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berunge dus
box 27/4
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
Dil
„UBSERP IR
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
24 8 1911.
S. =asschäffe. Porlin
Tom
KUNST
Dichtkunst Max Hochdorf
Dramen
Die dramatische Historse
Arthur Schnitzlers
Lessjungen MMedardus (Ber¬
lin, S. Fischer“ soll keine feste Tragödie
sein sondern ein Szenenzyklus, in dem
sich langsam das Todesschicksal eines
lyrischen Jünglings vollendet. In Wien
spielt alles, um 1800, als Napoléon in
Schönbrunn einzog, als die Bürgergarde
auf der Bastei kapitulierte, obwohl einige
sehr entschiedene Patrioten sterben oder
Napoléon stürzen wollten. Die Szenen
folgen kurz und locker auf einander. Doch
liegt in vielen eine so schöne Trauer¬
stimmung, Liebesstimmung und Roman¬
tik, daß die einzelnen Szenen im Theater
und im Buch reiche Wirkung hergeben.
Menschlichkeit und Leben können solche
Historien wohl zum Kunstwerk for¬
men, aber nicht ein welthistorisches Aper¬
gu allein. Der General Bonaparte nannte
Ernst Reimann ein historisches
Schauspiel /Berlin, S. Fischer/. Er war
in der Wahl des Titels unvorsichtiger als
Schnitzler, der nur dramatische Historie
schrieb. Er bringt eine ganze Reihe
Einzelszenen, alle interessant, mit Geist
gesehen, und von gewisser Perspektive.
Aber es entstcht kein Gesamtbild: dazu
reicht die Kraft des Dichters vorläufig
noch nicht.
—
e. Veorit. Penrie len e, den e e e e ee e e e
burg, Toronte.
Pecienangabe ohne Gewähr.
Ausschnitt am
ontags-Blatt (pubi. Blatt.), Hien
23M11911
vom:
—
Eleater-Kino.
Erstes Bild: Hartmann und Heine.
Szene: Das Buratheater. Man spielt Schnitzlers „Der
junge Medardus“ Hinter den Kulissen stehen Ernst Häkkmann
und Albert Heine.
Heine: „Ich muß manchmal ans Alt=werden denken.“
Hartmann (lachend): „Du? Was soll denn ich sagen?
Heine: „Es ist doch so. Mit den Husarenstücklein auf der
Bühne ist es nichts mehr. Es ist ein ganz merkwürdiges Gefühl,
wenn man sich sagen muß: Damit ists jetzt ein für allemal vor¬
bei.“
Hartmann (nachdenklich): „Gott, es ist wie so oft im
Leben: Die Natur hält nicht gleichen Schritt mit der inneren
Entwicklung des Menschen. Wenn das Leben uns in der höchsten
künstlerischen Reife trifft, dann fangen wir in der Regel an, den
physischen Niedergang zu spüren. Das ist nun mal so, und wir
werden's nicht ändern, mein Junge.
Zweites Bild: Direktor Jarno — Buchbinders Kompagnon!
Szene: Vor dem versammelten Publikum und den sehr
jestrengen Herren Kritikern.
Ein Poet:
Hört, Ihr Leute und laßt Euch sagen:
's hat sich was Neues zugetragen,
Das will ich Euch künden in kurzen Worten,
Und Ihr erzählt es dann allerorten:
Buchbinder bacsi ist doch ein Dichter.
Er ist es und bleibt es zu Trotz dem Gelichter,
Das darum ihm den Ruhm nur neidek,
Weil er davon — Coupons sich schneidet.
Die Buchbinder=Muse ward viel gescholten.
Mit Unrecht. Der Schimpf hat zur Hälfte gegolten
Dem Josef Jarno, der — Ihr erratet es schon -
Vom Buchbinder bacst der Kompagnon.
Sie zeugten gemeinsam, wie aus einem Schädel,
Die „Förster Christl“ und's, Musikantenmädel“
Die Tantiemen aber, die sie erhaschen,
Die fließen in ganz gesonderte Taschen.
