bos 27/2
22. Derjunge Medardus
heun, sondern sen Buhrzer, in Nchr Keönetes, woo sie deren antreffen, sie sind zum Teile radi= kroatischen Koalition eine Versammtung österreichischer
125
All dies kennen wir, tragen diese Begebenheiten in
der Kaiser, der Ritter, der Bauer sterben, und er hat
e
darin gezeigt, welch einen Prunk, welch einen Farben= uns wie den Inhalt und die Melodie von Volksliedern.
Feuilletost.
reichtum er als Maler historischer Bilder besitzt. Er ar= In vielen Büchern haben wir diese Geschichte gelesen, in
beitet langsam, aber seine Werke haben dann auch die den Memoiren der napoleonischen Generale und in der
eeg.
8225
K
1812.
gigantischen Schmähung Tolstois, d den russischen Feld¬
Vollsaftigkeit, die schwere Süße und den betäubenden
zug mit Russenaugen ansaß Auf vielen Bildern haben wir
Duft, den die Früchte haben, die in den langen, heißen
u dem Buche eines Dichters.
diese Ereignisse dargestellt gesehen. (Erinnert ihr euch der
Sommern des Südens gereift sind. So ist Sophus
on Felix Salten.
Gemälde von Wereschtschagin?) Und dennoch läßt uns das
Michaelis.
us Michaelis gehört wirklich zu den
Buch von Sophus Michaelis nicht los.
Nun erzählt er den russischen Feldzug des großen
Künstlern, die wir jetzt in Europa
Wenn ich aufrichtig sein darf: ich hätte das Buch
Napoleon. 1812. Nur wenige Tage noch, und wir werden
kelleicht schneller über ihn orientiert
gern aus der Hand gelegt. Ich habe einen tiefen Kummer
1912 schreiben. Man wird die Jahrhundertfeier begehen,
daß er der Mann von Karin Mi¬
gefühlt, als ich alle diese Dinge wieder las, und ich liebe
in stolzer Erinnerung daran, daß vor einem Säkulum ...
karin Michaelis hat für den Augen¬
es nicht, einen tiefen Kummer zu fühlen. Mir war dieses
der russische Winter die Macht des großen Völkerfrühlings¬
rühmteren Namen. Nicht etwa, weil
Buch bedrückend und ein Hindernis für die Lebensfreude.
helden gebrochen hat. Rußland wird sich erinnern. Und
feinere Künstlerin ist. Oh, keines¬
Wie anders empfängt man solche Eindrücke, wenn man
wird sehr stolz sein. Europa wird sich erinnern, und sehr
besser, noch seiner, noch ist sie über¬
noch ganz jung, vom Schicksal und vom Dasein noch
viele Bücher in die Welt setzen und sehr viele Phrasen.
Sie hat nach manchen niedlichen
ganz unberührt ist. Als ein herrliches Schauspiel nimmt
Neunzehnhundertneun ist das Andreas=Hofer=Jahr gewesen,
kloppes, herzlich abgeschmacktes Buch
man es hin, erschütternd, aufwühlend — gewiß! Doch
dieses eben abgelaufene Jahr gehörte Heinrich v. Kleist.
mit etlichem Geschick eines jener
wie sehr ist man bereit, sich erschüttern und aufwühlen zu
Das nächste ist dem russischen Feldzug gewidmet, neunzehn¬
nen anrührte, die ewig aktuell blei¬
lassen. Und wie stark empfindet man doch immer nur das
hundertdreizehn der Völkerschlacht bei Leipzig, neunzehn¬
gleichsam den Knopf eines elektri¬
eine: Schauspiel. Für uns hergerichtet, für uns aufbe¬
hundertvierzehn dem Wiener Kongreß und neunzehnhun¬
gedrückt, und da haben nun pünkt¬
wahrt. Dann aber atmet man die blutige Wirklichkeit,
dertfünfzehn Waterloo. Wir gehen bewegten Zeiten entgegen,
ken der europäischen Presse geklin¬
spürt nichts mehr von einem Schauspiel, sieht das furcht¬
Sophus Michaelis hat sich die Peripetie des großen
rin Michaelis umher und ist in drei
bare, von Angst und Qual und Not und Martern
Napoleon=Dramas erwählt: die Schicksalswende dieses un¬
sehr beredsam und außerordentlich
dampfende Leben vor sich. Man sieht und spürt es mit
geheueren Lebens. Der Kaiser steigt vor dem Schlosse
Sophus Michaelis hat noch keine
Schmerzen, wie ein Mann sich in sein Verhängnis ein¬
St. Cloud in den Reisewagen und fährt nach Rußland.
