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22. Der junge dardus
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gödie des Neunerjahres war, was heute noch die Tragödie Öster¬
reichs ist — die Geschichte von den allzuvielen, allzuraschen Be¬
geisterungen und der gar so kleinen Tatkraft.
Medardus Klähr ist einer von den ganz Jungen, durch deren
Köpfe etwas braust, das wie Vaterlandsliebe tönt, aber nur tönt,
denn im Grunde ist es Rauflust, dieselbe Rauflust, die die Studen¬
ten zu den Fahnen der Bürgerwehr treibt. In ihnen bricht alles
das los, was viele Menschenalter lang in dem ganzen Volk durch
eine despotische, tyrannische Polizeigewalt niedergedrückt wurde.
Jetzt dürfen sie sich gegen einen von den Freiheitsmördern wenden,
und weil es gerade der Napoleon ist, sterben sie für ihr Vaterland
Österreich.
Die Studenten, Medardus Klähr unter ihnen, sitzen in einer¬
Schenke drunten in den Donauauen, am Abend vor dem Ausziehen
in den wilden Krieg. Ein paar von den alten süßen Wiener Mä¬
deln sind auch noch dabei, aber die verschwinden bald, denn für sie
ist kein Platz mehr in dieser harten Zeit. Und wie in den jungen
Herzen die Begeisterung brennt, morgen in die Schlacht zu ziehen,
zu sterben für Wien und für Österreich, und alle im Banne einer
großen Sache stehen, gehn draußen in den Auen zwei in einen kleinen Lie¬
bestod. Ein Prinz von Valois, Thronprätendent der alten französi¬
schen Königskrone, und des Medardus Schwester, ein Bürgermädel.
Man bringt die zwei Toten herein. An ihrer Bahre siegt die Ver¬
zweiflung in der innersten Seele des Medardus über das, was ihn
früher in den Krieg trieb. Er bleibt daheim, denn für ihn gibt es
hier noch etwas zu tun, — seine Schwester zu rächen.
Hier endet das Vorspiel und nun setzt die Tragödie ein.
Die Wiener sollen ihr Vaterland befreien, aber es kommt nicht
so weit, Medardus soll Rache nehmen für seine Schwester und
kommt nicht so weit. Draußen, am Friedhof, legt Helene, die Schwe¬
ster des Prinzen, Rosen auf das Grab, in dem die zwei Toten lie¬
gen. Medardus weist die Blumen zurück, denn in der Grube liegt
auch die, deren Tod er rächen soll. Dieses Ungestüm des Medardus
will die Prinzessin für ihre ehrgeizigen Pläue ausnützen, für ihren
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gödie des Neunerjahres war, was heute noch die Tragödie Öster¬
reichs ist — die Geschichte von den allzuvielen, allzuraschen Be¬
geisterungen und der gar so kleinen Tatkraft.
Medardus Klähr ist einer von den ganz Jungen, durch deren
Köpfe etwas braust, das wie Vaterlandsliebe tönt, aber nur tönt,
denn im Grunde ist es Rauflust, dieselbe Rauflust, die die Studen¬
ten zu den Fahnen der Bürgerwehr treibt. In ihnen bricht alles
das los, was viele Menschenalter lang in dem ganzen Volk durch
eine despotische, tyrannische Polizeigewalt niedergedrückt wurde.
Jetzt dürfen sie sich gegen einen von den Freiheitsmördern wenden,
und weil es gerade der Napoleon ist, sterben sie für ihr Vaterland
Österreich.
Die Studenten, Medardus Klähr unter ihnen, sitzen in einer¬
Schenke drunten in den Donauauen, am Abend vor dem Ausziehen
in den wilden Krieg. Ein paar von den alten süßen Wiener Mä¬
deln sind auch noch dabei, aber die verschwinden bald, denn für sie
ist kein Platz mehr in dieser harten Zeit. Und wie in den jungen
Herzen die Begeisterung brennt, morgen in die Schlacht zu ziehen,
zu sterben für Wien und für Österreich, und alle im Banne einer
großen Sache stehen, gehn draußen in den Auen zwei in einen kleinen Lie¬
bestod. Ein Prinz von Valois, Thronprätendent der alten französi¬
schen Königskrone, und des Medardus Schwester, ein Bürgermädel.
Man bringt die zwei Toten herein. An ihrer Bahre siegt die Ver¬
zweiflung in der innersten Seele des Medardus über das, was ihn
früher in den Krieg trieb. Er bleibt daheim, denn für ihn gibt es
hier noch etwas zu tun, — seine Schwester zu rächen.
Hier endet das Vorspiel und nun setzt die Tragödie ein.
Die Wiener sollen ihr Vaterland befreien, aber es kommt nicht
so weit, Medardus soll Rache nehmen für seine Schwester und
kommt nicht so weit. Draußen, am Friedhof, legt Helene, die Schwe¬
ster des Prinzen, Rosen auf das Grab, in dem die zwei Toten lie¬
gen. Medardus weist die Blumen zurück, denn in der Grube liegt
auch die, deren Tod er rächen soll. Dieses Ungestüm des Medardus
will die Prinzessin für ihre ehrgeizigen Pläue ausnützen, für ihren
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