II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 648

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22. Der junge dardus
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ein gedungener Mörder wurde im Solde der Valois ... Und
das machte meinen Arm lahm und meinen Dolch stumpf und mei¬
nen Willen greisenmatt. Und darum wird Bonaparte ungekränkt von
hinnen ziehn. Der Hand, die ausersehen war, die Tat zu vollbrin¬
gen, ward sie entwunden und sank in den Kot!“
Sein Geschick treibt den Medardus, eine Tat zu tun, für die
er zu klein ist. Draußen vor der Schloßtreppe zu Schönbrunn un¬
#ter vielem Volk steht Medard, während oben Napoleon den öster¬
reichischen Generälen den Frieden diktiert. Medardus hat sich noch
einmal aufgemacht, seine Befreiungstat zu vollbringen. Da erfährt
er von seinem Freunde Etzelt von einem Gerücht, das Helene zur
Geliebten Napoleons macht. In seiner aufschäumenden Verzweiflung
ersticht er die Prinzessin, die eben die Treppe des Schönbrunner
Schlosses hinansteigt.
Dadurch ist er jedoch, ohne es zu wollen, der Retter Napoleons
geworden. Im Gefängnis muß er erfahren, daß Helene zum Kaiser
ging, ihn zu ermorden. Medardus ist frei. Er aber weist jede Gnade
zurück. Wenn ihm die Prinzessin nicht in seinen Weg getreten wäre,
hätte er Napoleon erdolcht.
Vor den Gewehren der fremden Söldlinge stirbt Medardus:
„als dieses Krieges letzter und seltsamster Held“ einen Heldentod,
der seiner innersten Seele doch fremd war, denn „er war kaum ge¬
schaffen, anderes zu erleben als den Klang von Worten.“
„Gott wollte einen Helden aus ihm machen, aber der Lauf
der Dinge machte einen Narren aus ihm.“
Aber aus dem Klange dichterischer Worte allein werden keine
Helden geschaffen: eine Tragödie verlangt Helden, Menschen, die
größer sind als der Augenblick ihrer Tat. Doch dieser Medardus
ist menschlich klein. Den großen Geschehnissen ist er innerlich
fremd. Weil seine Schwester mit einem, den sie liebte, in den Tod
ging, zieht er nicht in den Krieg, und shon nach ein paar Tagen
hat er vergessen, warum er zurückgeblieten ist. Die heilige Zeit
zwischen seiner Rache und einem Heldento, für sein Vaterland ver¬
wendet er zu einem zärtlichen Liebesabenteuer mit der, an der er sich
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