Für die Welt hielt Buchbinder alleine her;
Er war der verantwortliche Redakteur.
Und wird nun geschimpft — was kanns ihn genieren?
Er darf den Schimpf ja für Zweie quittieren!“
Das Publikum:
„Wir sagten es immer: Die Stücke sind fein,
Da muß was Besonderes dahinter sein.
Nun ist's ein Direktor, ein literar'scher.
Nur auf den Proben ein wenig barscher.“
Chor der Kritiker:
„Ha, welch ein Mirakel! Wie sind wir erhoben!
Wir werden Herrn Buchbinder künftig — loben.“
Drittes Bild: Der fliehende Holländer.
Szene: Ein Wiener Ringkaffee. Schauspieler, Literaten
und solche, die es gerne werden möchten.
Ein berühmter Theaterdichter: Servus!
Holländer! Was machst Du in Wien?
Viktor Holländer: „Ich bin gekommen, um Abschieb
zu nehmen von meinen lieben Freunden und Bekannten und auch
von meinen Konkurrenten.“
Der Theaterdichter (sehr besorgt): „Was ist denn,
Meister? Ist Euch nicht wohl Meister? Wollt Ihr zur Ruh' geh'n.
Meister?“
Viktor Holländer: „Mit nichten, Teurer. Aber nach
Amerika wandere ich aus.“
Der Theaterdichter (sehr neugierig): „Murdet Ihr
vielleicht als Tenor entdeckt, Meister?“
Viktor Holländer: Mit nichten, Teurer. Ich gehen
nur auf ein zwei Jahre nach dem göttlichen Amerika. So lange
noch Caruso einige Dollars dortläßt. Ich möchte auch Geld
verdienen.“
Der Theaterdichter: „Eo lebt denn wall, Weißter !
(Für sich) Werin ich in Wien durchfalle, gehe i#ch #uch nach
Amenike.“
— e
berunge dus
box 27/4
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
Dil
„UBSERP IR
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
24 8 1911.
S. =asschäffe. Porlin
Tom
KUNST
Dichtkunst Max Hochdorf
Dramen
Die dramatische Historse
Arthur Schnitzlers
Lessjungen MMedardus (Ber¬
lin, S. Fischer“ soll keine feste Tragödie
sein sondern ein Szenenzyklus, in dem
sich langsam das Todesschicksal eines
lyrischen Jünglings vollendet. In Wien
spielt alles, um 1800, als Napoléon in
Schönbrunn einzog, als die Bürgergarde
auf der Bastei kapitulierte, obwohl einige
sehr entschiedene Patrioten sterben oder
Napoléon stürzen wollten. Die Szenen
folgen kurz und locker auf einander. Doch
liegt in vielen eine so schöne Trauer¬
stimmung, Liebesstimmung und Roman¬
tik, daß die einzelnen Szenen im Theater
und im Buch reiche Wirkung hergeben.
Menschlichkeit und Leben können solche
Historien wohl zum Kunstwerk for¬
men, aber nicht ein welthistorisches Aper¬
gu allein. Der General Bonaparte nannte
Ernst Reimann ein historisches
Schauspiel /Berlin, S. Fischer/. Er war
in der Wahl des Titels unvorsichtiger als
Schnitzler, der nur dramatische Historie
schrieb. Er bringt eine ganze Reihe
Einzelszenen, alle interessant, mit Geist
gesehen, und von gewisser Perspektive.
Aber es entstcht kein Gesamtbild: dazu
reicht die Kraft des Dichters vorläufig
noch nicht.
—
e. Veorit. Penrie len e, den e e e e ee e e e
burg, Toronte.
Pecienangabe ohne Gewähr.
Ausschnitt am
ontags-Blatt (pubi. Blatt.), Hien
23M11911
vom:
—
Eleater-Kino.
Erstes Bild: Hartmann und Heine.
