22. Derjunge Medandus
Perliner Illgemeine Leitung
1 7. Mal 1925
einen Wiener Fim sieht man im U. T. Kur¬
fürstendamm. „Der junge Medar¬
dus“ ist nach dem gleichnamigen historischen
Drama Arthur Schnitzlers gemacht. Die roman¬
tische Geschichte aus den napoleonischen Zeiten
ergab einen hübschen Vorwurf für den Regisseur
Michael Kertész, der daraus einen publikums¬
wirksumen Film machte. Das Milien: Wien und
Schönbrunn im Jahre 1809 ist ausgezeichnet ge¬
schildert. Schauspielerisch steht der Darsteller
der Titelrolle Michckel Bärkonyj im Vordergrund,
ein begabter Darsteller jugendlicher Helden.
Seine Partnerin, die Gräfin Agnes Esterhäzy,
ist für die Rolle der politisch ehrgeizigen Frau
nicht ganz ausreichend. Gut der Darsteller des
Napoleon Michael Kantho. Wenn auch die Zeit
der historischen Filme vorüber ist (dieser hier ist
auch nicht mehr ganz neu), so wird der Film
durch das interessante Milien und Thema sein
Publikum finden.
Berliner Morgenpost
17. Mal 1925
„Der junge Medalkus.
Arthur Schnitzlers historisches Drama aus der
napoleonischen, däs auf den Brettern kein
besonderes Glück hatte, ist auf der Leinwand
Lauferstanden und wurde im U. T Kur¬
fürsten damm vorgeführt. Das etwas zer¬
fließende Werk Schnitzlers, in dem die Einzel¬
schicksale nur zu oft in Massenszenen verloren
gehen, wurde von Ladislaus Vajda für den
Film geschickt bearbeitet. Vaida hält sich ziemlich
an sein Vorbild; Figuren, Motive und Milien
sind ohne nennenswerte Aenderungen beibehal¬
ten. Der Film stammt aus der Epoche der histo¬
rischan Filmmode, er liegt schon zwei bis drei
Jahre fertig. Das muß man bei der Beurtei¬
lung berücksichtigen.
Der Regisseur Michael Kertéz, der nur zu
gern Massenszenen arrangiert (obwohl er in stil¬
leren Spielfilmen stärker ist), konnte sich in den
zohlreichen Schlachtenbildern ausleben. Diese
sind aber trotz schneidiger Attacken und mäch¬
tigem Puld ##mmpf eher historische Wondgemälde
als Film. In den andern, den Wiener und
Schönbrunner Massenszenen, ist viel mehr Leben
und Farbe. Mit riesigen, geschwackvollen Bau¬
ten zeigt man das Wien vön 1809, im Hinter¬
grund die Karlskirche, wobei die Bauten echter
wirken #le die echten Schönbrunner Aufnohmen.
Die Titelrolle gab Michael Barkonyi. Der
feurige Jüngling, der wider Willen der Lebens¬
retter Rapoleons wurde, gelang ihm, bie auf
einige ontrierte Szenen, ausgezeichnet. Michael
Xantho als Rapoleon war in der Haltung der
historischen Figur öhnlicher als in den Gesichts¬
zügen, schaus ielerisch aber die beste Leistung des
Filme. Die Fomilie Valois ist weniger gelun¬
gen dar#estellt. Den alten blinden Valofs gab
Ludwig Réthey konventionell. den Marquis Fer¬
dinand Onno mit Theater=Intriganten=Routine
und die Seldin des Filme, die Prinzessin Helene
Gräfin Esterhözy, äußerlich merkwürdia ungleich
(wie überhaupt die ganze Phatograuhie) inner¬
lich unbeteiligt Ihr fehlt die Ueberlegenheit
dieser Fiaur, die frauerhafte, wie auch die poli¬
tische. Nein, diese hülsche kleine Bürgerin hätte
niemals Rupsleon getötet, um selbst auf den
Thron zu kommen. — Die Aufnahme bei der
K. Gl.
Premiere wal garm.
box 27/3
Berliner Tageblatt
24. Mai 1#
L. H. „Der junge Medarous“ im u. T.
Kurfürstendamm. Dieser Film hat zum Thema
Arthur Schnitzlers gleichnamiges Drama.
Inwieweit Schnitzler d
den gelitten hat,
wäre eine gute. Doltorarbeit für Philologen. Daß,
aus dem Theaterspiel ein solider Durchschnitts¬
film geworden ist, daß das Niveau in der Regie
(Kertesz) der Massenszenen und daß die Stimmung
im Ton der mimischen Draloge gewahrt ist, hebt
den Film. Daß die Gräfin Esterhazy nur durch
den Ueberreichtum ihrer Rolle auch gute Szenen
hat, ist allerdings so wenig zu verleugnen wie,
daß der Medardus (Vaskony) ein ehrlicher Bild¬
spieler ist. Also unbedingt ein positiver Film.
