II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 49

box 26.“
21. Kontesse Mizz ioder der Panisientag
Wiener Thegterbilder.

Deutsches Volksthenter. Zwei Stücke von
Arthur Schniplen-hatten letzten Dienstag einen nicht
gewöhnlichen Erfolg. Das erste, „Liebelei“, hat seine Feuer¬
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ausgestattet, in dem die Herren Thaller, Kramer,
taufe im Burgtheater erhalten und jetzt, nach dreizehn Jah¬
Edthofer, Lackner, sowie Fräulein Galafros
#ren, wirkte es am Volkstheater mit der Frische einer Novi¬
wahre Kabinettsstücke köstlicher Karikaturenzeichnung lieferten.
tät. Das prächtige Stück mit seiner diskreten Farbengebung,
V. Ch.
seiner unaufdringlichen Charakteristik und seinen elementaren
Lustspieltheater. Zum ersten Mal „Schwanen¬
Wirkungen, wurde durch die durchweg treffliche Darstellung
gesang", Lustspiel in drei Akten von Georges Duvalund
in das echte Milien des Wiener Volksstückes getragen. In
XLavier Roux. Eine feine französische, etwas lang geratene
der ersten Hälfte unsicher und matt, gewann die Darstellung
Sache, die nicht auf Grobsinnlichkeit hinarbeitet. Das Lust¬
immer mehr an Innerlichkeit und Lebenswahrheit. In erster
spiel — es ist eigentlich kein solches, sondern ein Mittel¬
Lise muß hier Fräulein Hannemann genannt werden,
ding zwischen Komödie und Schwank — enthält eine ent¬
zückende Szene, nämlich die, in der der Held seinen Schwa¬
nengesang anstimmt. Allerdings ist dieser Schwanengesang
eine Meisterarie der Liebeskoloratur. Ein fünfzigjähriger
Charmeur befreit seinen Schwiegersohn aus den Netzen einer
Kokotte, um selbst in ihre Arme zu sinken. Diese Szene ent¬
schied den Erfolg des Abends und wurde von Herrn Jarno
und Fräulein Clemens virtuos gespielt. Drum herum
sunkelte es von guten Worten, von geistvollen, reinlich ge¬
führten Szenen, deren Lanzatmigkeit allerdings manchmal etw#s
stört. Aber alles in allem war es ein schöner Erfolg, an
dem auch die Damen Pohl=Meiser und Erol, sowie
die Herren Möllendorf, Lessen und Lechner ehr¬
lichen Anteil hatten.

Telephon 12801.
Sn
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
2
Dr. Arthur Schnitser.—
Vertretungen
— die alle Feinheiten und Peripenien dieser zarlfühlenden Mäd¬
O in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genk, Kopen¬
chenseele ergreisend, ja bis zu Tränen rührend zum Aus¬
F hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
druck brachte. Schlicht und einfach, von überzeugender Natür¬
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
lichkeit, war der alte Musiker des Herrn Kutschera.
4
6 Ausschnitt aus: Theater-Courier, Berlin
Fräulein Waldow, deren große Begabung für scharf facet¬
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tierte lustige Temveramente wir wiederholt anerkennen,
scheint durch gute Ratschläge in der vollen Entfaltung ihres
# vom 11—1
Temperaments gehemmt worden zu sein, da sie besonders im
en.
ersten Akte ihrem Wesen Sordinen aufsetzte. Auch die Her¬
„Komtesse Mitzi“. — „Liebelei“.
ren Kramer und Edthofer trafen die Note ganz
Deutsches Volkstheater. Nach längerer Pause
ausgezeichnet. Das zweite Stück: „Komtesse Mizzi“, eine köst¬
wieber einmol Scmmmr=omtesse Miti“ nennt sich auch
liche Satire aus dem aristokratischen Milieu, ist voll Geist
„Ter Jamitientag“und wurde uns als Novität vorgeführt.
Der Einakter entbehrt leider jener Prägnanz, die ansonsten
und Bosheit, mit einem glänzenden, oft stacheligen Humor
dem bekannten Autor eigen ist. Langatmige Szenen, in denen
sich die Erotik breit macht, zieben die Handlung nutzlos ins
Endlose. Natürlich das beliebte Thema des modernen dra¬
matischen Spötters: die Geschichte von der folgeschweren Ver¬
führung einer Grafentochter und von anderer Unmoral in
der hochgeborenen Familie. Nach vielen Jahren entwirren
lch die genugsam verwickelten Schicksalsfäden und ein wohl¬
Aorbereiteter Familientag bringt die verschiedenen illegitimen
Jamilienverhältnisse in gesetzmäßige Ordnung. Einige lustige
Sitnationen gaben den Damen Galafres und Glöckner, ebenso
den
Herren Kramer, Thaller, Edthofer und Klitsch Gelegen¬
heit, verdienten Veifall zu erringen.

er Novität ging das
#uns über ein Tezennium bekannte Schauspiel desselben Antors
„Liebelei“ voraus, das in der vorzüglichen Rollenbesetzung, die
hm an dieser Bühne zuteil wurde, seine tiefareifende Wirkung
nicht verfehlte. Angesichts dieses künstlerischen Erfolges er¬
fullte uns der Gedanke mit Wehmut, daß ein so treffliches
Ensemble gar oft den Folnen dramaturgischer Fehlariffe wehr¬
los ausgeliefert ist. Und in absehbarer Zeit keine Aussicht, daß
irgendwie Remedur geschaffen würde! Traurig, sehr traurig,
Lieber Herr Tirektor!
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