Me
22. Derjundandus
burg, Toromte.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschüftt aus:
20
vom
unt 1911 Prager Taghlatl
Theater und Kunst.
2.— „Der junge Medardus“. (Zweiter Abend.)
Schnitzlers dramatische Historie wurde gestern im
Rahmen der Maifestspiele wiederholt. Den Medar¬
dus spielte diesmal Herr Tiller. Er gibt den
Fawatiker der Herzensreinheit als einen braven
Jungen, dem das Ziel nie hoch genug, der in der
Phantasie dis „Tat“ so rein genießt, daß sie ihm,
wenn der Mcment gekommen, auf der platten Erde
nie groß genierscheint. Das Abirren von der Tat
erscheint bei HerrnTiller nicht so sehr als Folge
eines zu tiesch Genfüts; sein Medardus ist ein je¬
weils Enttäuschter, der in der Idee zuviel voraus¬
gekostet, um nachher, auf der platten Erde noch
Kurage genug aufzubringen. Er hatte ein schönes
Tempo, hatte Schwung und Leidenschaft. Von der
übrigen Darstellung muß man noch — was im
ersten Referat vergessen ward — den Eschenbacher
des Herrn Fischer nennen, der diesen wirklich
tapferen, graden Menschen einfach und frisch, voll
Natürlichkeit, ohne Pose und Sentimentalitat, als
einen echten Volkshelden gibt; dann auch Herrn
Rittigs männlichen und noblen General. Bei
der gestrigen Aufführung wurden übrigens die
großen technischen Schwierigkeiten mit bestem Glück
besiegt: das Stück war um halb zwölf zu Ende, eine
ganze Stunde früher wie bei der Première! Auf
die Gesamtleistung, deren Regie Dr. Eger führte,
darf unsere Bühne ganz stolz sein; sie hat mit dieser
Aufführung gezeigt, daß sie selbst solchen Riesen¬
aufgaben gewachsen ist und überdies den Ruhm
geerntet, neben dem Burgtheater als erste deutsche
Bühne das große Werk Schnitzlers dem Publikum
tsch.
vermittelt zu haben.
— „Der junge Medardus“, das Werk Ar¬
thur Schnitzlers, wird diese Woche bereits ins
Repertoire ausgenommen. Es gelangt am Sams¬
tag als 184. Abonnements=Vorstellung, IV. S.,
zur Aufführung.
Neue Ballette in der Hosoper. Direktor
Gregor hat für die nächste Saison zwei neue
Ballette erworben. Von den beiden Novitäten
wurde der Einakter Nippes“ von Bayer bei
der Wohltätigkeitsvorstellung im Schönbrunner
Schloßtheater aufgeführt; das zweite Ballett
„Des Teufels Großmutter“ von Nedbal wird
in der Hofoper zur Uraufführung kommen. Wegen
der Erwerbung eines dritten Balletts, betitelt
„Schubert“ dessen Musik Kapellmeister Lehnert
nach Schubert=Motiven zusammengestellt hat, steht
Direktor Gregor noch in Unterhandlung.
Rudolf Schildkrant hat der deutschen
Bühne Valet gesagt und ist zur „jiddischen“ über¬
box 277
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
—
OWWW
Of
„OBSENVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I, Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
BOHEMIA, Prgen
vom:
—
*2 S 1911.
Cheater.
„Der junge Medardus“.
Die Darstellung der Titelrolle hat nun Her¬
Filler übernommen, der größere Energie der Hal¬
tung und kräftigere Akzente des Ausdrucks an die
antscheidenden Stellen setzt und so cher das Bild
des jungen Kriegers und werdenden Mannes heraus¬
bringt, wo sein Vorgänger durchang die ntereffanten
feelischen Schwebungen des ewig dertruhigten Jüng¬
lings in den Vordergrund rückte, Die vortreffliche
Leistung Tillers wurde voll gewürdigt und mit
reichem Beifall belohnt. Den beiden gastierenden
Damen Hetsey und Durieux wandte sich na¬
türlich wiederum das Interesse=und die Begeisterung
des Publikums in stärkstem Maße zu. Auch allen
übrigen Darstellern wurde die verdiente Anerken¬
nung, insbesondere dein noch nicht nach Gebühr her¬
vorgehobenen prächtigen Eschenbacher des Herrn
Fischer. Die ganze Vorstellung hat am zweiten
Abend durch wesentliche Fortschritte in der techni¬
schen Bewältigung an Tempo so viel gewolzen,
daß sich nicht nur ihre Dauer um eine volle Stünde
derringert, sondern infolge dessen auch die Stimmung
einheitlich und ungebrochen bleibt. Der Abend wird,
wenn sich die Darstellung der einzelnen Figuren auf
der Höhe erhält, bei seinen nächsten Wiederholungen
wohl erst die volle Wirkung offenbaren, die in dieser
außerordentlichen theatralischen Gesamtarbeit steckt. H.
„Der junge Medardus“, das Werk Arthur
Schnitzlers wird diese Woche vereits ins Repertoire
ausgenommen. Es gelangt am Samstag als 184.
Abonnements=Vorstellung IV. Serie zur Aufführung.
