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22 Ddaraus
deren? Dieses Nichtwissen voneinander ist bisher immer geschmähten Gatten, in „Die
das letzte Wissen. Menschen gehen unerkannt[Gleitenden“ der Hinweis: heute bist
aneinander vorbei, verstehen sich nicht, nie, du noch eisersüchtig auf etwas und morgen
nicht einmal in der ersehntesten Umarmung. treibt dich schon selbst etwas fort, etwas in
Da stirbt ein Künstler am „Nein“ einer dir, wer weiß es? — während „Die Mör¬
Frau, die einem anderen gehört. Da locktsderin“ die Dinge kräftiger anpackt und in
den leicht= und seichtlebigen Gatten dieser „Halb zwei“ der Ausgang einer Liebes¬
Frau das weite Land, ein Abenteuer, das szene dargestellt wird, die Leere nach dem
Versprechen eines Genusses, eine Braut Besitz, das Ausgebranntsein und das Über¬
seines Freundes; da verfällt die betrogene flüssige jedes Gesprächs. Und diese Bilder
Frau einem blutjungen Fähnrich, und dassind alle von meisterhafter Hand gezeichnet:
will der enttäuscht zurückkehrende Gatte durch deutlich, doch mild und das Heikle der Hand¬
ein Duell Ordnung machen, sein Besitzrechtlungen sanft glättend. Vorzüglich wirkten in
„OBSERVER
beweisen, obwohl es ihm nur um den äuße=ihnen, Kramer, Olden, Schweikart, Schaf¬
I. österr. behördl. konzessioniertes
ren Schein zu tun ist. Aber das weite Land? heitlin, Grieg, Sibylle Vinder, Lola Chlud
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Noch immer gibt es keine genaue Landkarte, und Helene Lauterböck. Die Regie führte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
keinen Atlas. (Man nähme denn ein Buch Heinrich Schnitzler, der Sohn des Dichters.
TELEPHON R-23-0-43
von Professor Freud...) Es ist ein Urwald, Er führte sie auch in „Liebe — un¬
ein undurchdringliches Dickicht, in dem manmodern“ von Wilhelm Sterk im Rai¬
sich nicht zurechtfindet. Es ist schuld an allem mundtheater, in dem ein sachlicher Genekäl¬
Ausschnitt aus:
Elend und aller Tragikomik auf Erden. direktor als Liebesskeptiker gezeigt wird, der
Freie Stimnen, Klegenf
So deutet es Schnitzler und man darf es die Frauen sozusagen ohne alle Romantik
12.5.1932
ihm glauben; man weiß es aus der Erfah= konsumiert, schließlich aber doch in wahrer
rung des eigenen Herzens. Seinem Geist Liebe seiner Privatsekretärin erliegt. Aus¬
vom:
dienten besonders die Damen Darvas, Wese gezeichnet dabei Frau Chlud und die Herren
sely, Terwin=Moissi und die Herren Edt=Olden und Schweifart.
hofer, Jaray und Delius.
Wiener Theaterbrief.
Und was verkündet der Dichter in seinen
Einaktern. Nichts anderes. Jedes Dramolet
u Strutz#ethält menschlich Unterirdisches, Wehmut,
Zum Gedenken an Artur Schnitzlersaufzuckenden Schmerz, Sehnsucht, verstanden
brachte das JosefstädteTra=zu werden, und dagegen die eigene Unver¬
gikomödie Ds meite Land“ herauslständigkeit dem anderen gegenüber. Und
und das Deutsche Volkstheater einige nach= dies alles in einer behutsamen Feinheit dar¬
gelassene Einakter. „Das weite Land“ das gebracht. In „Anatols Größen¬
ist das unbegrenzte Land der Seele, dieses wahn“ das Zurückschauen auf ein Erleb¬
reiche und letzten Endes doch undefinierbaref nis, eine Verkomplizierung der Gefühle für
Reich der Seele, in dem das Zwielicht scheint die Frauen, eine eitle Mannes=Selbst=#
und rätselhafte Zwischentöne. Halbstufen betrachtung, in Eine überspannte
des Gefühls, leise Gesänge begleiten. Wer Person“ der Rückzug des Geliebten von
kennt die Wege, Pfade und Straßen dieses der Freundin, weil die Beziehung Folgen
Landes? Wer kennt sich selbst? Wer den an= hat, und das Schildern der Vorzüge ihres
