box 27/2
22. Der junge Medandus
Francisco, Stockhonn, St. Peterseulg, Poromte.
1
Deutsche-Warte, Berlin
Ausschnitt aus:
vom: 270611974
Flieger mit der losen Berliner Zunge und dem guten Herzen, ihm, die Prinzessin sei Napol
sie des Korsen ärgste Feindin
Eugen Rex als Paul Hempel, der sich durch seine schöne
Theater und Musik.
wird sie von Medardus erstö
Stimme und sein natürliches geschmackvolles Spiel vortrefflich
Berliner Theater.
zum Retter Napoleons. Die
einführte, Lisa Weise, die als Kommerzienratstöchterchen
Die Herren im Berliner Theater verstehen das Theater¬
Leben schenken, aber er will
nur etwas zu operettenhaft wirkte, Josefine Dora als fesche
und geht in den Tod. Aus
geschäft. Sie können den Geschmack der Zuhörerschaft und
Köchin und stramme Straßenbahnschaffnerin und Erna Nit¬
Eher aus Ueberdruß. Er gla
besitzen selbst guten genug, um sich in dieser großen Zeit bei
ter als Belgierin Ninette. Der Beiafll der Zuhörer nahm zu¬
doch ein kindischer Schwächlin
der Aufführung eines Kriegsstückes vor den Entgleisungen zu
H. Th.
weilen stürmische Formen an.
nuß zu Begierde, klügelnd wi
hüten, die wir an manchen anderen Bühnenstätten erleben
Anatol. „Gott wollte ihn zu
ußten. „Extrablätter“ bietet das Berliner Theater:
Dinge machte einen Narren au
Lessing=Theater.
Heitere Bilder aus ernster Zeit, von Bernauer, Schan¬
Der Dichter hat selbst die
zer und Gordon, Musik von Walter Kollo und Willy
Zum ersten Male: „Der junge Medardus“ Dra¬
erkannt. Der Reiz seines
Bredschneider, in Szene gesetzt von Rudolf Bernauer.
matische Historie von Arthur Schnißfer. Spielleitung.
Beiwerk, das es umrankt.
Eine stattliche Anzahl von Mitarbeitern! Aber der Brei ist
Viktor Barnowsky.—
zur Hauptsache gemacht. Die
nicht verdorben. Wohl wäre manches noch auszumerzen, be¬
Schnitzlers Medardus ließ lange auf sich warten. Jetzt,
aus den Szenen. Leicht spiel
sonders — auch der übermäßigen Länge des Stückes wegen —
wo er zu uns kommt, donnert die Weltgeschichte vor den Toren.
Aber diesmal in menschlichen
das witz= und geistlose Bild „Der Plychobarometer“. Das
Deutsche und österreichische Schwerterkraft schlägt den gemein¬
scharf gezeichnet sind. Das
Ganze ist jedoch gelungen. Der entfaltete Humor ist gesund
samen Feind, Keine Zeit war dem Schnitzler=Werke günstiger
gibt die köstlichsten Bilder
und kräftig; die ernsten Szenen sind frei von schwülstiger
als diese. Mit anderen Augen sieht man jetzt die „Historie“,
Patrioten marschieren auf,
Empfindelei, ein kleiner Spiegel der hohen Gedanken und des
die von österreichischen Nöten handelt und durch sich selbst den
treter und die Hasenfüße.
hehren Opfersinnes von denen das deutsche Volk durchglüht ist.
Fernstehenden nicht warm macht. Weltgeschichte auf der Bühne
Kleinwelt offenbart Schnitz
Das Bild, in dem Vater Hempel seine fünf Söhne freubigen
fordert immer einen großen Gestalter. Schnitzler ist nur
rauhe Zeit wird mit seiner W
Herzens in den Krieg ziehen läßt, die Mutter aber auch noch
ein großer Erzähler. Der Stoff wuchs ihm unter den
selbst der Tod verliert bei ihm
den sechsten, den erst siebzehnjährigen Paul hingibt, ist nicht
Fingern in riesenhafte Breiten. Es war ein Fehler, diesen
Leidenschaft zur Besonnenheit
trefflichen Roman in Bühnenform zu zwängen. Ein Stück von
minder ergreifend, als das andere, in dem dieser Knabe ver¬
großen Tragödien, aber ein
wundet in die Arme seines ihn erst allmählich erkennenden
sechs Akten mit siebzehn Bildern und über siebzig Personen
liebenswürdigen Kultur.
ist schon äußerlich kein Bühnenstück. Barnowsky ließ drei
Vaters sinkt.
