bos 27/2
22. Darjunge Medardus
wählerisch zu sein, nimmt schwankende
Begriffe wie „Tod“, „Vaterland“
„Held“, „Gott“ ungeprüft hin, scheut
sich nicht vor Worten und wird un¬
kritischer in der Betrachtung mensch¬
licher Beziehungen.
Der Dichter ist in diesem Werke
„März“ München
stark als Genrekünstler und stellt einen
„.
Heft No.
shakespearegewordenen, sehr zivili¬
sierten Iffland dar. Klänge der Ro¬
mankik schimmern durch. Im letzten
1 4. NOV 01
Aufzug gemahnt eine Apologie an
Schiller und Hebbel. Wenn Judith
Ein Zuräagebliebener
im Eintreten für eine allgemeine Sache
an sich selber zu Grunde geht, ist man
Man solhentweder „Ja“ oder „Nein“
erschüttert. Auch der positive
sagen, aber énicht irrlichtelieren wie
Tell bleibt nicht ohne Wirkung. Sie
dieser Hamletjko in Schnitzlers
setzen sich selbst ein und sind Werte.
„jungen Medardzs.“
Aber dies Opfer des Medardus
Was an dem Werke erfreut, ist ein
wirkt nicht, weil man die Größe
bleichender alter Glapz. Man ahnt
einen verschwindendey' Ueberfluß, fühlt
Napoleons und die Schwäche dieses
Jungen kennt, der gar nichts an
noch die Wehen einey Schmerzenswelt,
Napoleons Stelle zu setzen vermag.
eine milde, klare Lüft und heimliche
Und da Schnitzler selbst ihn nicht ganz
Wehmut, eine leidentsprungene Freude
ernst nehmen kann, macht es den
an Reizen und Güte gegen alles
Eindruck, als wolle er ihm gewaltsam
Lebendige, sieht, wie es einem Tief¬
Sympathien verschaffen, indem er ihn
blickenden schwer fällt, von großen
Weltdingen Aufsehen zu machen, da
aus schwacher Liebe umbringt.
Der junge Mann isi eine Alters¬
sie doch nur vorübergehen, und hört
Heutige blicken ihn ironisch an
eine eigene Musik. Ueber Allem ruht
blüte.
„Sentiments“ sind wirklich krankhaft.
etwas Menschliches und Edles, das
Man muß „ja“ oder „nein“ sagen,
nur in Deutschland empfunden werden
aber nicht von jedem Unglück „zer¬
kann.
Aber diese dichterische Kraft sinkt
schmettert“ werden, sondern etwas
aus ihm schaffen.
im Feststellen seelischer Vorgänge, wägt
Kurt Kersten
nicht so genau wie einst, fürchtet sich,
22. Darjunge Medardus
wählerisch zu sein, nimmt schwankende
Begriffe wie „Tod“, „Vaterland“
„Held“, „Gott“ ungeprüft hin, scheut
sich nicht vor Worten und wird un¬
kritischer in der Betrachtung mensch¬
licher Beziehungen.
Der Dichter ist in diesem Werke
„März“ München
stark als Genrekünstler und stellt einen
„.
Heft No.
shakespearegewordenen, sehr zivili¬
sierten Iffland dar. Klänge der Ro¬
mankik schimmern durch. Im letzten
1 4. NOV 01
Aufzug gemahnt eine Apologie an
Schiller und Hebbel. Wenn Judith
Ein Zuräagebliebener
im Eintreten für eine allgemeine Sache
an sich selber zu Grunde geht, ist man
Man solhentweder „Ja“ oder „Nein“
erschüttert. Auch der positive
sagen, aber énicht irrlichtelieren wie
Tell bleibt nicht ohne Wirkung. Sie
dieser Hamletjko in Schnitzlers
setzen sich selbst ein und sind Werte.
„jungen Medardzs.“
Aber dies Opfer des Medardus
Was an dem Werke erfreut, ist ein
wirkt nicht, weil man die Größe
bleichender alter Glapz. Man ahnt
einen verschwindendey' Ueberfluß, fühlt
Napoleons und die Schwäche dieses
Jungen kennt, der gar nichts an
noch die Wehen einey Schmerzenswelt,
Napoleons Stelle zu setzen vermag.
eine milde, klare Lüft und heimliche
Und da Schnitzler selbst ihn nicht ganz
Wehmut, eine leidentsprungene Freude
ernst nehmen kann, macht es den
an Reizen und Güte gegen alles
Eindruck, als wolle er ihm gewaltsam
Lebendige, sieht, wie es einem Tief¬
Sympathien verschaffen, indem er ihn
blickenden schwer fällt, von großen
Weltdingen Aufsehen zu machen, da
aus schwacher Liebe umbringt.
Der junge Mann isi eine Alters¬
sie doch nur vorübergehen, und hört
Heutige blicken ihn ironisch an
eine eigene Musik. Ueber Allem ruht
blüte.
„Sentiments“ sind wirklich krankhaft.
etwas Menschliches und Edles, das
Man muß „ja“ oder „nein“ sagen,
nur in Deutschland empfunden werden
aber nicht von jedem Unglück „zer¬
kann.
Aber diese dichterische Kraft sinkt
schmettert“ werden, sondern etwas
aus ihm schaffen.
im Feststellen seelischer Vorgänge, wägt
Kurt Kersten
nicht so genau wie einst, fürchtet sich,