22. Derjunge Medandus
box 27/3
in Mesopotamien kämpfenden bewerb im Sommer 1914 in Wurnemunde wurden auch oirener wieder vernehmungsfähig sein wird, damit der Pr#g##
entent e ten en e en erser en er e er erere r
on.
und das Burgtheater schreiben. Es hätte einige unerfreuliche gewisse innere Schliff und manche charakteristische Linienführung.
Seiten. Man könnte von Vernachlässigung, könnte von mancher Es ist wo ein wienerischer Hauch verloren gegangen. Wer er¬
Kränkung und mancher Lieblosigkeit sprechen, nebenbei natürlich innert sich nicht, an den blinden Herzog von Valois Ernst Hart¬
ter.
auch von manchem Glanz. Der Sinn, die naturgewachsene Tradition
manns! Ein unvergeßlicher Eindruck. Da war Hoheit,
Medardus“ von Artur
des Burgtheaters verweist immer auf Schnitzler. Er erfüllt diesen vollendetes Edelmannstum, Orgelton, Schicksal. Jetzt spielt
er.
Sinn und diese Tradition wie keiner seit Grillparzer mehr. Es Herr Reimers die Rolle. Er spielt sie gut, vornehm
ist sein künstlerisches Vaterhaus, dem er freilich mehr gegeben hat,
nur im Entscheidenden ist irgendein ungelöster Rest. Um den
obson.
als er von ihm empfing.
jungen Medardus müht sich Herr Schott mit der schönen
en. Artur Schnitzler feiert
Redlichkeit, die er immer bereit hat. Der Zwillingsbruder Hamlets,
Nun hat man ihm, wie es rechtens war, einen Geburts¬
tons grüßen ihn, beschreiben
ins Wienerische transponiert, trifft bei ihm weniger auf die
tagstisch bereitet. Man spielt den „Jungen Medardus“ wieder,
Eistigen und seelischen Re¬
Melancholien und Zweifel eines Helden, der seine Tat tun will,
das umfangreichste, figuren= und bilderreichste aller Schnitzlerschen
diges, Verbindliches, Hul¬
als auf die Improvisationen eines Entschlußlosen, der von Liebes¬
Stücke. Es ist weniger problematisch als bunt, scheint auch nicht
Keutnant Gusil, Herr von
gedanken abgelenkt wird. Es fehlen ihm die seelischen Uebergänge.
so sehr den Schnitzlerschen Ausdruck zu geben, wie irgendein
Enspiele, Märchen, Traum,
Er zeigt mehr Kampfstellung als Kampf. Auch Herr Romberg
anderes. Aber je mehr man hineinhorchte, desto stärker erklingt
dieser Komödie der Worte
als Etzelt hat mehr schauspielerische Blässe als diesem Charakter
die eigene Melodie. Es ergeht einem mit Schnitzlerschen Stücken
schaltet oft ein: Wie treffend!
förderlich, und bei Herrn Paulsen, der heute für Balajthy den
jetzt fast immer so; je weiter entfernt sie scheinen, um so näher
angelangt ist, empfindet
Escheitäscher spielt, ist wohl alle Geradheit und stille Verhaltenheit
kommen sie einem. Es scheint, als ob sie den Gedanken und
ich keine Erklärung findet.
korrekt ausgedrückt, nur nicht das bürgerlich Erdhafte des
seelischen Stimmungen von morgen vorausgeeilt wären.
Band eines Schnitzlerschen
wienerischen Sattlermeisters. Er rückt dadurch ein bißchen in den
So ist es, seltsamerweise, auch mit dem „Jungen Medardus“
wird man von einer Melodie
Hintergrund. Neu ist auch Herr Aslan, der Haltung und französische
der dramatischen Historie von gestern. Ueber die theatermäßige
ar macht, warum Schnitzler
Geste für den Marquis von Valois mitbringt, und neu ist neben dem
Anekdote und das Zeitkolorit hinweg wird in diesem Werk etwas
st. Er spielt seine Melodie
zierlich huschenden Fräulein Seidler und dem etwas gleichgültigen
beschreiben. Man kann sich Heutiges lebendig. Vor zwölf Jahren wurde es geschrieben, und
Fräulein Pünkösdy noch Herr Maierhofer, der mit tur¬
Enandersetzen, das den Bogen= vor zwölf Jahren, ehe Krieg war, schilderte Schnitzler voraus¬
bulenter Drastik sich des Wachshuber bemächtigt hat und der fein
nnennbar. Es ist schwingende ahnend, mit dem zweiten Gesicht begabt, Kriegsstimmungen von
zurechtgestrichelte Arzt des Herrn Schmöle Glanzpunkt der Auf¬
von Menschen, Landschaften, heute; erschaute den echten und den falschen militaristischen Geist;
führung, damals wie heute, ist Frau Wohlgemuth, ein wunder¬
von farbigen Prospekten und das Heldentum und den Mitläufer; den ins Elend geratenen,
voll leuchtendes Frauenbild, die Herzogin mit den aristokratischen
lästig gewordenen Invaliden; die Hungerstimmung; den
kanntes, Verwandtes, Emp¬
Mörderhänden; Hoheit mit soignierter Grausamkeit verbindend;
alles zusammengehört, nicht Charakterwandel; die Resignation. Alles ist angetönt
weiter: die Mutter der Frau Bleibtreu, ergreifend in ihrer¬
sammensassendes: eine Stadt, nicht als Tendenz, als Zustandsschilderung, als Arabeske —
Zerquältheit; der Neunzigjährige des Herrn Straßni. Nebenher ist
zu einem Zeitbild. Dieses Stück, mit siebzig Personen
auch manches Unausgearbeitete in der Darstellung der vielen
bevölkert, ist zugleich eine Heerschau über alle Schnitzlerschen
sechzigsten Geburtstag. Das
anderen Figuren, manches flüchtig Hingetupfte statt Umrissen.
