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22 eundardus
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Bühne und Welt.
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rufen, Herrschaft und Lakeien. Mit der Wunde in der Brust macht er sich zum Rachewerk auf.
Helene hat sich inzwischen dem Marquis verlobt, doch die Bedingung gestellt, daß er gleich nach
der Trauung nach Frankreich abreisen müsse. „Ich will nicht früher einen Sohn zu erwarten
haben,“ sagt sie ihm. „ehe ich sicher bin, daß er bestimmt ist, einmal König von Frankreich zu
werden.“ Etzelt, der die Klährsche Buchhandlung leitet und Medardus treuer Freund, wartet
sorgenvoll die ganze Nacht vor der Dilla Dalois. Seine Ahnung hat ihm den richtigen Weg
gezeigt. Da der junge Tag beginnt, schlüpft Medardus aus der Gartenpforte.
Die Franzosen sind inzwischen vor Wien angelangt. Sie haben ein Haus hinter den kaiser¬
lichen Stallungen am Spittelberg durchgebrochen, um ihre Kanonen auf die Burgbastei richten zu
können. Ein Trompeter, der mit den Abgesandten dos Marschall Lannes durchs Tor geritten ist,
wird von der aufgeregten Aenge erschlagen. Kanonendonner erdröhnt. Der Feuerschein am
Himmel verrät, daß viele Gebände in Flammen stehen. Die Kanonade dauert an, Hunger und
Not steigern die Erregung. Lebensmittel sind kaum aufzutreiben. Das Dolk verlangt stürmisch,
man möge kapitulieren und die weiße Fahne auf der Bastei aufstecken. „Wir wollen nicht massa¬
kriert werden!“ tabt die Menge. Ein uralter, schon schwachsinniger Herr, dem alle seine Kinder
und Kindeskinder ins Grab vorangegangen sind, zieht mit einer kleinen Urenkelin durchs Stück.
Das Schlachtgetöse lockt ihn auch auf die Burgbastei, da tötet ein Granatsplitter das kleine
Mädchen, und nun steht der Alte ganz allein da. Wien hat sich ergeben. Napoleon ist in Schön¬
brunn eingezogen. Die Trauung zwischen Helene und dem Marquis wurde vollzogen. Durch
seine Kundschafter hat Napoleon hiervon Kenntnis bekommen, sendet General Rapp zu den
bestürzten Dalois', der Brem nebst den Glückwünschen ein kostbares Perlenhalsband als Ange¬
binde zu bringen und die Familie zu der am nächsten Tage in Schönbrunn stattfindenden Cour
einzuladen.
Die Landwehr ist wieder aufgelöst, Generalpardon erlassen, die Franzosen führen das
Regiment. Der weitere Verkauf sämtlicher Landkarten ist streng verboten. Etzelt hat noch zwei
im Klährschen Laden. Sie aber trotz des dafür gebotenen hohen Preises den Franzosen zu über¬
liefern, dünkt ihn Hochverrat. Der Sattlermeister Eschenbacher, Frau Klährs Bruder, versteckt
die beiden Landkarten bei sich in einem ausgetrockneten Brunnen. Ein Schurke zeigt ihn an,
man findet die Karten, Eschenbacher wird mit seinen Gesellen verhaftet, ihm kurzer Prozeß ge¬
macht, der Meister wird auf dem Glacis erschossen, die Gesellen läßt man laufen. (Nach der
historischen Tatsache stand Eschenbach, den Schnitzler hier Eschenbacher nennt, unter der Anklage,
daß er auf seinem Grund und Boden drei Kanonenrohre vergraben habe.) Die Kriegsgefangenen
werden hart behandelt, darüber entsteht ein förmlicher Auflauf vor den Hofstallungen, in denen
die Gefangenen eingesperrt sind. Weil der Anführer der Bürgermiliz, der Tischler Tell, das
Dolk nicht barsch genug auseinander treibt, gerät ein französischer Offizier derart in Zorn, daß
er mit gezogenem Säbel auf die Bürgerwache stürmt. Tell reißt ihm den Säbel aus der Band
und wirft ihm denselben zerbrochen vor die Füße. Tags darauf wird er am Getreidemarkt füsiliert.
