II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 575

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22. Derjunge adurdus
zwanziger Jahre, und in den Cha¬
seiner erbarmten, gäbe es himm¬
rakteren — ja, Charakteren, die da
lische Mächte? Mag es von oben
aus dem „vollen Menschenleben“
immerhin ein wenig donnern, wenn
herausgerisseng und resolut auf die
Sankt Peter kopfschüttelnd vor den
Beine gestellt Zwerden; spürt man
Scherben seiner mißratenen Weis¬
durch alle groteske Übertreibung
heit steht, er weiß schon, daß auch
hindurch etwas von der handfesten
der liebe Herrgott auf die Wurzel
Tüchtigkeit des deutschen Handwer¬
alles Guten, das Herz, und den
ker= und Kleinbürgerstandes, dessen
Quell alles Übels, den Geiz, sehen
stummer, zäher Ernst heute unser
wird, und daß er deshalb dem derb¬
Lustspiel erröten machen müßte: so
fröhlichen Klaus samt seinem Beicht¬
wenig hat es sich vier Jahrzehnte
vater und Nädelsführer am Ende
lang um diese Lebensquelle echter
doch verzeihen wird. Es ist nicht
deutscher Fröhlichkeit gekümmerr.
bloß die kräftige Luft und Farbe des
Am weitesten abseits und fern
Nordens, es ist auch Licht, Sonne,
vom Kriege führt uns ein jetzt erst
Wärme und echte Menschengüte in
auf unsre Bühnen — zuerst auf die
den mit leichter Hand, doch in
des Künstlertheaters — gelangendes
treuem Gehorsam gegen das heimi¬
legendenhaftes Märchenspiel Gu¬
sche Volkstum hingemalten Bildern —.
staf af Geijerstams. Es heißt
vielleicht kommt es daher, daß wir
nach dem uns allen als ein Meister¬
uns durch dieses echte Märchen¬
stück phantasievoller Erzählungskunst
spiel trotz himmelsweiter Entfer¬
vertrauten Andersenschen Märchen
nung dem tiefsten und letzten Sinn
„Der große und der kleine
dieses Krieges gar nicht so sehr ent¬
Klaus“ und hält sich auch in der
fremdet fühlen. Friedrich Düsel
Handlung eng an dessen Verlauf.
Aber was sich bei dem Dänen rein
Neue Bücher über Musik
episch selbstzufrieden abwickelt, das
„weierlei Ziele stecken sich die Ver¬
senkt bei dem Schweden die Wur¬
Ofasser der neueren musikalischen
zeln in das Erdreich saftigblühen¬
Werke zumeist: rein wissenschaftliche
den Volkslebens und verknüpft sich
wie die Erforschung einer gewissen
durch den von seinem himmlischen
Periode, einer musikalischen Gat¬
Pförtnersitz herabgestiegenen Sankt
tunggeschichte, die Aufklärung ein¬
Peter mit der höheren Moral und
zelner geschichtlicher Fragen, musik¬
Gerechtigkeit, durch die es erst zu
thepretischer Fachfragen; und die
seinem tieferen symbolischen Sinn
Darstellung gewisser bedeutender
gelangt. Einem Sinn, der der
Persönlichkeiten durch Lebens= und
Seelenkenntnis des feinen Analy¬
Werkbeschreibung, durch Aussätze,
tikers nicht weniger Ehre macht als
Sammlungen, Einzelbeiträge usw.
der immer wieder siegreichen Her¬
Auch die zweite Gattung hat oft
zensgüte des gläubigen Menschen¬
„wissenschaftlichen Wert“ —
ein
freundes: Sankt Peter verwirrt und
Wort, womit man heute philologische
mißleitet den armen kleinen Klaus
Fehlerfreiheit zu bezeichnen pflegt —
mit seinem überirdischen Ratschlag
erfordert aber nicht in allen Fällen
erst recht, verführt ihn zu Lüge und
musikalische Begabung, wirkliche
Totschlag, aber er gönnt ihm trotz¬
musikalische Durchbildung vom Ver¬
dem, zu Nutz und Frommen einer
fasser. Sie steht heuer stark im Vor¬
höheren sittlichen Gerechtigkeit, den
dergrund.
Lohn, der ihm zufällt. Der Mensch
Zu ihr gehört M. Falks Mono¬
ist und bleibt nun mal ein Sünder, graphie über W. Friedemann
aber wozu sonst, al', daß sie sich Bachs Leben und Werke, welche
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