box 27
22. Derjunge Medandus
Men und sehmum anssabelbahren, um nbes gerr Jahn Ruckeieller an der Spitze seiner Su
als Erstem gelungen, ohne Anlehnungen an den apparat zu bewältigen: das ganze Oesterreich von der Operette. Die Palme des Abends gehört wohl
Radetzkymarsch, ohne jene falsche bengalische Zapfen= Achtzehnhundertundneun rollt an uns vorüber; der Tilla Durieux, die mit ihrer großen Kunst die
Prinzessin gab und nach der berauschend-schwülen
streich=Beleuchtung im besten Sinn österreichisch schöne Stil dieser Zeit erwacht in Bildern wieder.
Nachtszene mit Medardus den ersten großen Bei¬
und patriotisch zu sein. Wie schön=unsentimental ist Da ist die Altwiener Bürgerstube, sind die Wälle
fallsturm weckte, der auch den Dichter vor die Rampe
und Basteien der alten Kaiserstadt, ist Schönbrunn,
die Stimmung der. Wiener Freiwilligen getroffen,
zwang. Man kann Helene sich vielleicht anders den¬
wie erinnert ihr fröhlich=burschikoser Ton an as da sind die bunten, malerischen Uniformen der
ken; kalt, grausam, selbstbewußt im Spiel und
Nathos des jungen Schiller; wie trefflich sind die Napoleonischen Zeit, die kleidsämen Trachten der
Wiener Bürger gezeichnet, diese sympathischen und Bürger. Unsere Bühne konnie das Vorbild der Ernst. Die Durieux ging über diese Attribute hin¬
reichen Burgtheaterausstattung nicht erreichen aber weg, gab ihr die große Leidenschaft, den Atem innern
doch so kleinen Spießer, die an der Geste, am Bild
sie war so klug, ihr mit Geschick und Geschmaa Erlebens und siegte. Den Medardus gab Herr Fer¬
der Dinge, am Theaterlärm sich berauschen und im
innerhalb unseres Rahmens nachzustreben. Sie hat dinand Onno als einen Verzückten als Einen,
ernsten Moment feig, ängstlich, würdelos und
de nicht zu sich selbst kommt, vom Schicksal hin¬
vöbelhaft=gemein werden. Hat ein Dichter bisher das Werk auch amputiert, an einer Stelle vielleicht
und hergeschleudert wird. Er gab ihn mit dem gan¬
ohne sonderlichen Schaden für das Verständnis der
das österreichische Wesen treffender und schärfer,
zen Elan seines Talents und hatte große Momente.
Handlung, indem sie die Szene nach dem Duell, an
lebevoller und ohjektiver gezeichnet? Ich wüßte
Medardus' Krankenlager wegließ. Aber auch die Schön, einfach, wirklich heroisch war die Mutter der
keinen.
Frau Hetsey. Aus der übrigen Fülle der Gestal¬
Möglich, daß manche Szene nur wie eine Basteiszene fehlt unsrer Aufführung. Nun mag ja
bemalte Leinwand neben dem Drama steht, lose an= diese Szene nicht sonderlich wichtig sein, sofern man ten trat am deutlichsten hervor: Der alte Herzog des
an die Worte sich hält, die gesprochen werden. Es Herrn Max Schütz, eine von Tragik umwobene
geknüpft, wie eine Illustration; möglich, daß manche
Figur, wie der uralte Herr zum Beispiel, zu ab- sind Details von der Kampfbereitschaft der Wiener, Gestalt, ergreifend und nobel schon im Aeußern,
sichtsvoll auftritt: möglich auch, daß Schnitzlers Lichterln, die ihren fragwürdigen Heldenmut be= prächtig im Ton und in der Geberde. Nett die kleine
Zose des Frl. Glasel die noch am Rande dieses
treuester Helfer der Tod, zu oft sein Sprüchlein leuchten. Und auch den Kanonendonner dieser Szene
kann, wer will, als überflüssige akustische Beigabe Dramas nur naschen möchte. Gut in Episodenrollen
sagt und zu viel seiner Lieblinge philosophisch ver¬
bei Seite lassen obzwar er doch wohl dazu gehört, die Herren Rom= nowsky und Bauer, ge¬
brämt. Aber wie straff, wie konzentriert spielt sich
trotz all dieses losen Nebenhers das eigentliche Ge= Stimmung macht und eine Tatsache für alle Ohren scheit und ernst der Arzt Dr. Mannings, brov
schehen ab, wie bunt, bewegt, phantasievoll ist das deutlich illustriert: die Taisache, daß Wien sich er= auch die Freundesgestalt Herrn Huttigs und das
gibt. Diese Tatsache aber ist denn doch wohl wichtig. junge Liebespaar, Frl. Kaufmann und Herr
Ganze! Wie einfach und stark die erste Friedhofs¬
Balder.