Anna Berger sucht für ihr krankes Herz, in dem Medardus steckt, Heilung durch die Pflege
Kriegsverwundeter. Im Lazarett holt sie sich den Cod. Medardus' Haß zu Helene hat sich in..
des in glühende Liebe gewandelt. Man erzählt sich, daß Helene Napoleons Geliebte sei. Davon
hört auch Medardus, und seine Sinne werden verwirrt.
Diel Volk strömt nach Schönbrunn. Dort soll Napoleon Parade halten. Jeder will ihn
sehen. Seit langem lag es in Medardus' Sinn, zu tun, was Helene von ihm verlangt hat,
Napoleon zu töten, um den Dalois' zu helfen. Jetzt ist sein Arm lahm, sein Dolch stumpf ge¬
worden, denn Medardus kann nicht aus dem Nächer seines Vaterlandes ein gedungener Mörder
im Solde der Dalois' werden. Seine Liebe zu Helene hat einen andern Menschen aus ihm
gemacht. Die Eifersucht quält ihn, macht ihn sinnlos, und sein Dolch, der für Napoleon bestimmt
war, wühlt sich in Heienens Herz. Man bringt Medardus ins Gefängnis. Er hat dem Kaiser
von Frankreich das Leben gerettet, denn es ist erwiesen, daß Helene mit der Absicht ins Schloß
kam, Napoleon zu ermorden. Napoleon entsendet General Rapp zu Medardus, diesen vor sein
Angesicht zu bringen, um ihm die Freiheit zu schenken. Doch Medardus lehnt diese Großmut ab;
denn offen bekennt er, er habe Napoleon unschädlich machen wollen. Wäre ihm Helene nicht in
den Weg gekommen, hätte sein Stahl Napoleon getroffen. Napoleon, dem dies freimütige Ge¬
ständnis imponiert, will Medardus wieder die Freiheit geben, wenn er verspricht, ihm nicht mehr
nach dem Leben zu trachten. Mutter und Freunde vermögen Medardus zu diesem Worte nicht zu
bewegen und er erduldet den Feuertod als „dieses Krieges letzter und seltsamster Beld“.
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Bühne und Welt.
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rufen, Herrschaft und Lakeien. Mit der Wunde in der Brust macht er sich zum Rachewerk auf.
Helene hat sich inzwischen dem Marquis verlobt, doch die Bedingung gestellt, daß er gleich nach
der Trauung nach Frankreich abreisen müsse. „Ich will nicht früher einen Sohn zu erwarten
haben,“ sagt sie ihm. „ehe ich sicher bin, daß er bestimmt ist, einmal König von Frankreich zu
werden.“ Etzelt, der die Klährsche Buchhandlung leitet und Medardus treuer Freund, wartet
sorgenvoll die ganze Nacht vor der Dilla Dalois. Seine Ahnung hat ihm den richtigen Weg
gezeigt. Da der junge Tag beginnt, schlüpft Medardus aus der Gartenpforte.
Die Franzosen sind inzwischen vor Wien angelangt. Sie haben ein Haus hinter den kaiser¬
lichen Stallungen am Spittelberg durchgebrochen, um ihre Kanonen auf die Burgbastei richten zu
können. Ein Trompeter, der mit den Abgesandten dos Marschall Lannes durchs Tor geritten ist,
wird von der aufgeregten Aenge erschlagen. Kanonendonner erdröhnt. Der Feuerschein am
Himmel verrät, daß viele Gebände in Flammen stehen. Die Kanonade dauert an, Hunger und
Not steigern die Erregung. Lebensmittel sind kaum aufzutreiben. Das Dolk verlangt stürmisch,
man möge kapitulieren und die weiße Fahne auf der Bastei aufstecken. „Wir wollen nicht massa¬
kriert werden!“ tabt die Menge. Ein uralter, schon schwachsinniger Herr, dem alle seine Kinder
und Kindeskinder ins Grab vorangegangen sind, zieht mit einer kleinen Urenkelin durchs Stück.
