II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 679

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Von den Wiener Theatern 1910/11.
IV.
Diele Jahre sind es wohl gewesen, in denen sich Arthur Schnitzler mit seiner dramatischen
Historie „Der junge Medardus“ beschäftigt hat, der er langertge#d eisige Studien,
geschichtliche und kulturelle Forschungen gewidmet hat. Die Premiere des jüngsten Werkes von
Arthur Schnitzler im Hofburgtheater war eine seit langem mit Spannung erwartete literarische
Sensation. Man lernte den „jungen Medardus“ freilich nicht in seiner ursprünglichen Gestalt
kennen. Diese würde eine Spielzeit von sieben Stunden umfaßt haben. Die Burgtheater¬
Aufführung braucht auch nicht weniger als fünf Stunden. Das ist ein ungewöhnlich langer
Theaterabend. Die Inszenierung des Werkes, das aus einem Dorspiel und fünf Aufzügen mit
fünfzehn Bildern besteht, stellte an die Theatertechniker und Ausstattungskünstler die größten
Anforderungen. Ohne die Drehbühne wäre sie überhaupt nie möglich geworden. Der Theater¬
zettel verzeichnet 20 Personen. Alles, was Beine hat, muß im Burgtheater mittun, und selbst
diese personalgesegnete Bühne kann sich nur helfen, indem sie von dem nämlichen Schauspieler
zwei voneinander zeitlich getrennte Rollen darstellen läßt. Mehrere Wochen hindurch leiteten
Dichter, Direktor und Regisseur Thimig die anstrengenden Proben, welche die gesamte Künstler¬
schar und die Bediensteten vom frühen Dormittag bis in die späten Nachmittagstunden beisammen¬
hielten. Einige Tage waren nur für die herstellung der äußeren Szene bestimmt. Mit dem
„jungen Medardus“ hat das Burgtheater eine seiner größten Leistungen vollbracht, und Schnitzler,
der zu der für die Bühne nötigen Kürzungsarbeit ein Jahr verwendet hat, mußte während der
Droben und schließlich noch im letzten Moment eingreifende Aenderungen vornehmen.
Am 12. Oktober 1800 hielt Kaiser Napoleon der Erste im Schloßhof zu Schönbrunn am
Vormittag über einige Abteilungen von französischen Soldaten, welche als Gefangene gegen
österreichische ausgewechselt waren, Musterung. Da drängte sich ein junger Mann von
spmpathischem Aeußeren, der ein zusammengefaltetes Hapier in den Händen hielt, durch die Suite.
Der Flügeladjutant General Rapp ließ den Zudringlichen festnehmen und auf die Schloßwache
führen. Als er daselbst einer Leibesvisitation unterzogen wurde, fand man in seiner Rocktasche
ein großes zweischneidiges Messer. Ueber dessen Bestimmung befragt, verweigerte er jede
Auskunft mit den Worten: „er werde nur dem Kaiser Rede stehen“. Napoleon, von dem
Dorfalle in Kenntnis gesetzt, ließ sich den Gefangenen vorführen, welcher angab, er heiße
Friedrich Stapps und mache kein Hehl daraus, daß er gekommen sei, um den Kaiser zu ermorden.
Napoleon stellte dem jungen Manne volle Begnadigung in Aussicht, wenn er von seinem
verbrecherischen Dorhaben abstehe. „Sie zu töten“, erwiderte Stapps ruhig, „ist für mich kein
Verbrechen, sondern Pflicht. Ich verlange mir keine Verzeihung und bedauere nur, daß ich
meine Absicht nicht habe ausführen können.“ Der junge Mann wurde zum Code verurteilt; mit
mutiger Fassung betrat Stapps am 15. Oktober 1800 den Richtplatz und bot standhaft seine
Brust den Kugeln, welche sein Leben beschlossen.
Das ist die historische Tatsache, deren sich Arthur Schnitzler in seinem „jungen Medardus“
bemächtigt hat. Er schildert die Wiener Tage des unglücklichen Kriegsjahres 1800, gibt ein
Kulturbild der traurigen Epoche und vermehrt gleichzeitig die Napoleon=Dramen. Der Autor
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