M
22. Hejunedandus
Runds
hinter der deutsch=österreichischen Staatenver¬
brüderung dargebracht. Trotz Barnowskys
zärtlichem szenischen Verständnis blieb der
große Erfolg des Burgtheaters im Lessing¬
theater aus. Gerade was sie sein wollte:
zeitgerecht, — war die Wahl nicht. Dem
weichen Anatoltypus, der in des Medardus
geschichtlichem Kostüm steckt, konnte der
gegenwärtige Augenblick nicht hold sein. Zu
der Betrachtung: daß auch unsere Zeit das
Paradox des Schnitzlerschen Medardus und
des Österreichers bestätigt, der sich, wenn es zu
sterben gilt, aus Verzärtelung zum Helden¬
tum erhebt, zu solcher Betrachtung fehlt
einem preußischen Theaterpublikum der Er¬
fahrungsschatz. Immerhin genoß man, kühl
für den Roman der französischen Theater¬
prinzessin von Bourbon und für die geschlecht¬
liche Hysterie des Anatol=Medardus, mit
Behagen die reizvollen geschichtlichen Genre¬
bilder.
Es waren durchaus ältere Stücke, zum
Teil für Berlin jetzt erst entdeckt, die den
Theatern das Kriegsbrot schnitten. Mit einem
ganz alten Lustspiel hatte Reinhardt be¬
sonderes Glück: mit August von Kotzebnes
„Deutschen Kleinstädtern". Es hat in den
Kammerspielen bereits die hundertste Auffüh¬
rung erreicht. Wie hatten doch alle diese fröh¬
lichste Komödie deutschen Zopfes verkannt!
Die Literarhistoriker, die, noch immer Parti¬
sanen der vom Lustspieldichter verulkten
Literaturpartei, sie verketzerten; die Theater¬
direktoren, die das noch lange nicht verlebte
Stück ein halbes Jahrhundert lang unbe¬
nutzt ließen; die Schauspieler, die die klas¬
sische Posse mit schlechter Possengrimasse zu
parodieren pflegten. (Schon Goethe beklagte
in seinen alten Tagen, daß man Kotzebnes
Lustspiele nicht recht mehr zu spielen verstehe.)
Reinhardt blies den Staub der Literatur¬
geschichte und der Theaterüberlieferung von
dem Kleinod ab und — siehe dal es funkelte
und quirlte ein frisches Lachen. Unsere Snob¬
Satiriker des zwanzigsten Jahrhunderts
haben mit allen ihren Pfeilen das Philister¬
tum niemals so gut getroffen, wies geschieht
in dieser Philisterkomödie von 1801. Auch
bei Reinhardt fanden sich nicht durchwegs
die rechten Kotzebue=Schauspieler. Der Bür¬
germeister, auch Oberälteste von Krähwinkel,
Herr Nicolaus Staar, war schon körperlich
fehlgeboren: ein dünner quecksilberner Knirps
statt des gravitätischen Würdenbauchs. Die
Darstellung der Großmutter und der alten
Muhmen durch junge Künstlerinnen lenkte
den Humor auf einen Sonderscherz für die
Hausfreunde ab. (Aber die Lucie Höflich als
Muhme Brendel ist tipp=topp!) Für alle
Schwächen der Spieler kam die geniale
bex 27/4
Ausschnitt aus;
keriki, Wien
vom:
1
K
„Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr.
##. . Hof-KoBurylheailen
K. K. Po CDBurgtheater
Der Werbslenfel¬
Derhjunge
3 K.Schonher
Medardes
Ponçonen
Hene # A-ie-Scheildler
—
8
a
Personen:
Sderge### ###rmang ###ur#reitr
9
100
#de 11Uh.
40
44
180
—
8
*
450
S
4
9
5
L
□
Burgtheaterdirektor Thimig: Komm Karl, laß' dich küssen, Du
hast ein echtes Kriegs=Theaterstück geschrieben, hast gespart mit Personen,
Kostümen und Dekorationen.
