„UDSLITER
I. öeterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitunga-Ausschnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Prancisco, Stockholm, 6t. Petersburg.
(Quellesangebe el Gewähr).
Ausschnitt aus:
u Sipuiakeits Welthlatt, Wien
S
Theater, Kunh und Musik.
WIlOWien, 2. November 1911.
Burgtheater. Schliitzlers dramatische Historie „Der
junge Midardus“ ging gestern, in wesentlichen
und unwesentlichen Rollen neubesetzt, in Szene. Das
personenreiche Stück ist dadurch nicht interessanter und
schmackhafter geworden, und das alte Sprichwort: „Es
kommt selten ’was besseres nach,“ hat wieder einmal!
recht behalten. Den alten, blinden Bernard, den ehe¬
maligen Herzog von Valois, den Hartmann so mild
und ausgezeichnet gespielt hatte, gibt jetzt Herr Gimnig.
Er brachte den großen Verlust, den das Burgtheater #
erlitten, in schmerzlichste Erinnerung. Herr Gimnig ist
ein Sprecher, ein routinierter Schauspieler, aber kein
Menschendarsteller von individueller Kraft. Er war ein
konventioneller Herzog. Herr Höbling, von dem
jungen Nachwuchs die begabtelte Erscheinung, spielt
jetzt den General Rapp mit sehr anständigem Gelingen,
sohne uns Reimers vergessen zu machen, der die
sympathische Soldatensigur aus weit einheitlicherem Guß
formt. Herr Hödling wird noch Zeit haben, auszureifen.
Herr Brandt, der auch einmal diese Rolle innehatte,
gibt jetzt den Trembly, für den er besser paßt. Die
Herren Gehrs, Hamsa und Jenbach präsenterten
sich gleichfalls als neue Männer in zweiter und dritter
Luie, ohne besonders aufzufallen. Manchmal ist das

auch ein Verdienst.