II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 417

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22. Der junge edandus
det dahen, auf desn Wagen die eingeinen ahen gelent, er woit an der hanlit der Palels Gisse reien, inden er die angcbeine Begedst.
dahintreiben.
Rache nehmen, die Tochter des Herzogs, Helene, gung zurückweist, und für das, was er tun wollte,
Schauspiel „Der junge Medardus“ spielt soll sein Opfer sein, wie seine Schwester das des#
Sühnetod stirbt.
in ver zeit der Napoleonischen Kriege. Die Prinzen war. An Helene geht er zugrunde. Sein enschen im diese Tragödie des Einzelnen gruppiert sich
Volksbewegungen der französischen Revolution, der
Wille zur Tat bricht sich an seiner Unfähigkeit
#as
„Fülle lebensvoller Bilder. Das Wien zu Ber
blendende Aufgang des Napoleonischen Gestirns ha¬
sie zu vollbringen, seine Leidenschaftlichkeit treibt
1.
des 19. Jahrhunderts steigt auf, mit seinet
ben die Länder der Erde in ihren Grundfesten
ihn auf dem eingeschlagenen Wege weiter, alle
zenen, echt österreichisch sympathischen Bürger¬
bewegt. Die Welt widerhallt von den Taten des
seine Kräfte sind ungezügelt und daher unfähig,
## eit und der Minderwertigkeit der Pöbelmassen
Korsen, das Leben ist voller Möglichkeiten zu Ta¬
das Angestrebte zu vollenden. In Helene tritt
Die geschichtliche Handlung zieht als großartig ge¬
ten und die Menschen sind voller Tatendurst. Das
ihm der gleiche starke Wille entgegen, aber ge¬
malter Hintergrund in raschem Wechsel vorüber, und
siegreiche Herrschen des Willens eines Einzelnen
bändigt durch den Ausgleich zwischen Leidenschaft
über dem ganzen Werke leuchtet der düstere Wetter¬
ruft in anderen das Verlangen hervor, „Willen
und Zielbewußtsein. Während Medardus an dem
schein der Taten und der Persönlichkeit Napoleons.
gegen Willen zu setzen, man glaubt daran, daß
Feuer seiner Leidenschaften sich selbst verzehrt,
Der „Hof“ des Herzogs von Valois ruft die Vor¬
ein einzelner Mensch imstande ist, in die Spei¬
ächst Helene an den ihrigen. Sie schenkt sich an
stellung hervor, als ob man mitten in den Sturm
chen des Weltenrades einzugreifen.
Medardus fort mit einer Selbstverständlichkeit, die ihm
einer revolutionären Zeit ein Puppentheater ver¬
Napoleon rückt gegen Wien heran. Er wird
jeden Anspruch auf ein Recht von vornherein ent¬
pflanzt hätte, weltentfremdet und lächerlich durch den
in der Schlacht bei Aspern geschlagen, durch Wien
zieht, er wird ihr Spielzeug, soll ihr Werkzeug
brutalen Gegensatz zwischen dem brausenden Leben
geht die große Bewegung, die von einem
ge¬
werden. Noch einmal rafft sich Medardus empor.
und dem anspruchsvollen Gebahren des Puppen¬
schichtlichen Ereignis zum andern drängt. Die Frei= Er will Napoleon ermorden. Da sucht ihn He¬
königs und seines Hofstaates. Und alle diese Men¬
den
willigen rüsten sich zum Abschied, um zu
lene zu ihren Zwecken für denselben Plan zu ge¬
schen wollen eine Zeit meistern, die sie kaum ver¬
Truppen des Erzherzogs Karl zu stoßen. Unter
winnen, und dadurch geht dieser Medardus aber¬
stehen, weil sie sie plötzlich überfallen hat.
ihnen ist der junge Medardus Klähr; seine
mals verloren. Er will die Tat aus freiem Wil¬
Dem großen Rahmen des Stoffes ist der
Freunde glauben an ihn, weil er sie beherrscht,
len vollbringen, nicht als gedungener Mörder der
Gang der dramatischen Handlung hervorragend
und er fühlt selbst die Bestimmung in sich, ein Familie Valois. Zu dem, was er dann wirklich
angepaßt. Bald zieht sie in großen, überwältigen¬
Held zu werden; das Schlachtfeld soll ihm hiezu vollbringt, wird er durch die Ereignisse getragen,
den Strömungen dahin, bald bleibt sie verwei¬
helfen. Doch es kommt nicht dazu. In Wien lebt
er ermordet Helene, ohne zu wissen, daß sie eben
lend stehen in reizvoller Milieuschilderung, dann
die Familie des alten Herzogs von Valois, der im Begriffe stand, Napoleon zu töten. Ein dop¬
wieder zuckt sie in rasendem Tempo von einem
sich für den rechtmäßigen König von Frankreich pelter Ausgang: Medardus, der sich immer nach
Höhepunkt dramatischer Spannung zum anderen.
hält. Für seinen Sohn will er diese Würde er= einer Tat gesehnt hat, kann nichts anderes tun,
Die Volksszenen und die Szene im Schloßhof von
kämpfen. Der junge Prinz liebt die Schwester des als eine solche verhindern; und er erreicht da¬
Schönbrunn vor dem Erscheinen Napoleons gehö¬
Medardus und weil sein Vater ihn von dieser durch gerade das Gegenteil von dem, was er an¬
ren zum besten, was in letzter Zeit in Massen¬
trennen will, gehen beide in den Tod. Medardus gestrebt hat, er rettet Napoleon das Leben. Zum
darstellungen im deutschen Schauspiel geboten wor¬
bleibt in Wien. Seine Tatensehnsucht ist in neue Schluß kann er für sich einen letzten Schein von
den ist.