chrieben, er war noch niemals sen¬
fängt, gleich einem Tier in einer Falle, wie er sich in das
Der Krieg beginnt. Auch das Buch. Denn seine erste
ird noch berühmt sein, wenn men
Wirrsal seiner Wünsche verstrickt, wie er in dem Netz seiner
Zeile enthält den Wagen und St. Cloud. Seine letzte Zeile:
vergessen haben wird. Er hat din
Pläne sich selbst erdrosselt. Man sieht zu, und irgendwo
der Kaiser springt vor den Tuilerien aus der Kalesche.
„Aebelö“ geschrieben. Der so schner
auf dem Grund unserer Seele, an einer Stelle, die tief
Der Krieg ist aus. Dazwischen liegt die Fürstenparade von
so zart und doch so voll frischer
unter unserem Wortbewußtsein ist, begreifen wir, daß
Dresden, liegt Smolensk, Moskau, der Uebergang über
eine Ballade. Er hat das meister¬
alles so kommen mußte, begreifen, daß der große Mann
die Beresina, die Verlumpung und das Jammersterben der
„Revolutionshochzeit“ geschrieben, dis
der Ahnung, vielleicht selbst der Verführung seines Unter¬
Großen Armee, der Bruch im Wesen Napoleons, die
ssicheren Bühnenwirkung so ganz ge
ganges nicht widerstehen konnte. Denn auch diese Ahnung
Todeswunde, die das stolzeste Herz empfing, das jemals
nur irgendein raffinierter Sardon,
war tief unter seinem Wortbewußtsein. Er hat sie gewiß
auf Erden lebendig pochte, diese Wunde, die nur eil¬
auch wieder holde Menschlichkeitm
poetisches Idyll. Er hat dann dis fertig verbunden, niemals zu bluten aufgehört hat und nur ganz leise und undeutlich zu sich heraufklingen ge¬
hört, hat sich erst später, als alles schon vorbei war, viel¬
otentanz“ gedichtet, darin der Paxst, niemals verheilt ist.
22. Derjunge Medardus
heun, sondern sen Buhrzer, in Nchr Keönetes, woo sie deren antreffen, sie sind zum Teile radi= kroatischen Koalition eine Versammtung österreichischer
125
All dies kennen wir, tragen diese Begebenheiten in
der Kaiser, der Ritter, der Bauer sterben, und er hat
e
darin gezeigt, welch einen Prunk, welch einen Farben= uns wie den Inhalt und die Melodie von Volksliedern.
Feuilletost.
reichtum er als Maler historischer Bilder besitzt. Er ar= In vielen Büchern haben wir diese Geschichte gelesen, in
beitet langsam, aber seine Werke haben dann auch die den Memoiren der napoleonischen Generale und in der
eeg.
8225
K
1812.
gigantischen Schmähung Tolstois, d den russischen Feld¬
Vollsaftigkeit, die schwere Süße und den betäubenden
zug mit Russenaugen ansaß Auf vielen Bildern haben wir
Duft, den die Früchte haben, die in den langen, heißen
u dem Buche eines Dichters.
diese Ereignisse dargestellt gesehen. (Erinnert ihr euch der
Sommern des Südens gereift sind. So ist Sophus
on Felix Salten.
Gemälde von Wereschtschagin?) Und dennoch läßt uns das
Michaelis.
us Michaelis gehört wirklich zu den
Buch von Sophus Michaelis nicht los.
Nun erzählt er den russischen Feldzug des großen
Künstlern, die wir jetzt in Europa
Wenn ich aufrichtig sein darf: ich hätte das Buch
Napoleon. 1812. Nur wenige Tage noch, und wir werden
kelleicht schneller über ihn orientiert
gern aus der Hand gelegt. Ich habe einen tiefen Kummer
1912 schreiben. Man wird die Jahrhundertfeier begehen,
daß er der Mann von Karin Mi¬
gefühlt, als ich alle diese Dinge wieder las, und ich liebe
in stolzer Erinnerung daran, daß vor einem Säkulum ...
karin Michaelis hat für den Augen¬
es nicht, einen tiefen Kummer zu fühlen. Mir war dieses
der russische Winter die Macht des großen Völkerfrühlings¬
rühmteren Namen. Nicht etwa, weil
Buch bedrückend und ein Hindernis für die Lebensfreude.
helden gebrochen hat. Rußland wird sich erinnern. Und
feinere Künstlerin ist. Oh, keines¬
Wie anders empfängt man solche Eindrücke, wenn man
wird sehr stolz sein. Europa wird sich erinnern, und sehr
besser, noch seiner, noch ist sie über¬
noch ganz jung, vom Schicksal und vom Dasein noch
viele Bücher in die Welt setzen und sehr viele Phrasen.