22. Derjundandus
burg, Toromte.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschüftt aus:
20
vom
unt 1911 Prager Taghlatl
Theater und Kunst.
2.— „Der junge Medardus“. (Zweiter Abend.)
Schnitzlers dramatische Historie wurde gestern im
Rahmen der Maifestspiele wiederholt. Den Medar¬
dus spielte diesmal Herr Tiller. Er gibt den
Fawatiker der Herzensreinheit als einen braven
Jungen, dem das Ziel nie hoch genug, der in der
Phantasie dis „Tat“ so rein genießt, daß sie ihm,
wenn der Mcment gekommen, auf der platten Erde
nie groß genierscheint. Das Abirren von der Tat
erscheint bei HerrnTiller nicht so sehr als Folge
eines zu tiesch Genfüts; sein Medardus ist ein je¬
weils Enttäuschter, der in der Idee zuviel voraus¬
gekostet, um nachher, auf der platten Erde noch
Kurage genug aufzubringen. Er hatte ein schönes
Tempo, hatte Schwung und Leidenschaft. Von der
übrigen Darstellung muß man noch — was im
ersten Referat vergessen ward — den Eschenbacher
des Herrn Fischer nennen, der diesen wirklich
tapferen, graden Menschen einfach und frisch, voll
Natürlichkeit, ohne Pose und Sentimentalitat, als
einen echten Volkshelden gibt; dann auch Herrn
Rittigs männlichen und noblen General. Bei
der gestrigen Aufführung wurden übrigens die
großen technischen Schwierigkeiten mit bestem Glück
besiegt: das Stück war um halb zwölf zu Ende, eine
ganze Stunde früher wie bei der Première! Auf
die Gesamtleistung, deren Regie Dr. Eger führte,
darf unsere Bühne ganz stolz sein; sie hat mit dieser
Aufführung gezeigt, daß sie selbst solchen Riesen¬
aufgaben gewachsen ist und überdies den Ruhm
geerntet, neben dem Burgtheater als erste deutsche
Bühne das große Werk Schnitzlers dem Publikum
tsch.
vermittelt zu haben.
— „Der junge Medardus“, das Werk Ar¬
thur Schnitzlers, wird diese Woche bereits ins
Repertoire ausgenommen. Es gelangt am Sams¬
tag als 184. Abonnements=Vorstellung, IV. S.,
zur Aufführung.
Neue Ballette in der Hosoper. Direktor
Gregor hat für die nächste Saison zwei neue
Ballette erworben. Von den beiden Novitäten
wurde der Einakter Nippes“ von Bayer bei
der Wohltätigkeitsvorstellung im Schönbrunner
Schloßtheater aufgeführt; das zweite Ballett
„Des Teufels Großmutter“ von Nedbal wird
in der Hofoper zur Uraufführung kommen. Wegen
der Erwerbung eines dritten Balletts, betitelt
„Schubert“ dessen Musik Kapellmeister Lehnert
nach Schubert=Motiven zusammengestellt hat, steht
Direktor Gregor noch in Unterhandlung.
Rudolf Schildkrant hat der deutschen
Bühne Valet gesagt und ist zur „jiddischen“ über¬
box 277
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
—
OWWW
Of
„OBSENVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I, Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
BOHEMIA, Prgen
vom:
—
*2 S 1911.
Cheater.
„Der junge Medardus“.
Die Darstellung der Titelrolle hat nun Her¬
Filler übernommen, der größere Energie der Hal¬
tung und kräftigere Akzente des Ausdrucks an die
antscheidenden Stellen setzt und so cher das Bild
des jungen Kriegers und werdenden Mannes heraus¬
bringt, wo sein Vorgänger durchang die ntereffanten
feelischen Schwebungen des ewig dertruhigten Jüng¬
lings in den Vordergrund rückte, Die vortreffliche
Leistung Tillers wurde voll gewürdigt und mit
reichem Beifall belohnt. Den beiden gastierenden
Damen Hetsey und Durieux wandte sich na¬
türlich wiederum das Interesse=und die Begeisterung
des Publikums in stärkstem Maße zu. Auch allen
übrigen Darstellern wurde die verdiente Anerken¬
nung, insbesondere dein noch nicht nach Gebühr her¬
vorgehobenen prächtigen Eschenbacher des Herrn
Fischer. Die ganze Vorstellung hat am zweiten
Abend durch wesentliche Fortschritte in der techni¬
schen Bewältigung an Tempo so viel gewolzen,
daß sich nicht nur ihre Dauer um eine volle Stünde
derringert, sondern infolge dessen auch die Stimmung
einheitlich und ungebrochen bleibt. Der Abend wird,
wenn sich die Darstellung der einzelnen Figuren auf
der Höhe erhält, bei seinen nächsten Wiederholungen
wohl erst die volle Wirkung offenbaren, die in dieser
außerordentlichen theatralischen Gesamtarbeit steckt. H.
„Der junge Medardus“, das Werk Arthur
Schnitzlers wird diese Woche vereits ins Repertoire
ausgenommen. Es gelangt am Samstag als 184.
Abonnements=Vorstellung IV. Serie zur Aufführung.