Ausschnitt aus:
29 Mal 191.
vom:
ger Abendblatt
sprache und Auge in sein jammervoll enttänschteg
Nichts zurückziebt.
Maifestspiele X. und K.
Frau Hetsey, die Wiener Gastin, spielte Me¬
Schnitzlers: „Der jung: Medardus.“ harbus' Mutter. Schlicht unb bedeutend. Am ergrei¬
Selig.
AUunserer Bühne werden die Werke fendsten in dem Moment des Abschiednehmens von
Schuitler hn Monderer Vorliebe kultiviert; ihre dem unschuldig zum Tode verurteilten Bender, den
Mklische AnnhayderNibung im Repertoire der letzten Hr. Fischer mit sehe viel Gemüt und einer sich dem
Sonate wale vorgestern und gestern durch die Fest;# seriösen Schauspielertum einfügenden Geschicklichteit
spielaufführungen der Tragsdie „Medardus“#harstellte. Von den weileren Mitwirkonden unseres
un #ebee din Inhalt des an Ausbehnung und Ensembles wären die Herren Huttig. Schüh,
dichterischer Intensivitäl ganz gewaltigen Dramas]Balder, Rittig, Manning, Romanow¬
wurde am Samstag in ausführlicher Weise berichtet. [sky, Winkel mann, Horsten, Faber, Rein¬
Die hiesige Aufführung sollte gewissermaßen eine
bardt, die Damen Glasel, Kaufmaun, Hän¬
Generalprobe auf Popularitäi abgeben, d. h. es sollte
eler, Niedt und Medelsky hervorznheben.
sich herausstellen, ob das Werk mit seinem ungehene¬
Zar Komplettierung des übernormal ausgedehnten
ren
Aufwand an Personalfräften und bekorativen
Ensebles wurden Hilfskräfe hinzugezogen. Unter
Wirkungen, denen bisher nur das Burgtheater ge¬
sbnen machte sich eige junge Schauspielerin Frl.
machsen schien auch im Rahmen eines normalen Theater¬
Sitta Werther mit ihrer von Regisseur Stern
betriebes seine dramatische Wirkungskraft behaupten
zeschulten natürlichen Sprechweise angenehm be¬
könnte. Diese Art Prüfung hatzueinem den Dichter wohl verkbar.
betriedigenden Resultat geführt; allerdings wird über¬
all da, wo der junge Medardus sein in sich zersplit¬
iertes Dasein auf= und abrollen soll, mit einer äußerst
umsichtigen, ausdauernden Schauspielregie und einem
nicht minder ausdauernden Publikum gerechnet werden
müssen. Das Publikum wird ebenauch durch eiwa
sechs Stunden, von 7 bis 1 Uhr, seine Prüfung zu
besteben haben müssen.
Bei uns hat Regisseur Dr. Eger seit Wochen
das Werk, man nöchte sagen, Szene für Szene vorbe¬
reitet. Einiges oaraus wurde mit Einwilligung des
Bitte Rückseite beachten!
Dichters gekürzt oder ganz ausgeschaltet. Trotzdem
dauerten die Aufführungen bis nach Mitternacht, Unsere
Telephon 12.801.
Drehbahne funktioniert doch noch nicht flink genugt
Der Szinenwechtel müßte noch rascher vor sich gebeugt
was nicht nur um der
der Vorstellung will
vortellhafter wäre, souderst aucht um
ufrechthate
„SBSERVER
m
im Puhlikum, Das Imponierende an der neuen Dich¬
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
tung ist eben diese mit den lautersten literarischen
Zeitungsausschnitte
Mitteln aufgebapte Spaunungsfähigkeit und Steige¬
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
rungswucht. Je kläglicher Medardus mit seinem Hel¬
Vertretungen
denium scheitert, umso siegender steigt Schnitzlers
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London Madrid, Mailand, Minneapolis,
dichterische Kraft. Sie nachbildend zu unterstüben
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
##iute sich gestern und vorgestern unser reges Eusemble.
burg, Toronto.