Wien ergibt sich, Napoleon ist Herr der Stadt —
Szene; wie wunderbar die Zähmung Medardus'
das soll unterstrichen werden, das muß man wissen,
Das Publikum, vom ersten Akt an gefangen,
durch die Prinze sin; wie unheimlich=wetterleuch¬
sehen, hören. Dann wirkt auch die folgende Szene
aber beunruhigt, verwirrt, wartend, kam nach der
tend wirken die Stimmen aus dem Dunkel des
im Buchladen ganz anders, als wenn sie für sich
Liebesszene der Durienx in Glui und rief von da an
zweiten Friedhofsbildes; wie prachtvoll die Szene
allein sprechen muß.
Dichter und Darsteller unzähligemale.
Es ist die erste große
auf der Schloßstiege!...
Trotzdem darf man sagen, daß sich unsere
dramatische Historie des modernen Oesterreich und
Karl Tschuppik.
Bühne des Werkes mit viel Müh', Sorgfalt und
groß, wahrlich nicht nur ihrem Umfang nach.
An die Bühne stellt das Werk große Anfor- gutem Willen angenommen hat. Das ganze Schau¬
derungen. Schon technisch allein ist ein Riesen= spiel war parat, ein Teil der Oper, ja selbst auch
22. Derjunge Medandus
Men und sehmum anssabelbahren, um nbes gerr Jahn Ruckeieller an der Spitze seiner Su
als Erstem gelungen, ohne Anlehnungen an den apparat zu bewältigen: das ganze Oesterreich von der Operette. Die Palme des Abends gehört wohl
Radetzkymarsch, ohne jene falsche bengalische Zapfen= Achtzehnhundertundneun rollt an uns vorüber; der Tilla Durieux, die mit ihrer großen Kunst die
Prinzessin gab und nach der berauschend-schwülen
streich=Beleuchtung im besten Sinn österreichisch schöne Stil dieser Zeit erwacht in Bildern wieder.
Nachtszene mit Medardus den ersten großen Bei¬
und patriotisch zu sein. Wie schön=unsentimental ist Da ist die Altwiener Bürgerstube, sind die Wälle
fallsturm weckte, der auch den Dichter vor die Rampe
und Basteien der alten Kaiserstadt, ist Schönbrunn,
die Stimmung der. Wiener Freiwilligen getroffen,
zwang. Man kann Helene sich vielleicht anders den¬
wie erinnert ihr fröhlich=burschikoser Ton an as da sind die bunten, malerischen Uniformen der
ken; kalt, grausam, selbstbewußt im Spiel und
Nathos des jungen Schiller; wie trefflich sind die Napoleonischen Zeit, die kleidsämen Trachten der
Wiener Bürger gezeichnet, diese sympathischen und Bürger. Unsere Bühne konnie das Vorbild der Ernst. Die Durieux ging über diese Attribute hin¬
reichen Burgtheaterausstattung nicht erreichen aber weg, gab ihr die große Leidenschaft, den Atem innern
doch so kleinen Spießer, die an der Geste, am Bild
sie war so klug, ihr mit Geschick und Geschmaa Erlebens und siegte. Den Medardus gab Herr Fer¬
der Dinge, am Theaterlärm sich berauschen und im
innerhalb unseres Rahmens nachzustreben. Sie hat dinand Onno als einen Verzückten als Einen,
ernsten Moment feig, ängstlich, würdelos und
de nicht zu sich selbst kommt, vom Schicksal hin¬
vöbelhaft=gemein werden. Hat ein Dichter bisher das Werk auch amputiert, an einer Stelle vielleicht
und hergeschleudert wird. Er gab ihn mit dem gan¬
ohne sonderlichen Schaden für das Verständnis der
das österreichische Wesen treffender und schärfer,
zen Elan seines Talents und hatte große Momente.