Direktor Barnowsky
Um diese vom Storch gesegnete Familie Hempel dreht sich
Bilder fallen. Trotzdem nahm das Spiel fast funf Stunden in
schwierige Werk gut bewältigt.
die Handlung, soweit in den losen Blättern von einer solchen
Anspruch. An dem langen Abend gab es viel zu schauen und
erdacht. Das Schloß Schönb
zu hören. Es wurde getrommelt und geschossen, geliebt und
die Rede ist. Die Schicksale der einzelnen Helden wollen wir
Meisterwerk. Im Heer der
gelebt, geseufzt und gestorben. Wenig aber konnte erlebt
nicht weiter verfolgen, sondern nur feststellen, daß die Bilder
heraus: Heinz Salfner, d
uns von Berlin im Soldatenwagen („40 Mann oder 6 Pferde“)
werden.
Kayßler, der männliche
Schnitzler wollte zweierlei: Ein Geschichtsbild geben und
eines Eisenbahnzuges nach Belgien und Frankreich und wieder
der steife und vornehme Herza
ein Lebensschicksal schildern. Eines wurde mit dem andern
zurück nach Spree=Athen führen und daß sie sich nicht bloß auf
ning. die mütterlich fühle
verwoben. Medardus zieht als verbindender Faden durch die
festem Boden, sondern auch in der Luft („In der Taube über
schwankenden Flackergeist Mes
Reihe der Geschehnisse. Sein Schicksal aber versinkt unter der
Paris“) und im Wasser („Im Unterseeboot“) abspielen.
stalten, vermöchte nur ein gan
Flut der Nebenereignisse. Dem Stücke fehlt, wie Hauptmanns
Die musikalisch sehr gefällig ausgestatteten Lieder, die
Loos verzettelte seine Kraft
„Webern“, der Held. Das Volk spielt die Hauptrolle. Der
man von der Bühne hörte, erwiesen sich bei der Erstaufführung
Lina Lossen machte die tal
eigentlich Führende bleibt unsichtbar: Napoleon Bonaparte. Er
fast ausnahmslos als Schlager und werden bald volkstümlich
nötig war.
zog 1809 als Eroberer in die Kaiserstadt Wien, er
sein. Besonders die Verse: „Von der schönen, von der neuen,
ließ das Standrecht proklamieren und die Bürger füsilieren, er
In den Kammerspielen
— Von der schönen,
— Von der grauen, von der neuen,
Freitag die erste Aufführung #
war das Unglück der Familien Klähr und Valois. Medardus
neuen, grauen, — neuen Feld=Uniform“ und das Liedchen:
schen Kleinstädter“ statt. Das
Klähr, der Buchhändlerssohn, will die Stadt vom Tyrannen
„Ich glaube, ich glaube, — Da oben fliegt ’ne Taube, — Die
inszeniert.
l befreien; aber der Zufall macht den Patrioten und Rächer der
kommt aus einem deutschen Nest — Wenn die hier bloß nichts
Lustspielhaus. Die Er
Familienehre zum Glücksritter und Abenteurer. Aus Haß
fallen läßt!“
Wolkenreiter“ von Stein und
verfolgt er die schöne Prinzessin von Valois. Aus Haß wird
Gespieb wurde ausgezeichnet. An der Spitze der sieg¬
#ichen Schauspielertruppe stand Oskar Sabo als schneidiger! er ihr Geliebter und aus Eifersucht ihr Mördne Man sagt] Freitag, 30. Oktober, verngt m
22. Der junge Medandus
Francisco, Stockhonn, St. Peterseulg, Poromte.