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deren? Dieses Nichtwissen voneinander ist bisher immer geschmähten Gatten, in „Die
das letzte Wissen. Menschen gehen unerkannt[Gleitenden“ der Hinweis: heute bist
aneinander vorbei, verstehen sich nicht, nie, du noch eisersüchtig auf etwas und morgen
nicht einmal in der ersehntesten Umarmung. treibt dich schon selbst etwas fort, etwas in
Da stirbt ein Künstler am „Nein“ einer dir, wer weiß es? — während „Die Mör¬
Frau, die einem anderen gehört. Da locktsderin“ die Dinge kräftiger anpackt und in
den leicht= und seichtlebigen Gatten dieser „Halb zwei“ der Ausgang einer Liebes¬
Frau das weite Land, ein Abenteuer, das szene dargestellt wird, die Leere nach dem
Versprechen eines Genusses, eine Braut Besitz, das Ausgebranntsein und das Über¬
seines Freundes; da verfällt die betrogene flüssige jedes Gesprächs. Und diese Bilder
Frau einem blutjungen Fähnrich, und dassind alle von meisterhafter Hand gezeichnet:
will der enttäuscht zurückkehrende Gatte durch deutlich, doch mild und das Heikle der Hand¬
ein Duell Ordnung machen, sein Besitzrechtlungen sanft glättend. Vorzüglich wirkten in
„OBSERVER
beweisen, obwohl es ihm nur um den äuße=ihnen, Kramer, Olden, Schweikart, Schaf¬
I. österr. behördl. konzessioniertes
ren Schein zu tun ist. Aber das weite Land? heitlin, Grieg, Sibylle Vinder, Lola Chlud
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Noch immer gibt es keine genaue Landkarte, und Helene Lauterböck. Die Regie führte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
keinen Atlas. (Man nähme denn ein Buch Heinrich Schnitzler, der Sohn des Dichters.
TELEPHON R-23-0-43
von Professor Freud...) Es ist ein Urwald, Er führte sie auch in „Liebe — un¬
ein undurchdringliches Dickicht, in dem manmodern“ von Wilhelm Sterk im Rai¬
sich nicht zurechtfindet. Es ist schuld an allem mundtheater, in dem ein sachlicher Genekäl¬
Ausschnitt aus:
Elend und aller Tragikomik auf Erden. direktor als Liebesskeptiker gezeigt wird, der
Freie Stimnen, Klegenf
So deutet es Schnitzler und man darf es die Frauen sozusagen ohne alle Romantik
12.5.1932
ihm glauben; man weiß es aus der Erfah= konsumiert, schließlich aber doch in wahrer
rung des eigenen Herzens. Seinem Geist Liebe seiner Privatsekretärin erliegt. Aus¬
vom:
dienten besonders die Damen Darvas, Wese gezeichnet dabei Frau Chlud und die Herren
sely, Terwin=Moissi und die Herren Edt=Olden und Schweifart.
hofer, Jaray und Delius.
Wiener Theaterbrief.
Und was verkündet der Dichter in seinen
Einaktern. Nichts anderes. Jedes Dramolet
u Strutz#ethält menschlich Unterirdisches, Wehmut,
Zum Gedenken an Artur Schnitzlersaufzuckenden Schmerz, Sehnsucht, verstanden
brachte das JosefstädteTra=zu werden, und dagegen die eigene Unver¬
gikomödie Ds meite Land“ herauslständigkeit dem anderen gegenüber. Und
und das Deutsche Volkstheater einige nach= dies alles in einer behutsamen Feinheit dar¬
gelassene Einakter. „Das weite Land“ das gebracht. In „Anatols Größen¬
ist das unbegrenzte Land der Seele, dieses wahn“ das Zurückschauen auf ein Erleb¬
reiche und letzten Endes doch undefinierbaref nis, eine Verkomplizierung der Gefühle für
Reich der Seele, in dem das Zwielicht scheint die Frauen, eine eitle Mannes=Selbst=#
und rätselhafte Zwischentöne. Halbstufen betrachtung, in Eine überspannte
des Gefühls, leise Gesänge begleiten. Wer Person“ der Rückzug des Geliebten von
kennt die Wege, Pfade und Straßen dieses der Freundin, weil die Beziehung Folgen
Landes? Wer kennt sich selbst? Wer den an= hat, und das Schildern der Vorzüge ihres