Von den Medardus=Darstellern der hiesigen Fest¬
(Quellenangabe ohne Gewähr).
spiele ist Hr. Onno, derjenige der Samstagaufsüh¬
rung, der charakteristischere, Hr. Tiller, der Dar¬
AusschnIWIBNER ABENDPOST
steller des gestrigen Medardus, der gewinnendere. Hr.
Onno befindet sich den ganzen Abend hindurch in
vom: 493111911
Onie
einer Art von Delirium. Wir kennen diese kochende
Exaltatien an ihm aus seinem Moxtimer und
len
Man schreibt uns aus Prag: Im Rahmen der Mai¬
anderen Dichtergestalten. Hr. Tiller hat mehr Plastik,
Festspiele gelangte Samstag in Prag Schnitzlers
mehr Durcharbeitung seiner Rolle, seine Sprechart ist
Historie „Der junge Medardus“ zur ersten Auf¬
überlegener, ohne dadurch an Innerlichkeit etwas ein¬
führung. Es war eine Mustervorstellung. Dr. Paul Eger];
zubüßen. Seine äußere Erscheinung hat sogar in
hatte wundervoll stimmungsschwere Szenerien geschaffen. Das
manchen Momenten etwas hilflos Weiches, welch
ganze Ensemble der Prager Bühne schloß sich zu einer in
#anz glaubhaft erscheinen läßt, daß dieser zu
vielen Proben einstudierten harmonischen Leistung, die weit
#odesmutige, dann rachedürstende Jüngling in
über das Niveau einer Alltagsvorstellung hinausreichte.
Händen und an den Augen der Privzessin zerquält
Frau Durieux aus Berlin als Prinzessin, Frau
dahin schmilzt; zerquält und aufgewühlt wie der junge
Hetsey als Frau Klähr, Herr Onno als Medardus
Franz elwa in Adelheids vernichtender Liebe. Beide
gaben der Aufführung erhöhtes Interesse. Auf Wunsch des
Gestalten, die des Medardus und der Prinzesin,
aimen eiwas von dem Leben jener Goethe=Gestalten.
anwesenden Dichters wurde eine Szene zwischen der
Eine Darsiellerin von solcher bezipingenden Dä¬
Prinzessin und dem Medardus, die im Burgtheater wegfällt,
mönie und solcher individuellen Größe wie die
gespielt; dagegen erschien in Prag das Basteibild nicht.
rieng dürfte Schnihler für seine Prinzessin nicht oft
Schnitzler wurde oft gerufen und dankte für den Beifall.
vorfinden. Eigentlich verdankte er ihr den ersteu im¬
Huisiv ausbrechenben Beifall des Premierenabendes.
Wenn die Durieux zu sprechen beginut, 15
den Akzenten ihrer Stimme sofort das Seelenbild des
bramatisch zu formenden Charakters. Diese Stimme
mit ihrem stählernen u beugsamen Klang und dieser
Blick mit seinem besehlenden uad vernichtenden Aus¬
ie
bruck tragen besonders zu mächtigster
Szeve, da Medardus hereinstürn
meiten Fawilie Valois zu verra
zessin ihm augehört habe — sich
nAn¬
29 Mal 191.
vom:
ger Abendblatt
sprache und Auge in sein jammervoll enttänschteg
Nichts zurückziebt.
Maifestspiele X. und K.
Frau Hetsey, die Wiener Gastin, spielte Me¬
Schnitzlers: „Der jung: Medardus.“ harbus' Mutter. Schlicht unb bedeutend. Am ergrei¬
Selig.
AUunserer Bühne werden die Werke fendsten in dem Moment des Abschiednehmens von
Schuitler hn Monderer Vorliebe kultiviert; ihre dem unschuldig zum Tode verurteilten Bender, den
Mklische AnnhayderNibung im Repertoire der letzten Hr. Fischer mit sehe viel Gemüt und einer sich dem
Sonate wale vorgestern und gestern durch die Fest;# seriösen Schauspielertum einfügenden Geschicklichteit
spielaufführungen der Tragsdie „Medardus“#harstellte. Von den weileren Mitwirkonden unseres
un #ebee din Inhalt des an Ausbehnung und Ensembles wären die Herren Huttig. Schüh,
dichterischer Intensivitäl ganz gewaltigen Dramas]Balder, Rittig, Manning, Romanow¬
wurde am Samstag in ausführlicher Weise berichtet. [sky, Winkel mann, Horsten, Faber, Rein¬
Die hiesige Aufführung sollte gewissermaßen eine
bardt, die Damen Glasel, Kaufmaun, Hän¬
Generalprobe auf Popularitäi abgeben, d. h. es sollte
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Zar Komplettierung des übernormal ausgedehnten
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Ensebles wurden Hilfskräfe hinzugezogen. Unter
Wirkungen, denen bisher nur das Burgtheater ge¬
sbnen machte sich eige junge Schauspielerin Frl.