1
Deutsche-Warte, Berlin
Ausschnitt aus:
vom: 270611974
Flieger mit der losen Berliner Zunge und dem guten Herzen, ihm, die Prinzessin sei Napol
sie des Korsen ärgste Feindin
Eugen Rex als Paul Hempel, der sich durch seine schöne
Theater und Musik.
wird sie von Medardus erstö
Stimme und sein natürliches geschmackvolles Spiel vortrefflich
Berliner Theater.
zum Retter Napoleons. Die
einführte, Lisa Weise, die als Kommerzienratstöchterchen
Die Herren im Berliner Theater verstehen das Theater¬
Leben schenken, aber er will
nur etwas zu operettenhaft wirkte, Josefine Dora als fesche
und geht in den Tod. Aus
geschäft. Sie können den Geschmack der Zuhörerschaft und
Köchin und stramme Straßenbahnschaffnerin und Erna Nit¬
Eher aus Ueberdruß. Er gla
besitzen selbst guten genug, um sich in dieser großen Zeit bei
ter als Belgierin Ninette. Der Beiafll der Zuhörer nahm zu¬
doch ein kindischer Schwächlin
der Aufführung eines Kriegsstückes vor den Entgleisungen zu
H. Th.
weilen stürmische Formen an.
nuß zu Begierde, klügelnd wi
hüten, die wir an manchen anderen Bühnenstätten erleben
Anatol. „Gott wollte ihn zu
ußten. „Extrablätter“ bietet das Berliner Theater:
Dinge machte einen Narren au
Lessing=Theater.
Heitere Bilder aus ernster Zeit, von Bernauer, Schan¬
Der Dichter hat selbst die
zer und Gordon, Musik von Walter Kollo und Willy
Zum ersten Male: „Der junge Medardus“ Dra¬
erkannt. Der Reiz seines
Bredschneider, in Szene gesetzt von Rudolf Bernauer.
matische Historie von Arthur Schnißfer. Spielleitung.
Beiwerk, das es umrankt.
Eine stattliche Anzahl von Mitarbeitern! Aber der Brei ist
Viktor Barnowsky.—
zur Hauptsache gemacht. Die
nicht verdorben. Wohl wäre manches noch auszumerzen, be¬
Schnitzlers Medardus ließ lange auf sich warten. Jetzt,
aus den Szenen. Leicht spiel
sonders — auch der übermäßigen Länge des Stückes wegen —
wo er zu uns kommt, donnert die Weltgeschichte vor den Toren.
Aber diesmal in menschlichen
das witz= und geistlose Bild „Der Plychobarometer“. Das
Deutsche und österreichische Schwerterkraft schlägt den gemein¬
scharf gezeichnet sind. Das
Ganze ist jedoch gelungen. Der entfaltete Humor ist gesund
samen Feind, Keine Zeit war dem Schnitzler=Werke günstiger
gibt die köstlichsten Bilder
und kräftig; die ernsten Szenen sind frei von schwülstiger
als diese. Mit anderen Augen sieht man jetzt die „Historie“,
Patrioten marschieren auf,
Empfindelei, ein kleiner Spiegel der hohen Gedanken und des
die von österreichischen Nöten handelt und durch sich selbst den
treter und die Hasenfüße.
hehren Opfersinnes von denen das deutsche Volk durchglüht ist.
Fernstehenden nicht warm macht. Weltgeschichte auf der Bühne
Kleinwelt offenbart Schnitz
Das Bild, in dem Vater Hempel seine fünf Söhne freubigen
fordert immer einen großen Gestalter. Schnitzler ist nur
rauhe Zeit wird mit seiner W
Herzens in den Krieg ziehen läßt, die Mutter aber auch noch
ein großer Erzähler. Der Stoff wuchs ihm unter den
selbst der Tod verliert bei ihm
den sechsten, den erst siebzehnjährigen Paul hingibt, ist nicht
Fingern in riesenhafte Breiten. Es war ein Fehler, diesen
Leidenschaft zur Besonnenheit
trefflichen Roman in Bühnenform zu zwängen. Ein Stück von
minder ergreifend, als das andere, in dem dieser Knabe ver¬
großen Tragödien, aber ein
wundet in die Arme seines ihn erst allmählich erkennenden
sechs Akten mit siebzehn Bildern und über siebzig Personen
liebenswürdigen Kultur.
ist schon äußerlich kein Bühnenstück. Barnowsky ließ drei
Vaters sinkt.