Szene: Das Buratheater. Man spielt Schnitzlers „Der
junge Medardus“ Hinter den Kulissen stehen Ernst Häkkmann
und Albert Heine.
Heine: „Ich muß manchmal ans Alt=werden denken.“
Hartmann (lachend): „Du? Was soll denn ich sagen?
Heine: „Es ist doch so. Mit den Husarenstücklein auf der
Bühne ist es nichts mehr. Es ist ein ganz merkwürdiges Gefühl,
wenn man sich sagen muß: Damit ists jetzt ein für allemal vor¬
bei.“
Hartmann (nachdenklich): „Gott, es ist wie so oft im
Leben: Die Natur hält nicht gleichen Schritt mit der inneren
Entwicklung des Menschen. Wenn das Leben uns in der höchsten
künstlerischen Reife trifft, dann fangen wir in der Regel an, den
physischen Niedergang zu spüren. Das ist nun mal so, und wir
werden's nicht ändern, mein Junge.
Zweites Bild: Direktor Jarno — Buchbinders Kompagnon!
Szene: Vor dem versammelten Publikum und den sehr
jestrengen Herren Kritikern.
Ein Poet:
Hört, Ihr Leute und laßt Euch sagen:
's hat sich was Neues zugetragen,
Das will ich Euch künden in kurzen Worten,
Und Ihr erzählt es dann allerorten:
Buchbinder bacsi ist doch ein Dichter.
Er ist es und bleibt es zu Trotz dem Gelichter,
Das darum ihm den Ruhm nur neidek,
Weil er davon — Coupons sich schneidet.
Die Buchbinder=Muse ward viel gescholten.
Mit Unrecht. Der Schimpf hat zur Hälfte gegolten
Dem Josef Jarno, der — Ihr erratet es schon -
Vom Buchbinder bacst der Kompagnon.
Sie zeugten gemeinsam, wie aus einem Schädel,
Die „Förster Christl“ und's, Musikantenmädel“
Die Tantiemen aber, die sie erhaschen,
Die fließen in ganz gesonderte Taschen.
Für die Welt hielt Buchbinder alleine her;
Er war der verantwortliche Redakteur.
Und wird nun geschimpft — was kanns ihn genieren?
Er darf den Schimpf ja für Zweie quittieren!“
Das Publikum:
„Wir sagten es immer: Die Stücke sind fein,
Da muß was Besonderes dahinter sein.
Nun ist's ein Direktor, ein literar'scher.
Nur auf den Proben ein wenig barscher.“
Chor der Kritiker:
„Ha, welch ein Mirakel! Wie sind wir erhoben!
Wir werden Herrn Buchbinder künftig — loben.“
Drittes Bild: Der fliehende Holländer.
Szene: Ein Wiener Ringkaffee. Schauspieler, Literaten
und solche, die es gerne werden möchten.
Ein berühmter Theaterdichter: Servus!
Holländer! Was machst Du in Wien?
Viktor Holländer: „Ich bin gekommen, um Abschieb
zu nehmen von meinen lieben Freunden und Bekannten und auch
von meinen Konkurrenten.“
Der Theaterdichter (sehr besorgt): „Was ist denn,
Meister? Ist Euch nicht wohl Meister? Wollt Ihr zur Ruh' geh'n.
Meister?“
Viktor Holländer: „Mit nichten, Teurer. Aber nach
Amerika wandere ich aus.“
Der Theaterdichter (sehr neugierig): „Murdet Ihr
vielleicht als Tenor entdeckt, Meister?“
Viktor Holländer: Mit nichten, Teurer. Ich gehen
nur auf ein zwei Jahre nach dem göttlichen Amerika. So lange
noch Caruso einige Dollars dortläßt. Ich möchte auch Geld
verdienen.“
Der Theaterdichter: „Eo lebt denn wall, Weißter !
(Für sich) Werin ich in Wien durchfalle, gehe i#ch #uch nach
Amenike.“
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