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Me
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22. berdardu
itung: Neue Badische Landeszeitung
W
tresse: Mannheim
27. 0Kl. 19¼
atum
S
Enthüllung der zerrisssenen, an der Zeit und am Ich kranken¬
besesten 1n, von ihn die Ta
Schnitzlers „Junger Medardus“.
den Seele.
erwartet.
Schnitzlers Panorama heißt Alt=Wien 1809. Was jedoch
Noch weiter geht die tragi
Zur Erstaufführung im Berliner Lessingtheater.
anschaulich an ihm, das schuf die dekorative Kunst des
den Dolch im Gewande, an d
(Von kunserem Korrespondenten.)
Malers Karl Walser mit stillen Stuben, dem Glacis,
des Kaisers gewärtig. Da k
den Parkmauern, dem Gartensaal über allen Wipfeln, der
das Gerücht geht, sie sei Na
2 Berlin, 25. Oktober.
Vedute (das altmodische Wort gibt gut die Stimmung des
von Raserei gepackt, ersticht
Schmerzlich zussagen für den, dem Schnitzler als Wis¬
Bild= und Schildereihaften, die hier statt derberer Wirklich¬
Volksfeindes und
da ist
ser und Deuter menschlicher Gefühlsgewebe viel bedeutet, —
keitstäuschung entrückend spielt), also der Vedute von Schön¬
damit ihm, dem Bonaparte,
doch diese Historig aus österreichischer Franzosenzeit ist wohl
brunn. Und wirksam kam Barnowskys Regie hinzu,
wie sich herausstellt, selbständi
gründlichst verfahren und vertan. Und es bleibt eine der
mit lebhaft bewegten Militär= und Zivilstandsgruppen, mit
Attentat vor.
trüben (die Blicken trübenden) Folge=Erscheinung des Krieges,
dem Blau und Weiß der Monturen, den geblümten Umschlag¬
Diesen Hohn, als das
daß man dies in der heimatlichen „Burg“ an der Donau
tüchern der Frauen, dem Kaffeebraun der bürgerlichen
für den großen Widersacher de
bereits vor Jahren aufgeführte Stück nicht im schonenden
Glockenröcke unter schweifigen Castorhüten. Schnitzlers In¬
nicht. Er weist alle Gnaden
Schatten ließ, sondern jetzt hervorholte, nur weil es auf
halt dieser Volksszenen ist mit den bequemsten Mitteln ge¬
nie von seiner Bedrohung d
dem Hintergrund der Schlachten gemalt ist. Kein Berliner
macht, er zieht, um Leben in die Schaubude zu bringen, die
wählt so, mit der Verurteilur
Theater wollte vorher an diese neugeartete Heimatskunst
fallgemeinsten Register: seine Leute klatschen herum, auf
Sicherheit des Todes gegenübe
Schnitzlers glauben, nun baute nur aus den äußerlichen
Straßen und Plätzen, bekannegießern Napoleons Strategie,
den Ungewißheit des Lebens.
Gründen waffenklappernder Nebengeräusche das Lessing¬
sind voll zudringlicher, schlecht mit Teilnahme verkappten
Vielleicht wollte Schnitzle
theater den mühsamen und riesengroßen Apparat dieses
Neugier für die Unglücke des Nächsten; Randalmacher und
edlen, aber schwachen Natur d
Spektaculums mit seinem Massen=Aufgebot unter Mobil¬
Angstmeier werden vorgeführt, und als ein recht mühsamer
Seele sich zur Grimasse verstell
machung vieler Reserven auf. Für das Haus eine gewiß
„Clown“ tritt der „uralte Herr“ auf, der überall, wo etwas
dernd vor sich selber flieht.
ehrenvolle, aber dioch nutzlose Verschwendung; für die Zu¬
los ist, sein Gemecker erhebt.