Direktor Barnowsky
Um diese vom Storch gesegnete Familie Hempel dreht sich
Bilder fallen. Trotzdem nahm das Spiel fast funf Stunden in
schwierige Werk gut bewältigt.
die Handlung, soweit in den losen Blättern von einer solchen
Anspruch. An dem langen Abend gab es viel zu schauen und
erdacht. Das Schloß Schönb
zu hören. Es wurde getrommelt und geschossen, geliebt und
die Rede ist. Die Schicksale der einzelnen Helden wollen wir
Meisterwerk. Im Heer der
gelebt, geseufzt und gestorben. Wenig aber konnte erlebt
nicht weiter verfolgen, sondern nur feststellen, daß die Bilder
heraus: Heinz Salfner, d
uns von Berlin im Soldatenwagen („40 Mann oder 6 Pferde“)
werden.
Kayßler, der männliche
Schnitzler wollte zweierlei: Ein Geschichtsbild geben und
eines Eisenbahnzuges nach Belgien und Frankreich und wieder
der steife und vornehme Herza
ein Lebensschicksal schildern. Eines wurde mit dem andern
zurück nach Spree=Athen führen und daß sie sich nicht bloß auf
ning. die mütterlich fühle
verwoben. Medardus zieht als verbindender Faden durch die
festem Boden, sondern auch in der Luft („In der Taube über
schwankenden Flackergeist Mes
Reihe der Geschehnisse. Sein Schicksal aber versinkt unter der
Paris“) und im Wasser („Im Unterseeboot“) abspielen.
stalten, vermöchte nur ein gan
Flut der Nebenereignisse. Dem Stücke fehlt, wie Hauptmanns
Die musikalisch sehr gefällig ausgestatteten Lieder, die
Loos verzettelte seine Kraft
„Webern“, der Held. Das Volk spielt die Hauptrolle. Der
man von der Bühne hörte, erwiesen sich bei der Erstaufführung
Lina Lossen machte die tal
eigentlich Führende bleibt unsichtbar: Napoleon Bonaparte. Er
fast ausnahmslos als Schlager und werden bald volkstümlich
nötig war.
zog 1809 als Eroberer in die Kaiserstadt Wien, er
sein. Besonders die Verse: „Von der schönen, von der neuen,
ließ das Standrecht proklamieren und die Bürger füsilieren, er
In den Kammerspielen
— Von der schönen,
— Von der grauen, von der neuen,
Freitag die erste Aufführung #
war das Unglück der Familien Klähr und Valois. Medardus
neuen, grauen, — neuen Feld=Uniform“ und das Liedchen:
schen Kleinstädter“ statt. Das
Klähr, der Buchhändlerssohn, will die Stadt vom Tyrannen
„Ich glaube, ich glaube, — Da oben fliegt ’ne Taube, — Die
inszeniert.
l befreien; aber der Zufall macht den Patrioten und Rächer der
kommt aus einem deutschen Nest — Wenn die hier bloß nichts
Lustspielhaus. Die Er
Familienehre zum Glücksritter und Abenteurer. Aus Haß
fallen läßt!“
Wolkenreiter“ von Stein und
verfolgt er die schöne Prinzessin von Valois. Aus Haß wird
Gespieb wurde ausgezeichnet. An der Spitze der sieg¬
#ichen Schauspielertruppe stand Oskar Sabo als schneidiger! er ihr Geliebter und aus Eifersucht ihr Mördne Man sagt] Freitag, 30. Oktober, verngt m