machsen schien auch im Rahmen eines normalen Theater¬
Sitta Werther mit ihrer von Regisseur Stern
betriebes seine dramatische Wirkungskraft behaupten
zeschulten natürlichen Sprechweise angenehm be¬
könnte. Diese Art Prüfung hatzueinem den Dichter wohl verkbar.
betriedigenden Resultat geführt; allerdings wird über¬
all da, wo der junge Medardus sein in sich zersplit¬
iertes Dasein auf= und abrollen soll, mit einer äußerst
umsichtigen, ausdauernden Schauspielregie und einem
nicht minder ausdauernden Publikum gerechnet werden
müssen. Das Publikum wird ebenauch durch eiwa
sechs Stunden, von 7 bis 1 Uhr, seine Prüfung zu
besteben haben müssen.
Bei uns hat Regisseur Dr. Eger seit Wochen
das Werk, man nöchte sagen, Szene für Szene vorbe¬
reitet. Einiges oaraus wurde mit Einwilligung des
Bitte Rückseite beachten!
Dichters gekürzt oder ganz ausgeschaltet. Trotzdem
dauerten die Aufführungen bis nach Mitternacht, Unsere
Telephon 12.801.
Drehbahne funktioniert doch noch nicht flink genugt
Der Szinenwechtel müßte noch rascher vor sich gebeugt
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vortellhafter wäre, souderst aucht um
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im Puhlikum, Das Imponierende an der neuen Dich¬
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
tung ist eben diese mit den lautersten literarischen
Zeitungsausschnitte
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Wien, I., Konkordiaplatz 4.
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in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London Madrid, Mailand, Minneapolis,
dichterische Kraft. Sie nachbildend zu unterstüben
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
##iute sich gestern und vorgestern unser reges Eusemble.
burg, Toronto.
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steller des gestrigen Medardus, der gewinnendere. Hr.
Onno befindet sich den ganzen Abend hindurch in
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Man schreibt uns aus Prag: Im Rahmen der Mai¬
anderen Dichtergestalten. Hr. Tiller hat mehr Plastik,
Festspiele gelangte Samstag in Prag Schnitzlers
mehr Durcharbeitung seiner Rolle, seine Sprechart ist
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überlegener, ohne dadurch an Innerlichkeit etwas ein¬
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hatte wundervoll stimmungsschwere Szenerien geschaffen. Das
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ganze Ensemble der Prager Bühne schloß sich zu einer in
#anz glaubhaft erscheinen läßt, daß dieser zu
vielen Proben einstudierten harmonischen Leistung, die weit
#odesmutige, dann rachedürstende Jüngling in
über das Niveau einer Alltagsvorstellung hinausreichte.
Händen und an den Augen der Privzessin zerquält
Frau Durieux aus Berlin als Prinzessin, Frau
dahin schmilzt; zerquält und aufgewühlt wie der junge
Hetsey als Frau Klähr, Herr Onno als Medardus
Franz elwa in Adelheids vernichtender Liebe. Beide
gaben der Aufführung erhöhtes Interesse. Auf Wunsch des
Gestalten, die des Medardus und der Prinzesin,
aimen eiwas von dem Leben jener Goethe=Gestalten.
anwesenden Dichters wurde eine Szene zwischen der
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Prinzessin und dem Medardus, die im Burgtheater wegfällt,
mönie und solcher individuellen Größe wie die
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rieng dürfte Schnihler für seine Prinzessin nicht oft
Schnitzler wurde oft gerufen und dankte für den Beifall.
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