Perliner Illgemeine Leitung
1 7. Mal 1925
einen Wiener Fim sieht man im U. T. Kur¬
fürstendamm. „Der junge Medar¬
dus“ ist nach dem gleichnamigen historischen
Drama Arthur Schnitzlers gemacht. Die roman¬
tische Geschichte aus den napoleonischen Zeiten
ergab einen hübschen Vorwurf für den Regisseur
Michael Kertész, der daraus einen publikums¬
wirksumen Film machte. Das Milien: Wien und
Schönbrunn im Jahre 1809 ist ausgezeichnet ge¬
schildert. Schauspielerisch steht der Darsteller
der Titelrolle Michckel Bärkonyj im Vordergrund,
ein begabter Darsteller jugendlicher Helden.
Seine Partnerin, die Gräfin Agnes Esterhäzy,
ist für die Rolle der politisch ehrgeizigen Frau
nicht ganz ausreichend. Gut der Darsteller des
Napoleon Michael Kantho. Wenn auch die Zeit
der historischen Filme vorüber ist (dieser hier ist
auch nicht mehr ganz neu), so wird der Film
durch das interessante Milien und Thema sein
Publikum finden.
Berliner Morgenpost
17. Mal 1925
„Der junge Medalkus.
Arthur Schnitzlers historisches Drama aus der
napoleonischen, däs auf den Brettern kein
besonderes Glück hatte, ist auf der Leinwand
Lauferstanden und wurde im U. T Kur¬
fürsten damm vorgeführt. Das etwas zer¬
fließende Werk Schnitzlers, in dem die Einzel¬
schicksale nur zu oft in Massenszenen verloren
gehen, wurde von Ladislaus Vajda für den
Film geschickt bearbeitet. Vaida hält sich ziemlich
an sein Vorbild; Figuren, Motive und Milien
sind ohne nennenswerte Aenderungen beibehal¬
ten. Der Film stammt aus der Epoche der histo¬
rischan Filmmode, er liegt schon zwei bis drei
Jahre fertig. Das muß man bei der Beurtei¬
lung berücksichtigen.
Der Regisseur Michael Kertéz, der nur zu
gern Massenszenen arrangiert (obwohl er in stil¬
leren Spielfilmen stärker ist), konnte sich in den
zohlreichen Schlachtenbildern ausleben. Diese
sind aber trotz schneidiger Attacken und mäch¬
tigem Puld ##mmpf eher historische Wondgemälde
als Film. In den andern, den Wiener und
Schönbrunner Massenszenen, ist viel mehr Leben
und Farbe. Mit riesigen, geschwackvollen Bau¬
ten zeigt man das Wien vön 1809, im Hinter¬
grund die Karlskirche, wobei die Bauten echter
wirken #le die echten Schönbrunner Aufnohmen.
Die Titelrolle gab Michael Barkonyi. Der
feurige Jüngling, der wider Willen der Lebens¬
retter Rapoleons wurde, gelang ihm, bie auf
einige ontrierte Szenen, ausgezeichnet. Michael
Xantho als Rapoleon war in der Haltung der
historischen Figur öhnlicher als in den Gesichts¬
zügen, schaus ielerisch aber die beste Leistung des
Filme. Die Fomilie Valois ist weniger gelun¬
gen dar#estellt. Den alten blinden Valofs gab
Ludwig Réthey konventionell. den Marquis Fer¬
dinand Onno mit Theater=Intriganten=Routine
und die Seldin des Filme, die Prinzessin Helene
Gräfin Esterhözy, äußerlich merkwürdia ungleich
(wie überhaupt die ganze Phatograuhie) inner¬
lich unbeteiligt Ihr fehlt die Ueberlegenheit
dieser Fiaur, die frauerhafte, wie auch die poli¬
tische. Nein, diese hülsche kleine Bürgerin hätte
niemals Rupsleon getötet, um selbst auf den
Thron zu kommen. — Die Aufnahme bei der
K. Gl.
Premiere wal garm.
box 27/3
Berliner Tageblatt
24. Mai 1#
L. H. „Der junge Medarous“ im u. T.
Kurfürstendamm. Dieser Film hat zum Thema
Arthur Schnitzlers gleichnamiges Drama.
Inwieweit Schnitzler d
den gelitten hat,
wäre eine gute. Doltorarbeit für Philologen. Daß,
aus dem Theaterspiel ein solider Durchschnitts¬
film geworden ist, daß das Niveau in der Regie
(Kertesz) der Massenszenen und daß die Stimmung
im Ton der mimischen Draloge gewahrt ist, hebt
den Film. Daß die Gräfin Esterhazy nur durch
den Ueberreichtum ihrer Rolle auch gute Szenen
hat, ist allerdings so wenig zu verleugnen wie,
daß der Medardus (Vaskony) ein ehrlicher Bild¬
spieler ist. Also unbedingt ein positiver Film.