II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 601

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22. Derjunge Medardas
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leidige In= sich diesmal aber gründlich verrechnet und
den auf die Straße Gesetzten irgendeine Unter¬
lichsbank hat geht jetzt mit Bangen der für den 18. Mai
Wiener Warenbörse.
stützung zu zahlen, ganz gegen den eigenen
mals mehrl. J. einberufenen außerordentlichen General¬
Zum öffentlichen Verkauf gelangt morgen Willen lediglich auf die Arbeitslosenunter¬
Papiergeld versammlung entgegen, denn man weiß noch um 10 Uhr ein Waggon Hanf.
stützung angewiesen.
us.
von der Schwelle des ihm anvertrauten! Einzelschicksals, enthüllt sich österreichi= ger Schönheit einen unverlöschbaren Ein¬
Hauses fortwies. Und es war eines der scher Menschenwert und österreichische druck gibt. Dann noch, wenn ich nicht
Schnitzler.
dümmsten Worte, das sich über den Erbärmlichkeit. Es zeigt sich jetzt, da dieses
irre, die Nerina der Frau Retty, die mit
„Jungen Medardus“ sagen ließ. Nur Stück nach mehr als zehn Jahren wieder
geistreicher Feinheit einen Abglanz der
einem orthodoxen, vor der phantastischen auf die Bühne gelangt, daß es Lebens¬
Rokoko=Zofin festhält.
hreife sind Bilderfülle einer „dramatischen Historie“ kraft für eine lange, für eine sehr lange
Neu: Der Mebärdus des Herrn
die beson= ratlos entsetzten Naturalisten konnte Zukunft in sich birgt.
das Wesen dieses Wort entschlüpfen.
Schott. Er ist mit der Rolle offenbar
Es zeigt sich ferner auch, daß eine un¬
asind in
noch nicht ganz fertig. Er muß deut¬
Als dann Alfred Freiherr v. Bergers trennbare Einheit dieses Stück und das licher werden, sicherer in der Linie, ver¬
n Wiener
ins Burgtheater kam, führte er den Burgtheater verbindet. Wie der Stoff zu ständlicher auch in der Gebärde, die jetzt
dacht, voll
„Jungen Medardus“ auf. In dieser un= diesem Werk aus der österreichischen Erde
noch zerrissen ist, und er wird dann mit
ßer Zärt= vergeßlichen Vorstellung, in der Ernst empfangen wurde, wird das Werk für
fe jungen
seiner Gabe zu ehrlichem Wahnsinn und
Hartmann den alten Herzog=Präten= das Burgtheater komponiert, aufgebaut
zu wahnsinniger Ehrlicheit ein vortreff¬
Süße des denten zum Vorbild echter Majestät er¬
und geschrieben. Man kann sagen, das
licher Medardus sein. Ferner der Eschen¬
nung des hob, in der Balajthy mit dem Eschen¬
Burgtheater hat inspirierend selber an
bacher des Herrn Paulsen. Vielleicht ist
berwachen bacher eine Prachtgestalt bürgerlichen
diesem Stück mitgearbeitet. Keine andre
auch Herr Paulsen mit seiner Rolle noch
Hut vor Heldentums schuf, und die Wohlgemuth Bühne wäre imstande, den „jungen Me¬
würdigen
nicht fertig. Er blieb mit dieser Gestalt
als Helene v. Valois künstlerisch entdeckt dardus“ so zu spielen, wie er am Burg¬
die tragi¬
in einem farblosen Grau. Farblos wirkt
wurde, kehrte das Burgtheater gleichsam theater gespielt wird.
n, heiteres
auch Herr Romberg, der für den gemüt¬
wieder zu sich selbst zurück.
benteuern
Das bliebe auch dann noch wahr, vollen Etzelt nie den rechten Herzenston
Jetzt hat Anton Wildgans dieses Werk wenn die Einzelleistungen weniger gut
finden wird. Als Anna ist Frau Seidler
fen Sinn ausgewählt, um Schnitzlers sechzigsten wären. Auch dann noch wäre der Ge¬
Da ist das
einfach reizend. Man kann diese rührend
Geburtstag zu feiern. Seit wir diese samtton, wäre der Glanz, der alle diese
Ausholende
einfache Mädchengestalt gar nicht besser,
„dramatische Historie“, nicht gesehen fünfzehn Bilder überschimmert, etwas
der Szene,
gar nicht poetischer spielen. Ausgezeichnet
haben, sind mehr als zehn Jahre ver¬ Einziges.
sten Ent¬
in seiner großen und eigentlich naiven
gangen und wir häben unterdessen so
Von der ersten Besetzung ist ja heute,
in großes,
Vornehmheit Herr Reimers als Herzog
manche dramatische Historie selber mit= nach zehn Jahren, nicht mehr so sehr viel von Valois. Neben ihm, sehr wirksam,
Abbild
erlebt, selber mit erlitten. Es zeigt sich, das übrig, aber doch noch manches Wichtige.
Frau Kallina als Herzogin, Herr Siebert
Pandschaft, Schnitzlers Werk in diesen zehn Jahren Vor allem Frau Bleibtreu, die als Mutter
als Desolteux. Ein wenig steif, aber gut
mengefaßt jünger geworden ist und lebendiger. Als
Klähr ebenso viel menschliche Einfachheit
repräsentierend Herr Höbling als Ge¬
den Griff hätte es das Blut dieser zehn Jahre in sich
als seelischen Reichtum entfaltet. Dann
neral Rapp.
gezogen, pocht nun in diesem Werk der
die Agathe der Frau Medelsky, die er¬
Langsam gingen die Schönheiten und
hat Paul fiebernde Puls unsrer Zeit. Alle Zu= schütternd wirkt. Dann der uralte Herr,
Tiefen des Werkes dem Publikum auf,
liebens¬
sammenhänge treten deutlicher hervor. den Herr Straßny mit seiner fahlen Ein¬
langsam begann der Zauber dieser Vor¬
und hat Was hier poetisch gestaltete Vergangen= dringlichkeit zeichnet, mit jener Kraft, die
stellung als ein Erlebnis zu wirken.
der vielen, heit ist, dramatifierte Geschichte, erscheint der äußersten Blässe so viel Plastik zu
Langsam gerieten die Leute in festliche
mit denen jetzt fast wie Prophetentum. Furchtbar geben vermag. Ferner die Helene von
Stimmung. Dann aber waren alle
rs gerade begreiflich enthullt sich das Walten der Valois der Frau Wohlgemuth, die an
Zwischenakte durchrauscht von Applaus.
en Stücke rücksichtslosen Gewalt, die Ohnmacht des schauspielerischer Vollendung und adeli¬
Felix Salten.
im Tuchhaus
PASCHKUST & CRUnnor

Sr.

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002 nur Wien, 1. Bezirk, Franz Josef-Kal Nr. 39
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erstklossiger Qualität
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