Handlung, indem sie die Szene nach dem Duell, an
lebevoller und ohjektiver gezeichnet? Ich wüßte
Medardus' Krankenlager wegließ. Aber auch die Schön, einfach, wirklich heroisch war die Mutter der
keinen.
Frau Hetsey. Aus der übrigen Fülle der Gestal¬
Möglich, daß manche Szene nur wie eine Basteiszene fehlt unsrer Aufführung. Nun mag ja
bemalte Leinwand neben dem Drama steht, lose an= diese Szene nicht sonderlich wichtig sein, sofern man ten trat am deutlichsten hervor: Der alte Herzog des
an die Worte sich hält, die gesprochen werden. Es Herrn Max Schütz, eine von Tragik umwobene
geknüpft, wie eine Illustration; möglich, daß manche
Figur, wie der uralte Herr zum Beispiel, zu ab- sind Details von der Kampfbereitschaft der Wiener, Gestalt, ergreifend und nobel schon im Aeußern,
sichtsvoll auftritt: möglich auch, daß Schnitzlers Lichterln, die ihren fragwürdigen Heldenmut be= prächtig im Ton und in der Geberde. Nett die kleine
Zose des Frl. Glasel die noch am Rande dieses
treuester Helfer der Tod, zu oft sein Sprüchlein leuchten. Und auch den Kanonendonner dieser Szene
kann, wer will, als überflüssige akustische Beigabe Dramas nur naschen möchte. Gut in Episodenrollen
sagt und zu viel seiner Lieblinge philosophisch ver¬
bei Seite lassen obzwar er doch wohl dazu gehört, die Herren Rom= nowsky und Bauer, ge¬
brämt. Aber wie straff, wie konzentriert spielt sich
trotz all dieses losen Nebenhers das eigentliche Ge= Stimmung macht und eine Tatsache für alle Ohren scheit und ernst der Arzt Dr. Mannings, brov
schehen ab, wie bunt, bewegt, phantasievoll ist das deutlich illustriert: die Taisache, daß Wien sich er= auch die Freundesgestalt Herrn Huttigs und das
gibt. Diese Tatsache aber ist denn doch wohl wichtig. junge Liebespaar, Frl. Kaufmann und Herr
Ganze! Wie einfach und stark die erste Friedhofs¬
Balder.
Wien ergibt sich, Napoleon ist Herr der Stadt —
Szene; wie wunderbar die Zähmung Medardus'
das soll unterstrichen werden, das muß man wissen,
Das Publikum, vom ersten Akt an gefangen,
durch die Prinze sin; wie unheimlich=wetterleuch¬
sehen, hören. Dann wirkt auch die folgende Szene
aber beunruhigt, verwirrt, wartend, kam nach der
tend wirken die Stimmen aus dem Dunkel des
im Buchladen ganz anders, als wenn sie für sich
Liebesszene der Durienx in Glui und rief von da an
zweiten Friedhofsbildes; wie prachtvoll die Szene
allein sprechen muß.
Dichter und Darsteller unzähligemale.
Es ist die erste große
auf der Schloßstiege!...
Trotzdem darf man sagen, daß sich unsere
dramatische Historie des modernen Oesterreich und
Karl Tschuppik.
Bühne des Werkes mit viel Müh', Sorgfalt und
groß, wahrlich nicht nur ihrem Umfang nach.
An die Bühne stellt das Werk große Anfor- gutem Willen angenommen hat. Das ganze Schau¬
derungen. Schon technisch allein ist ein Riesen= spiel war parat, ein Teil der Oper, ja selbst auch