Gestalten. Man trifft sie wieder: den Anatol und das süße
Mann geworden wäre. Aber
Aber das Festlichste war der Anlaß: der Geburtstag Artur
Mädel, die Jugend mit ihren Hoffnungen, ihren Freuden und
in letztes Buch zu lesen, und
Schnitzleis Man war gekommen, um den Dichter persönlich zu
Schmerzen, den Tod, die Liebe, den Walzer, die Menschen mit
im Anfang war: Blüte und
feiern, und war enttäuscht. ihn nicht zu sehen. Der Beifall schwoll
den gefaßten und anerzogenen Gefühlen. Die Melodie ist etwas
mächtig an, hiekt ganze Zwischenakte durch. Es war der stürmische.
lärmender instrumentiert, aber sie dringt klar durch.
aben, daß er zu Jahren ge¬
Gruß an Einen, der ins Bewußtsein einer Stadt ein¬
„Der junge Medardus“ war einmal das, was man eine
gedrungen ist und auch in Zukunst ihr unverlierbarer Besitz
1 Glanzaufführung des Burgtheaters nennt. Sie ist noch heute, in bleiben wird.
4%
2
box 27/3
in Mesopotamien kämpfenden bewerb im Sommer 1914 in Wurnemunde wurden auch oirener wieder vernehmungsfähig sein wird, damit der Pr#g##
entent e ten en e en erser en er e er erere r
on.
und das Burgtheater schreiben. Es hätte einige unerfreuliche gewisse innere Schliff und manche charakteristische Linienführung.
Seiten. Man könnte von Vernachlässigung, könnte von mancher Es ist wo ein wienerischer Hauch verloren gegangen. Wer er¬
Kränkung und mancher Lieblosigkeit sprechen, nebenbei natürlich innert sich nicht, an den blinden Herzog von Valois Ernst Hart¬
ter.
auch von manchem Glanz. Der Sinn, die naturgewachsene Tradition
manns! Ein unvergeßlicher Eindruck. Da war Hoheit,
Medardus“ von Artur
des Burgtheaters verweist immer auf Schnitzler. Er erfüllt diesen vollendetes Edelmannstum, Orgelton, Schicksal. Jetzt spielt
er.
Sinn und diese Tradition wie keiner seit Grillparzer mehr. Es Herr Reimers die Rolle. Er spielt sie gut, vornehm
ist sein künstlerisches Vaterhaus, dem er freilich mehr gegeben hat,
nur im Entscheidenden ist irgendein ungelöster Rest. Um den
obson.
als er von ihm empfing.
jungen Medardus müht sich Herr Schott mit der schönen
en. Artur Schnitzler feiert
Redlichkeit, die er immer bereit hat. Der Zwillingsbruder Hamlets,
Nun hat man ihm, wie es rechtens war, einen Geburts¬
tons grüßen ihn, beschreiben
ins Wienerische transponiert, trifft bei ihm weniger auf die
tagstisch bereitet. Man spielt den „Jungen Medardus“ wieder,
Eistigen und seelischen Re¬
Melancholien und Zweifel eines Helden, der seine Tat tun will,
das umfangreichste, figuren= und bilderreichste aller Schnitzlerschen
diges, Verbindliches, Hul¬
als auf die Improvisationen eines Entschlußlosen, der von Liebes¬
Stücke. Es ist weniger problematisch als bunt, scheint auch nicht
Keutnant Gusil, Herr von
gedanken abgelenkt wird. Es fehlen ihm die seelischen Uebergänge.
