II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 22

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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christlania, Genf, Kopen¬
)hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New York,
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" Concordiaplatz 4.
(Ourellenangabe ohne Gewähr,)
Vertretungen
2 Ausschnitt aus
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
Wiener Mittags-Zeltung
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New Vork,
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Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
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1
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mn Ausschnitt aus:
nische Zeilang
vom:“8. JAAfl. 1900
Theater und Kunst.
(Deutsches Volkstheater.) Ein Schnitzler¬
Theater und Musik.
Abend, aus ältester und jüngster Periode. Das Schauspter
„Liebelei“, älterer Jahrgang, bekam auf der Bühne des
Ein neuer Schnitlen
Deutschen Volkstheaters neues Leben; hier fand sich dem klein¬
E Wien. Auch Arthur Sch##### scheint jetzt an dramatischer
bürgerlichen Drama des „süßen Mädels“ eine kongeniale, wurzel¬
Kurzaitnigkeit zu leiden. Sein neuestes Werk „Komtesse Mizzi
echte Darstellung, in der zumal die tragischen Akkorde voll
oder: Der Familientag“ ist wieder nur eine Komödie in einem
Aufzuge. Außerdem zeigt es den Verfasser auf einer Stufe der Fri¬
und schwellend erklangen. Fräulein Hannemann, die ihr
volität, die er bisher noch nicht zu erklimmen gewagt hat. Er befindet
niedliches, munteres Wesen ganz in rührende Schwermut ge¬
sich da allerdings nicht allein, denn vor ihm hat Max Burckhard mit
taucht hatte, war bewunderungswürdig, erschütternd und wahr¬
seiner „Komtesse Clo“ dieselbe Stufe erreicht. Komtesse Mizzi ist die
haft groß in ihren letzten Schmerzekstasen. Den guten alten
37jährige unverheiratete Tochter des Grafen Arpad Pazmandy, dem
soeben seine langjährige treue Geliebte Lolo aufgesagt hat, weil sie
Musikus spielte Herr Kutschera mit einem verblüffend
einen Fiaker heiraten will. Komtesse Mizzi hat eine Vergangenheit;
sicheren Uebergang ins Väterreich. Die schnippische Waldow
sie hat vor 18 Jahren ein Liebesverhältnis mit des Vaters bestem
und der fidele Herr Kramer ließen ein paar heitere Lichter
Freunde, dem Fürsten Egon Ravenstein, einem verheirateten Manne,
aufflackern. Die eigentliche Novität des Abends
gehabt, dem ein Kind entsprossen ist. Von dem Erzeuger des Knaben
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war
hat sie sich ausbedungen, daß sie für das Kind tot sein müsse, und hat
„Komtesse Mizzi“, ein dialogisiertes Feuilleton. Mit
sich wirklich nicht mehr um das Kind gekümmert. Sie hat Vergessenheit
einer gewissen Absichtlichkeit wird hier das heimliche Liebesleben
gesucht und gefunden in dilettantischer Malerei und in neuen geheimen
in Fürsten= und Grafenhäusern aufgedeckt, nur in ein paar
Liebesabenteuern, deren letztes eines mit ihrem angeblichen Lehrer in
flüchtigen Familienskizzen, die ein kritischer Zufall übereinander¬
der Malerei ist. Einen Heiratsantrag des Fürsten nach dem Tode
seiner Frau hat sie darum abgelehnt. Der Fürst aber hat den Knaben,
wirft, wie wenn von einem jähen Windstoß das Dach eines
da er sich gut entwickelt und die Maturitätsprüfung abgelegt hat, adop¬
adeligen Palais abgehoben würde. Die kleine Causerie wird
tiert. Philipp, der jetzt seinen Vater, aber nicht seine Mutter kennt,
brillant gespielt. Herr Thaller umgibt die Figur des Grafen
wird nun von dem Fürsten dem alten Grafen Pazmandy und seiner
Tochter überrumpelnd ins Haus gebracht: das ist der Familientag. Die
it allen Köstlichkeiten seines behaglichen Humors, Fräulein
Absicht des Fürsten ist dabei, in Komtesse Mizzi die Muttergefühle
Galafrés mit zart verhaltener Erotik die wurmstichige
wieder zu erwecken und sie einem erneuten Heiratsantrage
Komtesse, Frau Glöckner und die Herren Edthofer und
günstig zu stimmen. Der alte Graf, ganz erfüllt von dem
Kramer vervollständigen das abgerundete Ensemble, das für
Schmerz über den Verlust seiner Lolo, die übrigens
auch
auf
solche Dinge wie geschaffen ist.
der Bildfläche erscheink, merkt natürlich nichts.
Der
Fürst scheint indessen
abermals
einen Mißerfolg
zu
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hhaben, Komtesse Mizzi entgegnet ihm mit spitzigen giftigen Reden und
EDte Weem
bleibt bei dem Anblicke ihres Kindes, das sich allerdings recht naseweis
VODOLIVEN W—
benimmt, völlig ungerührt. Der Fürst zieht daher mit seinem Sohne
unverrichteter Dinge wieder ab: die Mutter soll für diesen weiter ge¬
I österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
storben sein. Am Schlusse jedoch zeigt sich ein günstigerer Ausblick,
denn auf die Bitten ihres Vaters, der Zerstreuung sucht, willigt Mizzi
Wien, I., Concordiaplatz 4.
ein, mit ihm nach Ostende zu gehen,“ wohin sich auch der Fürst mit
Vertretungen
seinem Sohn begeben wird. Es steht also dem Zuschauer frei, anzu¬
nehmen, daß sie dort noch von der Mutterliebe bezwungen werden
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, denk, Kopen¬
und in die Heirat willigen wird, die nach des Grafen Wort zu nichts
hagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis, New-Vork,
verpflichtet. Dieses Gerippe gibt kein Bild von der Frivolität, in die
Paris, Kom, San Fransgon Stochhiug St Petersbung.
(Quellenangabe ohne Gewühr).
Schnitzler sein Stück getaucht hat, keine der von ihm, übrigens mit
großem technischen Können, gezeichneten Figuren zeigt eine höhere sitt¬
Wiesbaden
Ausschnitt aus:
liche Lebensauffassung. Diese Satire ist Simplizissimussatire. Sie
überschreitet das Maß des Zulässigen, weil sie das Mögliche bis zur
Unwahrscheinlichkeit übertreibt und selbst Unmögliches als wirklich hin¬
vom:
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stellt; denn unmöglich ist das Benehmen des Fürsten gegen seinen
B- Uh.1900
besten Freund und das Verhalten der Comtesse gegen ihr Kind. Die
Aufführung im Deutschen Volkstheater war sehr gut. Namentlich
glänzte wieder Willi Thaller durch eine lebensvolle Darstellung des
alten Grasen. Vorauf ging dem Cinakter Schnitzlers schon verblassende
#heater und Literatur.
„Liebelei“, die vor dreizehn Jahren vom Burgtheater her seinen Ruf
begründete. Sie gab Frl. Hannemann Gelegenheit, in der Rolle der
Im Wiener Deutschen Volkstheater fand die Ur= C
Christine Weiring ihre vielversprechende tragische Kunst zu zeigen.
aufführung von Arthur Schulglars einattiger

liebenswürdig frivoler undeer Komödie
„Comtesse Mizzi“ ganz außerordentlichen Beifall.