Das Schlachtgetöse lockt ihn auch auf die Burgbastei, da tötet ein Granatsplitter das kleine
Mädchen, und nun steht der Alte ganz allein da. Wien hat sich ergeben. Napoleon ist in Schön¬
brunn eingezogen. Die Trauung zwischen Helene und dem Marquis wurde vollzogen. Durch
seine Kundschafter hat Napoleon hiervon Kenntnis bekommen, sendet General Rapp zu den
bestürzten Dalois', der Brem nebst den Glückwünschen ein kostbares Perlenhalsband als Ange¬
binde zu bringen und die Familie zu der am nächsten Tage in Schönbrunn stattfindenden Cour
einzuladen.
Die Landwehr ist wieder aufgelöst, Generalpardon erlassen, die Franzosen führen das
Regiment. Der weitere Verkauf sämtlicher Landkarten ist streng verboten. Etzelt hat noch zwei
im Klährschen Laden. Sie aber trotz des dafür gebotenen hohen Preises den Franzosen zu über¬
liefern, dünkt ihn Hochverrat. Der Sattlermeister Eschenbacher, Frau Klährs Bruder, versteckt
die beiden Landkarten bei sich in einem ausgetrockneten Brunnen. Ein Schurke zeigt ihn an,
man findet die Karten, Eschenbacher wird mit seinen Gesellen verhaftet, ihm kurzer Prozeß ge¬
macht, der Meister wird auf dem Glacis erschossen, die Gesellen läßt man laufen. (Nach der
historischen Tatsache stand Eschenbach, den Schnitzler hier Eschenbacher nennt, unter der Anklage,
daß er auf seinem Grund und Boden drei Kanonenrohre vergraben habe.) Die Kriegsgefangenen
werden hart behandelt, darüber entsteht ein förmlicher Auflauf vor den Hofstallungen, in denen
die Gefangenen eingesperrt sind. Weil der Anführer der Bürgermiliz, der Tischler Tell, das
Dolk nicht barsch genug auseinander treibt, gerät ein französischer Offizier derart in Zorn, daß
er mit gezogenem Säbel auf die Bürgerwache stürmt. Tell reißt ihm den Säbel aus der Band
und wirft ihm denselben zerbrochen vor die Füße. Tags darauf wird er am Getreidemarkt füsiliert.
Anna Berger sucht für ihr krankes Herz, in dem Medardus steckt, Heilung durch die Pflege
Kriegsverwundeter. Im Lazarett holt sie sich den Cod. Medardus' Haß zu Helene hat sich in..
des in glühende Liebe gewandelt. Man erzählt sich, daß Helene Napoleons Geliebte sei. Davon
hört auch Medardus, und seine Sinne werden verwirrt.
Diel Volk strömt nach Schönbrunn. Dort soll Napoleon Parade halten. Jeder will ihn
sehen. Seit langem lag es in Medardus' Sinn, zu tun, was Helene von ihm verlangt hat,
Napoleon zu töten, um den Dalois' zu helfen. Jetzt ist sein Arm lahm, sein Dolch stumpf ge¬
worden, denn Medardus kann nicht aus dem Nächer seines Vaterlandes ein gedungener Mörder
im Solde der Dalois' werden. Seine Liebe zu Helene hat einen andern Menschen aus ihm
gemacht. Die Eifersucht quält ihn, macht ihn sinnlos, und sein Dolch, der für Napoleon bestimmt
war, wühlt sich in Heienens Herz. Man bringt Medardus ins Gefängnis. Er hat dem Kaiser
von Frankreich das Leben gerettet, denn es ist erwiesen, daß Helene mit der Absicht ins Schloß
kam, Napoleon zu ermorden. Napoleon entsendet General Rapp zu Medardus, diesen vor sein
Angesicht zu bringen, um ihm die Freiheit zu schenken. Doch Medardus lehnt diese Großmut ab;
denn offen bekennt er, er habe Napoleon unschädlich machen wollen. Wäre ihm Helene nicht in
den Weg gekommen, hätte sein Stahl Napoleon getroffen. Napoleon, dem dies freimütige Ge¬
ständnis imponiert, will Medardus wieder die Freiheit geben, wenn er verspricht, ihm nicht mehr
nach dem Leben zu trachten. Mutter und Freunde vermögen Medardus zu diesem Worte nicht zu
bewegen und er erduldet den Feuertod als „dieses Krieges letzter und seltsamster Beld“.