so sehr den Schnitzlerschen Ausdruck zu geben, wie irgendein
Enspiele, Märchen, Traum,
Er zeigt mehr Kampfstellung als Kampf. Auch Herr Romberg
anderes. Aber je mehr man hineinhorchte, desto stärker erklingt
dieser Komödie der Worte
als Etzelt hat mehr schauspielerische Blässe als diesem Charakter
die eigene Melodie. Es ergeht einem mit Schnitzlerschen Stücken
schaltet oft ein: Wie treffend!
förderlich, und bei Herrn Paulsen, der heute für Balajthy den
jetzt fast immer so; je weiter entfernt sie scheinen, um so näher
angelangt ist, empfindet
Escheitäscher spielt, ist wohl alle Geradheit und stille Verhaltenheit
kommen sie einem. Es scheint, als ob sie den Gedanken und
ich keine Erklärung findet.
korrekt ausgedrückt, nur nicht das bürgerlich Erdhafte des
seelischen Stimmungen von morgen vorausgeeilt wären.
Band eines Schnitzlerschen
wienerischen Sattlermeisters. Er rückt dadurch ein bißchen in den
So ist es, seltsamerweise, auch mit dem „Jungen Medardus“
wird man von einer Melodie
Hintergrund. Neu ist auch Herr Aslan, der Haltung und französische
der dramatischen Historie von gestern. Ueber die theatermäßige
ar macht, warum Schnitzler
Geste für den Marquis von Valois mitbringt, und neu ist neben dem
Anekdote und das Zeitkolorit hinweg wird in diesem Werk etwas
st. Er spielt seine Melodie
zierlich huschenden Fräulein Seidler und dem etwas gleichgültigen
beschreiben. Man kann sich Heutiges lebendig. Vor zwölf Jahren wurde es geschrieben, und
Fräulein Pünkösdy noch Herr Maierhofer, der mit tur¬
Enandersetzen, das den Bogen= vor zwölf Jahren, ehe Krieg war, schilderte Schnitzler voraus¬
bulenter Drastik sich des Wachshuber bemächtigt hat und der fein
nnennbar. Es ist schwingende ahnend, mit dem zweiten Gesicht begabt, Kriegsstimmungen von
zurechtgestrichelte Arzt des Herrn Schmöle Glanzpunkt der Auf¬
von Menschen, Landschaften, heute; erschaute den echten und den falschen militaristischen Geist;
führung, damals wie heute, ist Frau Wohlgemuth, ein wunder¬
von farbigen Prospekten und das Heldentum und den Mitläufer; den ins Elend geratenen,
voll leuchtendes Frauenbild, die Herzogin mit den aristokratischen
lästig gewordenen Invaliden; die Hungerstimmung; den
kanntes, Verwandtes, Emp¬
Mörderhänden; Hoheit mit soignierter Grausamkeit verbindend;
alles zusammengehört, nicht Charakterwandel; die Resignation. Alles ist angetönt
weiter: die Mutter der Frau Bleibtreu, ergreifend in ihrer¬
sammensassendes: eine Stadt, nicht als Tendenz, als Zustandsschilderung, als Arabeske —
Zerquältheit; der Neunzigjährige des Herrn Straßni. Nebenher ist
zu einem Zeitbild. Dieses Stück, mit siebzig Personen
auch manches Unausgearbeitete in der Darstellung der vielen
bevölkert, ist zugleich eine Heerschau über alle Schnitzlerschen
sechzigsten Geburtstag. Das
anderen Figuren, manches flüchtig Hingetupfte statt Umrissen.
Gestalten. Man trifft sie wieder: den Anatol und das süße
Mann geworden wäre. Aber
Aber das Festlichste war der Anlaß: der Geburtstag Artur
Mädel, die Jugend mit ihren Hoffnungen, ihren Freuden und
in letztes Buch zu lesen, und
Schnitzleis Man war gekommen, um den Dichter persönlich zu
Schmerzen, den Tod, die Liebe, den Walzer, die Menschen mit
im Anfang war: Blüte und
feiern, und war enttäuscht. ihn nicht zu sehen. Der Beifall schwoll
den gefaßten und anerzogenen Gefühlen. Die Melodie ist etwas
mächtig an, hiekt ganze Zwischenakte durch. Es war der stürmische.
lärmender instrumentiert, aber sie dringt klar durch.
aben, daß er zu Jahren ge¬
Gruß an Einen, der ins Bewußtsein einer Stadt ein¬
„Der junge Medardus“ war einmal das, was man eine
gedrungen ist und auch in Zukunst ihr unverlierbarer Besitz
1 Glanzaufführung des Burgtheaters nennt. Sie ist noch heute, in bleiben wird.
4%
2