II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 436

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22. Der junge Medandus
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burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
29 Mal 191
vom:
ger Abendblatt
sprache und Auge in sein jammervoll enttänschtes
Maifestspiele X. und I.
Nichts zurückziebt.
Frau Hetsev, die Wiener Gastin, spielte Me¬
Schniglers: „Der junge Medardus.“ pardnz' Mutter. Schlicht und bedentend. Am ergrei¬
— Alunferer Bühne werden die Werke seubsten in dem Moment des Abschieduebmens von
Schnitziers Ipi Monderer Vorliebe kultiviert; ihre dem unschuldig zam Tode verurteilten Bruder, den
z#lische AlehayderNibung im Repertoire der letzten Hr. Fischer mit sehr viel Gemüt und einer sich dei
Monate wole vorgestern und gestern durch die Fest; jeriösen Schauspielertum einfügenden Geschicklichkeit
spielaufführungen der Tragödie „Medardud“ ge¬harstellte. Von den weiteren Mitwirkend#n uuseren
# Leber du Inhatt des an Ausbehgung und Insembles wären die Herren Huttig, Schütz,
Toichierischer Intenstvität ganz gewaltigen DramasjBalder, Rittig, Manniag, Romanow=
wurde am Samslag in ausführlicher Weise berichtet.
[sky, Winkel mann, Horsten, Faber, Rein¬
Die hiesige Aufführung sollte gewissermaßen eine
hardt, die Damen Glasel, Kaufmaun, Hän¬
Generalprobe auf Popularitäi abgeben, d. h. es sollte
feler, Niedt und Medelsky hervorznheben.
sich herausstellen, ob das Werk mit seinem ungeheue¬
Zur Komplettierung des übernormal ausgedehnten
ren Aufwand an Personalkräften und dekorativen
#useubles wurden Hilfskrüfe hinzugezogen. Unter
Wirkungen, denen bisber nur das Burgtheater ge= ihnen machte sich eine junge Schauspielerin Frl.
wachsen schien auch im Rahmen eines normalen Theater¬
Sitta Werther mit ihrer von Regisseur Stern
betriebes seine dramatische Wirkungskraft behaupten
zeschulten natürlichen Sprechweise angenehm be¬
könnte. Diese Art Prüfung hatzueinem den Dichter wohl
nerkbar.
befriedigenden Resultat geführt; allerdings wird über¬

all da, wo der junge Medardus sein in sich zersplit¬
iertes Dasein auf= und abrollen soll, mit einer äußerst
umsichtigen, ausdauernden Schauspielregie und einem
nicht minder ausdauernden Publikum gerechnet werden
wüssen. Das Publikum wird ebenauch durch eisa
sechs Stunden, von 7 bis 1 Uhr, seine Prüfung zu
besteben haben müssen.
Bei uns hat Regisseur Dr. Eger seit Wochen
dos Werk, man möchte sagen, Szeue für Szene vorbe¬
##liet. Einiges daraus wurde mit Einwilligung des
Pichiers gekürzt oder ganz ausgeschaltet. Trotzdem
dauerten die Aufführungen bis nach Mitternacht. Unsere
Drehbsth#s kunktioniert doch noch nicht flinf genug
Der Szenenwech# müßte noch rascher vor sich gdug
was nicht aus um
Wane
Vorstellung wicen
verteilhafter wäre, sonbernt auch uum der Aufeehieae
im Puhlikam, Das Imponierende an der nenen Dich¬
tung iit eben diese mit den lautersten literarischen
Mittela aufgebaute Spannungsfähigkeit und Steige¬
rungswucht. Je kläglicher Medardus mit seinem Hel¬
denium scheiiert umso siegender steigt Schnitzlers
bichterische Kraft. Sie nachbildend zn unterstützen
einte sich gestern und vorgestern unser reges Ensemble.
Von den Medarbus=Darstellern der hiesigen Fest¬
spiele ist Hr. Onno, derjenige der Samstagaufsüh¬
gung, der charakteristischere, Hr. Tiller, der Dar¬
steller des gestrigen Medardus, der gewinnendere. Hr.
Onno besindet sich den ganzen Abend hindurch in
einer Art von Delirium. Wir kennen diese lochende
Exastatien au ihm aus seinem Mortimer und viele
anderen Dichtergestalten. Hr. Tiller hat mehr Plastik.
mehr Durcharbeitung seiner Rolle, seine Sprechart ist
überlsgener, ohne dadurch an Innerlichkeit etwas ein¬
zubüßen. Seine Aubere Erscheinung hat sogar in
manchen Momente## elwas bilsles Weiches, weschen
anz glanbhaft erscheinen täßt, daß dieser an Auszn