der Buchhändler Etzelt der phil
schauer durch die Endlosigkeit der Vorstellung (von sieben bis
Das sind nun doch die bescheidensten Farben und die dünn¬
drückt das so aus: „Gott woll
Mitternacht, ein zweifelhaftes „theatralisch Vergnügen“ mit
sten Züge, um Wiener Geschichte in napoleonischer Sphäre zu
der Lauf der Dinge machte ein
lauem Beifall beantwortet und deutlicher Lichtung der Reihen;
malen. Und leider werden wir auch nicht befriedigter, wenn
Von Schnitzler, dem sch
für den Dichter, der die Reise nicht gescheut, eine peinliche
wir aus dem großen Raum in das helldunkle Extrakabinett
schöpferisch darstellenden Psych
Enttäuschung. Anfangs sah man ihn noch mit seinem
mit der Aufschrift: „Der junge Medardus“ treten.
verlangt, daß er nicht nur ober
weichen Anatolgesicht, das dem Mann von fünfzig Jahren
Das Zwielicht der Seele, die Schnitzler einmal das „weite
zeigt, sondern daß er uns einve
noch fast unverändert blieb, am Logenrand im Vordertreffen,
Land“ genannt, die Gefühlsverwirrung, sein Lieblingsthema,
der inneren Vorgänge seines „h
dann zog er sich allmählich ins Dunkel zurück. Mir
soli hier in einer ungewohnten Umrahmung welthistorischen
bleibt aus.
war es leid um ihn. ...
Geschehens behandelt werden.
Noch schlimmer wirds, daß
Der junge Medardus Klähr ist wie seine Freunde, voll
salsmaschinerie, die Prinzessin,
Was ist es — fragt man sich, nachdem man die schwere
Inbrunst und Begeisterung für Vaterland und Recht und
mit Makulaturfetzen ausgestopfte
niederdrückende Abspannung dieses Abends überwunden —
voll brennendem Haß gegen Napoleon. Diese einfach gerad¬
schämt sich für Schnitzler, den
um diesen Schritt Schnitzlers, den Schritt vom einsamen
linige Leidenschaft wird ihm zersetzt und ätzend durcht
pierenen Zwitters, gezeugt vom
Wege in eine bewegte Volksgewühl=Dramatik?
einander gewirbelt durch Gefühle, die aus dem verborgenen
topf. Lina Lossens Innerl
Vielleicht reizte den Dichter dieses: bunte Kulissen öffent¬
Boden seines innerlichsten Seins emporwuchern. Haß und
Der Darsteller des Medardus,
licher Schauplätze in altertümlicher Luft mit der Bewegung
Rachesucht spalten sich und richten sich gegen die vertriebene
krampfhaft durch die Vorgänge
vieler Menschen (Massentypen, Zeitstimmungsvertreter) hin¬
herzogliche Familie der Valois, der „Emigrierten“ in Wien,
nicht mehr zu Tage, als eben
zustellen, also den äußerlichen Bilderbogen, die Panoramen¬
deren Sohn des Medardus Schwester verführt und mit ihr ins
und der kann nicht fünf Stund
bühne eines geschichtlichen Volksstücks; in diesem Panoptikum
Wasser gegangen. (Das Vorstadt=Melodramatische in diesem
„Nebenfiguren sind immer d
aber glichzeitig an einer besonderen Figur mit Schnitz¬
Motiv brachte Schnitzler bewußt als stilgemäßes Motiv des
So auch hier: Ilka Grünin
lerischer Seelenanatomie verwickelt widerspruchsvolle Gefühls¬
„Volksstücks.“)
Hausfrau, gut bürgerlich, aus
vorgänge aufzuzeigen, das Durcheinander der von den Er¬
Tragische Ironie liegt nun darin: daß Medardus, der
Aufschrei des geängsteten Mu
regungen des Kriegsgeschehn und der von persönlich innerstem
mit seinem Privathaß die Valois verfolgt, mit seinem
herausbricht. Heinz Salfn
Liebes=Erlebnis aufgewühlten Leidenschaften in einem jungen
Napoleonhaß, der ihm der höhere sein müßte, unfreiwillig
Enchenbacher, der aufrechte, war
Menschen.
der Parteigänger der verbannten Kronprätendenten und
lers General Rapp, kantig „se
Grob ausgedrückt: Schaubude mit Extrakabinett, worin
Feinde des „korsischen Emporkömmlings“ wird. Und nicht
ein Charakter, wie er ihn gern ai
eine Nacktheit —
Nacktheit der Seele natürlich —
nur Parteigänger, sondern Werkzeug und Handlanger. Denn
Ton und schmalen Lippen. D
Aussicht gestellt wird. Diese Vereinigung unter ein Dach zu
Helene von Valois, die Herzogstochter und Prinzessin um¬
würde man sagen: Potsdam.