Sie hat nach manchen niedlichen
ganz unberührt ist. Als ein herrliches Schauspiel nimmt
Neunzehnhundertneun ist das Andreas=Hofer=Jahr gewesen,
kloppes, herzlich abgeschmacktes Buch
man es hin, erschütternd, aufwühlend — gewiß! Doch
dieses eben abgelaufene Jahr gehörte Heinrich v. Kleist.
mit etlichem Geschick eines jener
wie sehr ist man bereit, sich erschüttern und aufwühlen zu
Das nächste ist dem russischen Feldzug gewidmet, neunzehn¬
nen anrührte, die ewig aktuell blei¬
lassen. Und wie stark empfindet man doch immer nur das
hundertdreizehn der Völkerschlacht bei Leipzig, neunzehn¬
gleichsam den Knopf eines elektri¬
eine: Schauspiel. Für uns hergerichtet, für uns aufbe¬
hundertvierzehn dem Wiener Kongreß und neunzehnhun¬
gedrückt, und da haben nun pünkt¬
wahrt. Dann aber atmet man die blutige Wirklichkeit,
dertfünfzehn Waterloo. Wir gehen bewegten Zeiten entgegen,
ken der europäischen Presse geklin¬
spürt nichts mehr von einem Schauspiel, sieht das furcht¬
Sophus Michaelis hat sich die Peripetie des großen
rin Michaelis umher und ist in drei
bare, von Angst und Qual und Not und Martern
Napoleon=Dramas erwählt: die Schicksalswende dieses un¬
sehr beredsam und außerordentlich
dampfende Leben vor sich. Man sieht und spürt es mit
geheueren Lebens. Der Kaiser steigt vor dem Schlosse
Sophus Michaelis hat noch keine
Schmerzen, wie ein Mann sich in sein Verhängnis ein¬
St. Cloud in den Reisewagen und fährt nach Rußland.
chrieben, er war noch niemals sen¬
fängt, gleich einem Tier in einer Falle, wie er sich in das
Der Krieg beginnt. Auch das Buch. Denn seine erste
ird noch berühmt sein, wenn men
Wirrsal seiner Wünsche verstrickt, wie er in dem Netz seiner
Zeile enthält den Wagen und St. Cloud. Seine letzte Zeile:
vergessen haben wird. Er hat din
Pläne sich selbst erdrosselt. Man sieht zu, und irgendwo
der Kaiser springt vor den Tuilerien aus der Kalesche.
„Aebelö“ geschrieben. Der so schner
auf dem Grund unserer Seele, an einer Stelle, die tief
Der Krieg ist aus. Dazwischen liegt die Fürstenparade von
so zart und doch so voll frischer
unter unserem Wortbewußtsein ist, begreifen wir, daß
Dresden, liegt Smolensk, Moskau, der Uebergang über
eine Ballade. Er hat das meister¬
alles so kommen mußte, begreifen, daß der große Mann
die Beresina, die Verlumpung und das Jammersterben der
„Revolutionshochzeit“ geschrieben, dis
der Ahnung, vielleicht selbst der Verführung seines Unter¬
Großen Armee, der Bruch im Wesen Napoleons, die
ssicheren Bühnenwirkung so ganz ge
ganges nicht widerstehen konnte. Denn auch diese Ahnung
Todeswunde, die das stolzeste Herz empfing, das jemals
nur irgendein raffinierter Sardon,
war tief unter seinem Wortbewußtsein. Er hat sie gewiß
auf Erden lebendig pochte, diese Wunde, die nur eil¬
auch wieder holde Menschlichkeitm
poetisches Idyll. Er hat dann dis fertig verbunden, niemals zu bluten aufgehört hat und nur ganz leise und undeutlich zu sich heraufklingen ge¬
hört, hat sich erst später, als alles schon vorbei war, viel¬
otentanz“ gedichtet, darin der Paxst, niemals verheilt ist.