22. Hejunedandus
Runds
hinter der deutsch=österreichischen Staatenver¬
brüderung dargebracht. Trotz Barnowskys
zärtlichem szenischen Verständnis blieb der
große Erfolg des Burgtheaters im Lessing¬
theater aus. Gerade was sie sein wollte:
zeitgerecht, — war die Wahl nicht. Dem
weichen Anatoltypus, der in des Medardus
geschichtlichem Kostüm steckt, konnte der
gegenwärtige Augenblick nicht hold sein. Zu
der Betrachtung: daß auch unsere Zeit das
Paradox des Schnitzlerschen Medardus und
des Österreichers bestätigt, der sich, wenn es zu
sterben gilt, aus Verzärtelung zum Helden¬
tum erhebt, zu solcher Betrachtung fehlt
einem preußischen Theaterpublikum der Er¬
fahrungsschatz. Immerhin genoß man, kühl
für den Roman der französischen Theater¬
prinzessin von Bourbon und für die geschlecht¬
liche Hysterie des Anatol=Medardus, mit
Behagen die reizvollen geschichtlichen Genre¬
bilder.
Es waren durchaus ältere Stücke, zum
Teil für Berlin jetzt erst entdeckt, die den
Theatern das Kriegsbrot schnitten. Mit einem
ganz alten Lustspiel hatte Reinhardt be¬
sonderes Glück: mit August von Kotzebnes
„Deutschen Kleinstädtern". Es hat in den
Kammerspielen bereits die hundertste Auffüh¬
rung erreicht. Wie hatten doch alle diese fröh¬
lichste Komödie deutschen Zopfes verkannt!
Die Literarhistoriker, die, noch immer Parti¬
sanen der vom Lustspieldichter verulkten
Literaturpartei, sie verketzerten; die Theater¬
direktoren, die das noch lange nicht verlebte
Stück ein halbes Jahrhundert lang unbe¬
nutzt ließen; die Schauspieler, die die klas¬
sische Posse mit schlechter Possengrimasse zu
parodieren pflegten. (Schon Goethe beklagte
in seinen alten Tagen, daß man Kotzebnes
Lustspiele nicht recht mehr zu spielen verstehe.)
Reinhardt blies den Staub der Literatur¬
geschichte und der Theaterüberlieferung von
dem Kleinod ab und — siehe dal es funkelte
und quirlte ein frisches Lachen. Unsere Snob¬
Satiriker des zwanzigsten Jahrhunderts
haben mit allen ihren Pfeilen das Philister¬
tum niemals so gut getroffen, wies geschieht
in dieser Philisterkomödie von 1801. Auch
bei Reinhardt fanden sich nicht durchwegs
die rechten Kotzebue=Schauspieler. Der Bür¬
germeister, auch Oberälteste von Krähwinkel,
Herr Nicolaus Staar, war schon körperlich
fehlgeboren: ein dünner quecksilberner Knirps
statt des gravitätischen Würdenbauchs. Die
Darstellung der Großmutter und der alten
Muhmen durch junge Künstlerinnen lenkte
den Humor auf einen Sonderscherz für die
Hausfreunde ab. (Aber die Lucie Höflich als
Muhme Brendel ist tipp=topp!) Für alle
Schwächen der Spieler kam die geniale
bex 27/4
Ausschnitt aus;
keriki, Wien
vom:
1
K
„Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr.
##. . Hof-KoBurylheailen
K. K. Po CDBurgtheater
Der Werbslenfel¬
Derhjunge
3 K.Schonher
Medardes
Ponçonen
Hene # A-ie-Scheildler
—
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a
Personen:
Sderge### ###rmang ###ur#reitr
9
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40
44
180
—
8
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450
S
4
9
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Burgtheaterdirektor Thimig: Komm Karl, laß' dich küssen, Du
hast ein echtes Kriegs=Theaterstück geschrieben, hast gespart mit Personen,
Kostümen und Dekorationen.