bringen, gelang nicht, aber auch die Einzelteile gerieten
strickt ihn, und er, der Napoleon mit seinen Händen als
Und Landas Herzoa vor
nicht, weder das Schaubudenhafte, noch, was viel mehr
ein Vollstrecker höheren Willens töten wollte, lauert ihm
Phantom, glich im Soleil=Antli
wunder nimmt, das eigentlich Schnitzlerische, die kennerische jetzt auf, weil das Weib, von dem er haß= und liebezerfleischt“ Puderverücke, Brokat und De
shweifigen Goldrahmen entsti
orridoren von Versailles.
Me
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itung: Neue Badische Landeszeitung
W
tresse: Mannheim
27. 0Kl. 19¼
atum
S
Enthüllung der zerrisssenen, an der Zeit und am Ich kranken¬
besesten 1n, von ihn die Ta
Schnitzlers „Junger Medardus“.
den Seele.
erwartet.
Schnitzlers Panorama heißt Alt=Wien 1809. Was jedoch
Noch weiter geht die tragi
Zur Erstaufführung im Berliner Lessingtheater.
anschaulich an ihm, das schuf die dekorative Kunst des
den Dolch im Gewande, an d
(Von kunserem Korrespondenten.)
Malers Karl Walser mit stillen Stuben, dem Glacis,
des Kaisers gewärtig. Da k
den Parkmauern, dem Gartensaal über allen Wipfeln, der
das Gerücht geht, sie sei Na
2 Berlin, 25. Oktober.
Vedute (das altmodische Wort gibt gut die Stimmung des
von Raserei gepackt, ersticht
Schmerzlich zussagen für den, dem Schnitzler als Wis¬
Bild= und Schildereihaften, die hier statt derberer Wirklich¬
Volksfeindes und
da ist
ser und Deuter menschlicher Gefühlsgewebe viel bedeutet, —
keitstäuschung entrückend spielt), also der Vedute von Schön¬
damit ihm, dem Bonaparte,
doch diese Historig aus österreichischer Franzosenzeit ist wohl
brunn. Und wirksam kam Barnowskys Regie hinzu,
wie sich herausstellt, selbständi
gründlichst verfahren und vertan. Und es bleibt eine der
mit lebhaft bewegten Militär= und Zivilstandsgruppen, mit
Attentat vor.
trüben (die Blicken trübenden) Folge=Erscheinung des Krieges,
dem Blau und Weiß der Monturen, den geblümten Umschlag¬
Diesen Hohn, als das
daß man dies in der heimatlichen „Burg“ an der Donau
tüchern der Frauen, dem Kaffeebraun der bürgerlichen
für den großen Widersacher de
bereits vor Jahren aufgeführte Stück nicht im schonenden
Glockenröcke unter schweifigen Castorhüten. Schnitzlers In¬
nicht. Er weist alle Gnaden
Schatten ließ, sondern jetzt hervorholte, nur weil es auf
halt dieser Volksszenen ist mit den bequemsten Mitteln ge¬
nie von seiner Bedrohung d
dem Hintergrund der Schlachten gemalt ist. Kein Berliner
macht, er zieht, um Leben in die Schaubude zu bringen, die
wählt so, mit der Verurteilur
Theater wollte vorher an diese neugeartete Heimatskunst
fallgemeinsten Register: seine Leute klatschen herum, auf
Sicherheit des Todes gegenübe
Schnitzlers glauben, nun baute nur aus den äußerlichen
Straßen und Plätzen, bekannegießern Napoleons Strategie,
den Ungewißheit des Lebens.
