II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 10

21.
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Kontesse Mizz 1oder der FaniLientag
Prager Tagblatt Nr. 6
nach dessen Geburt weg, um es fremden Leuten
zu übergeben. Als er Witwer geworden, bot er
Mizzi seine Hand. Sie schlug sie aber aus; freilich
hatte sie inzwischen Trost gefunden, und der Zeichen¬
professor erfreut sich, trotzdem er Familienvater ist,
eben ihrer Gunst. Nun steht Mizzi plötzlich ihrem
siebzehnjährigen Sohne gegenüber. Sie bilden
auf dem
Alle eine „Familie“, die sich zufällig
ein eigenartiger
Schlosse eingefunden haben,
„Familientag“. Die gute Mizzi will den ahnungs¬
losen Vater von dem Kummer um Lolos Verlust
befreien und beschließt, mit ihm nach Ostende zu
reisen. Gleichzeitig fahren aber auch der Fürst und
sein Sohn dorthin. Der Dichter schließt mit dem
Ausblick, daß Mizzi sich nunmehr entschließen
werde, den Fürsten zu heiraten.
Telephon 12.801.
Dieses mit feiner Ironie und vielen Humor
gezeichnete Sittenbild aus der österreichischen Hoch¬

aristokratie fand beim Publikum lauten und starken
= „ODSEIVER
Beifall, für den der Dichter durch persönliches Er¬
scheinen danken konnte Thaller spielte den alten
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Kavallerieoffizier mit feiner Ueberlegenheit. Sein
Töchterchen Mizzi wurde von Frl. Galafrés
Wien, I., Concordiaplatz 4.
mit Verve degagiert, aber doch mit einem leisen An¬
Vertrefungen
flug von Sentimentalität dargestellt. Frau Glöck¬
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
ner war eine vortreffliche Partnerin des Grafen
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York,
und die H. Kramer und Edthoser vervoll¬
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
ständigten das gute Zusammenspiel.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Vor dem neuen Einakter wurde die altbe¬
Ausschnitt aus: sminer Börsen Courier, Berlin
währte Komödie Schnitzlers „Liebelei“ zum
erstenmal im Volkstheater dargestellt. Im Jahre
Morgenausgabe
1895 hat sie die Urpremière im Burgtheater erlebt
vom: 6—-grine:
und seither ging sie über mehrere Wiener Bühnen.
Der große Erfolg von einst blieb ihr auch heute treu,
wiewohl die Darstelbing nicht auf der Höhe war.
Im Wiener Deutschen Volkstheater amüsierte
Nur Frl. Hegemann, welche die Christine gab,
gestern die Uraufführung von Arthur Schuitler
fand innige, ergreifende Töne. Das Publikim.
einaktiger liebenswürdig frivoler und uverals
akklamierte Schnitzler laut.
witziger Komödie „Comtesse Mizz
ein
Wiener Aristokraten=Milieu mit sehr eigentüm¬
lichen Familienverhältnissen satyrisch entrollend —
Kunst.
ganz außerordentlich. Fräulein Galafres gab die
2— Klub deutscher Künstlerinnep“ Morgen,
Titelrolle mit feiner Zurückhaltung. Schnitzler wurde
Donnerstag, wird nach den Weihngchtsferien das
wiederholt lebhaft gerufen. Vorher wurde „Liebelei“
Klubleben durch Veranstaltung eines Teeabends
gegeben worin Frl. Hannemann die Christine mit
tiefergreifender Innerlichkeit spielte. Sie wurde durch
mit besonders ausgesuchtem Programm wieder auf¬
stürmischen Beifall ausgezeichnet und mit Schnitzler
genommen. Eine bekannte Prager Klaviervirtuosin
oftmals gerufen.
hat ihre Mitwirkung zugesagt und eine junge sym¬
pathische Sängerin, Frl. Ottenweller, absol¬
vierte Schülerin von Frau Gerl=Benetti wird Lie¬
der zu Gehör bringen. — Die Generalversamm¬
lung des Klubs findet am 24. d. M. statt.
— Kunstgewerbliches Museum. Die Ausstellung
vonl Photographien der kgl. preuß. Meßbild=Anstalt
für Denkmal=Aufnahme wird heute, Mittwoch, den
6. Jannax., um 10 Uhr vorm. eröffnet. Dieselbe ist in
zwei Parterresälen des Museumsgebäudes unterge¬
bracht und enthält im Ganzen 119 Blätter. Die Aus¬
stellung wird bis 24. Januar währen und ist täglich
von 10 bis 3 Uhr unentgeltlich geöffnet.
Freiwilliger Tod eines Künstlers. In
Stockholm hat sich der als Marinemaler bekannte
Atelier erhängt. Eines seiner bekannten Ge¬
mälde ist die im königl. Schloß in Berlin befindliche
„Flottenparade in Kiel bei Einweihung des Kaiser
Wilhelm=Kanals.“ Ein Stockholmer Hafenbild er¬
warb der König von Rumänien. Sillen, der für
seine künstlerische Wirksamkeit die schwedische Aus¬
zeichnung Litteris et artibus erhielt, hatte als jün¬
gerer Mann eine Studienreise ins Ausland ge¬
macht, so nach Berlin, wo er Schüler von Hans
Gude war. Eu#ff 1857 geboren und trat 1876 in
den Flattendienst. Als Grund für seinen Selbstmord
win#Nervosität infolge von Ueberanstrengung an¬
##gehen.
Mesal