II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 528

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22. per junge Ledardus
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bkeit, Napoleon niederzuringen, glaubt, und der über Vaterlandj weiß Medardus es wohl selbst nicht recht, ob sein, der Großmut
und Heldentum sehr ketzerische Meinungen hegt — ein musik= des Franzosenkaisers abgetrotzter Opfermut dem Vaterland (dem
21 begabter Sattlermeister — der einzige, der hier eine kühne Tat er nicht mehr nützen kann) oder der erotischen Enttäuschung eines
wagt, den Geboten Napoleons trotzt und stolz den Tod dafür er=] Jünglings galt, der bei jeder noch so dürftigen Gelegenheit seine
con.
leidet. Und der einzige, der von Anbeginn bis zum Schluß fest ganze Existenz aufs Spiel gesetzt hat. Auch uns selbst läßt er im
seinen Charakter wahrt, ist ein alter Narr, der Herzog von Valois,
Zweifel darüber, und wohl auch seinen besten Freund, einen armen
r Schnitzlers im
dem von seinen Ansprüchen auf den Thron Frankreichs nichts übrig
Brackenbug, der nach seiner Abweisung als Schutzengel des
gedleben ist, als eine fixe Idee, die ein Irrenarzt sehr berutsam
Bruders der Geliebten immerzu über die Bretter schleichen muß.:
pflegt. (Vielleicht dachte Schnitzler dabei an einen Hofstaat, der
nstlers, in Berlin noch
Das Lessing=Theater hatte sich des Dramas, das so schwer
bis in die jüngste Zeit hinein in Habsburgs Schutz Träume von
ein Ende und n Ziel finden konnte, nicht nur mit geschärfter
darnach. Warum es
scheinbar ähnlicher Hoffnungslosigkeit starr, aber am Ende doch
Schere, sondern auch mit großer Zärtlichkeit für die sehr reichen
gar nicht faule Blau¬
mit besserem Erfolg behütete).
Ueberbleibsel angenommen. Schoie, wohlgeordnete Bilder gab's.
iffen hat? Trotz 1809?
Der dunklen, geheimnisvollen Schönheit Lina Lossens konnte
eisterung der Kriegs¬
Aber welche mondscheinüberglänzten Widersprüche ringsum!
man zuweilen sogar die Prinzessin glauben, die so unsinnlich
chütternden Füsilierun¬
Vorklang: ein französischer Prinz und ein Wiener Bürgermädchen
alles über einen Königstraum vergißt und heimlich doch vom
ht Seele, sondern De¬
spielen Ferdinand und Luise. Zwei Wasserleichen. An ihrer Bahre
Zucker der Genüsse nascht. Herr Loos gab dem Medardus 1
nentmannter, ein zer¬
der Bruder des Dopt selbstmord=Mädchens. Halb Valentin, halb
erfreuender Erscheinung noch mehr Kränklichkeit, als Schnitzler
rschämter, ein holdver¬
Laertes, aber ganz von aller Logik verlassen, beschließt er unmittel¬
schon in seiner zerschäumenden Jugend gedacht hat. Man fühlte,
wieder den Hauch der
bar nach seinem Todesschwur gegen Napoleon, nicht als Frei¬
wie sehr diesem bürgerlichen Hamlet wahre Größe fehlt, und wie
Erten, auch der Wiener
williger gegen die heranrückenden Franzosen zu ziehen, sondern die
sehr seine Entschlußkraft immer nur in Fieberwirrnis erwacht.
verkünden den Dichter.
Tote zu rächen. An wem? Am Grabe lernen sich der brüderliche
Bescheiden und doch königlich (wie die alte Viktoria) schritt als
ich verliebten Erzähler,
Medardus und die schwesterliche Prinzessin kennen. „Hinweg mit
des Medardus Mutter Ilka Grüning über die Szene, und
den Blumen, Sie Hochmütige, die sollen in Ihren mörderischen
chtet, alles durch den
Herr Götz ließ den Neunzigjährigen, der kopfschüttelnd, ver¬
Fingern welken!“ Prinzessin zu einem herzukommenden Mar¬
ner gestaltet, zugleich
ständnislos, fast gleichgültig zwei Frauen, Kinder und scharen¬
quis! „Töten Sie ihn, dann will ich Ihre Frau werden“. Nach
eistige Band, fehlt nur
weis Enkelkinder in die Gruft sinken sieht und alle überlebt, zu
dem Duell schickt ihm die Stolze (die keine andere Wichtigkeit auf
r Held, Medardus, hat
einer dauernden Erinnerung werden. Ein starkes drawatisches
eder Dichter über sein
Erden anerkennt als die sehr schwachfüßigen Ansprüche ihres
Epigramm eines dichtenden Arztes.
Papas auf die Krone Frankreichs) dieselben Blumen, die er vom
edicht. Im Grunde ist
Josef Adolf Bondy.
Grabhügel geschleudert hat. Noch am selben Abend liegt der ver¬
ßerer Ehrlichkeit gegen
wundete Medardus in ihren erhabenen Armen. Die tödlich Ver¬
dessen Wärmegrad hin¬
liebten, die Nacht um Nacht sich trunken einander hingeben (trotz¬
Im Zeichen Beethovens.
lich fließende Bürger= dem das konsequente Prinzeßchen inzwischen Marquise geworden
S. Pg. Bei der Aufführung der Missa solemnis durch die
ist, um später einmal — bei gegebener Gelegenheit — einem
ündel sehr scharf ge¬
Singakademie wurde Beethoven alles zuteil, was als Frucht
Valois, einem König von Frankreich, das Leben zu schenken) bleiben
theit uns darüber hin¬
der Bemühungen eines Musikers vom Range Georg Schu¬
Todfeinde. Wirklich? Medardus will Napoleon töten, in heiligem
keit und Prinzessinnen¬
manns abfallen konnte. Der Name Georg Schumann ist gleich¬
vaterländischen Zorn. Vielleicht auch nur um seiner krankhaften
Wesen nach ein ver¬
bedeutend mit unverbrüchlicher Treue gegen den Partiturbuch¬
Unruhe ein neues Erruptionsziel zu geben. Tuts nicht, weil die
ist. Es ist bezeichnend
staben und sicherstem Musikinstinkt. Das ist viel, sehr viel, aber
Geliebte dieselbe Tat zu anderem Zweck, zum Besten der Valois,
d Ironie, zwischen Be¬
von ihm verlangt. Ersticht sie selbst aus Eifersucht, als sie zu
ukelnden Geist dieses
der hier tieferer Erfassung des Textes, do t subtilerer Ausarbeitung
Napoleons Empfang nach Schönbrunn geht. (Eine sehr üppig
aufgebaute Opernszene, an deren Schluß Bonaparte in Person — des Klanglichen galt, blieb unerfüllt. Nusikalische Bürgertugend
der Zeit des zweiten
Mann, der nicht recht beinahe — erscheint.) Napoleon begnadigt ihn, weil die Valois bereitete ein Mahl, das man nicht ohne Behagen einnahm, dem
##s und an die Möglich= selbst den Dolch im Gewande trug. Noch in seiner letzten Stunde aber die Würze des Persönlichen, jenes Beglückenden, in Worts