Gründen waffenklappernder Nebengeräusche das Lessing¬
sind voll zudringlicher, schlecht mit Teilnahme verkappten
Vielleicht wollte Schnitzle
theater den mühsamen und riesengroßen Apparat dieses
Neugier für die Unglücke des Nächsten; Randalmacher und
edlen, aber schwachen Natur d
Spektaculums mit seinem Massen=Aufgebot unter Mobil¬
Angstmeier werden vorgeführt, und als ein recht mühsamer
Seele sich zur Grimasse verstell
machung vieler Reserven auf. Für das Haus eine gewiß
„Clown“ tritt der „uralte Herr“ auf, der überall, wo etwas
dernd vor sich selber flieht.
ehrenvolle, aber dioch nutzlose Verschwendung; für die Zu¬
los ist, sein Gemecker erhebt.
der Buchhändler Etzelt der phil
schauer durch die Endlosigkeit der Vorstellung (von sieben bis
Das sind nun doch die bescheidensten Farben und die dünn¬
drückt das so aus: „Gott woll
Mitternacht, ein zweifelhaftes „theatralisch Vergnügen“ mit
sten Züge, um Wiener Geschichte in napoleonischer Sphäre zu
der Lauf der Dinge machte ein
lauem Beifall beantwortet und deutlicher Lichtung der Reihen;
malen. Und leider werden wir auch nicht befriedigter, wenn
Von Schnitzler, dem sch
für den Dichter, der die Reise nicht gescheut, eine peinliche
wir aus dem großen Raum in das helldunkle Extrakabinett
schöpferisch darstellenden Psych
Enttäuschung. Anfangs sah man ihn noch mit seinem
mit der Aufschrift: „Der junge Medardus“ treten.
verlangt, daß er nicht nur ober
weichen Anatolgesicht, das dem Mann von fünfzig Jahren
Das Zwielicht der Seele, die Schnitzler einmal das „weite
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noch fast unverändert blieb, am Logenrand im Vordertreffen,
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Der junge Medardus Klähr ist wie seine Freunde, voll
salsmaschinerie, die Prinzessin,
Was ist es — fragt man sich, nachdem man die schwere
Inbrunst und Begeisterung für Vaterland und Recht und
mit Makulaturfetzen ausgestopfte
niederdrückende Abspannung dieses Abends überwunden —
voll brennendem Haß gegen Napoleon. Diese einfach gerad¬
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um diesen Schritt Schnitzlers, den Schritt vom einsamen
linige Leidenschaft wird ihm zersetzt und ätzend durcht
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Wege in eine bewegte Volksgewühl=Dramatik?
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Boden seines innerlichsten Seins emporwuchern. Haß und
Der Darsteller des Medardus,
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Rachesucht spalten sich und richten sich gegen die vertriebene
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herzogliche Familie der Valois, der „Emigrierten“ in Wien,
nicht mehr zu Tage, als eben
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lerischer Seelenanatomie verwickelt widerspruchsvolle Gefühls¬
„Volksstücks.“)
Hausfrau, gut bürgerlich, aus
vorgänge aufzuzeigen, das Durcheinander der von den Er¬
Tragische Ironie liegt nun darin: daß Medardus, der
Aufschrei des geängsteten Mu
regungen des Kriegsgeschehn und der von persönlich innerstem
mit seinem Privathaß die Valois verfolgt, mit seinem
herausbricht. Heinz Salfn
Liebes=Erlebnis aufgewühlten Leidenschaften in einem jungen
Napoleonhaß, der ihm der höhere sein müßte, unfreiwillig
Enchenbacher, der aufrechte, war
Menschen.
der Parteigänger der verbannten Kronprätendenten und
lers General Rapp, kantig „se
Grob ausgedrückt: Schaubude mit Extrakabinett, worin
Feinde des „korsischen Emporkömmlings“ wird. Und nicht
ein Charakter, wie er ihn gern ai
eine Nacktheit —
Nacktheit der Seele natürlich —
nur Parteigänger, sondern Werkzeug und Handlanger. Denn
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bringen, gelang nicht, aber auch die Einzelteile gerieten
strickt ihn, und er, der Napoleon mit seinen Händen als
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ein Vollstrecker höheren Willens töten wollte, lauert ihm
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wunder nimmt, das eigentlich Schnitzlerische, die kennerische jetzt auf, weil das Weib, von dem er haß= und liebezerfleischt“ Puderverücke, Brokat und De
shweifigen Goldrahmen entsti
orridoren von Versailles.