box 26/1
8e Mi
Kom
0
21 M22 1 oder der Fanilientag
551
Wane ACKst0„Wiener Mode“ XXn.
Hest 10
Haus jubelte der jüngsten Christine mit dankbarer Begeisterung zu.
Es hatte recht. Hier war wirklich große Kunst. Ein schönes, rastlos
Kleine Wiener Theaterchronik.
aufstrebendes Talent hatte eine Höhe erklommen, die man ihm —
Nachdruck verboten.
bei allem Vertrauen — doch nicht ohneweiters zugemutet hätte. Den
Das Deutsche Volkstheater brachte wieder unseren Artur
Vater — Musikus Miller in Moll — gab Herr Kutschera mit
Schnitzler zu Ehren. Ein altes Stück von ihm wurde gespielt und
viel kosender Milde, mit schöner Wärme,
dazu ein neues. Zuerst: „Liebekei“ alsdann „Comtesse Mizzi“.
aber vielleicht doch um ein klein bißchen
Die „Liebelei“ ist eins von den frühen Arleiten des seinen Poeten.
zu weichlich verwaschen. Ein wenig
Wir sind mit diesem Stück jung gewesen, allt, die wir uns heute schon
mehr Steifnacken und Rückgrat und
leider! — in den besten Jahren befinden. Wir empfanden es als
etwas weniger Mullusken= und Quallen¬
neu und kühn, als eine liebliche Offenbarung wir hörten den Flügel¬
und wir hätten eine völlig
natur —
schlag eines erwachenden Genius zu unseren Häupten rauschen. Das
einwandfreie Darbietung freudigst be¬
„Sütze Mädel“ war noch nicht banale Redensart, farbloses, mattes Klischee,
grüßen können. Das mutwillige, aus¬
es gehörte noch nicht der Operette an, es war die Poesie selbst, ihre
gelassene, flott lebelustige Gegenspiel zur
sinnfällige Verkörperung. Der Stoff lag in der linden, weichen Wiener
Christine, die „Schlager=Mizzi“, war
Luft. „Man“ brauchte ihn
dem Fräulein Waldow anvertraut.
nur zu greifen, zu formen.
Die in ihrer scharfen Art ganz aus¬
Wie einfach! Aus einer
gezeichnete junge Schauspielerin war
Augenblickslaune erwächst
diesmal vielleicht doch nicht ganz an der
tiefes, starkes Gefühl, Leiden¬
richtigen Stelle. Die Figur bekam durch
schaft quillt auf, das tra¬
sie eine kleine Rückung ins Tückische,
gische Verhängnis greift
Boshafte, Bösartige. Hilde Wangel aus
rauh ein mit unerbittlich
Lerchenfeld. Salome aus Grinzing.
harter Faust — ein junges
Interessant war diese „Schlager=Mizzi“
Geschöpf, bestimmt zur
17
— aber doch mehr „Stecher¬
immerhin
Glückspenderin, wird erbar¬
Mizzi“. Jedes Wort pointiert, scharf zu¬
mungslos vernichtet. Das
geschliffen. Zu viel Intelligenz. Alles
nobelste lyrische Empfinden
gesiebt, rektifiziert, konzentriert. Lauter
— ohne Empfindsamkeit —
Essenz. Mehr Harmlosigkeit, mehr un¬
regt sich. Man muß nur
überlegter Uebermut wären wohl er¬
hineinhorchen in diese sub¬
wünscht gewesen. Das Laisser-iaire —
lilen Szenen und die fast
Laisser-aller dieser Sorte gutartig
unhörbar fein mitschwin¬
leichtsinniger Geschöpfchen. Die beiden
d
genden Obertöne des Ge¬
jungen Herren waren bei Kramer und
fühls zu erlauschen trachten.
Edthofer in ganz guten Händen.
Das Stück ist jung verblie¬
Ganz guten? — Gewiß. Also nicht in
ben, wie alle echte Dichtung.
den allerbesten. Kramer gab sich doch
Diesmal spielte Käthe
gar zu konventionell und landläufig
Hannemann die Chri¬
Louis Ralph
liebenswürdig, war aber geradezu
stine. Vor ihr haben Adele
Theater in der Josefstadt).
meisteraft in der Schlußszene, wo er,
Sandrock, Lotte Medelsky,
ohne ei. „Sterbenswort“ zu sprechen,
Hansi Niese diese Rolle
doch der aufgewühlte, aufgeregte Ueberbringer der furchtbarsten,
dargestellt, von geringeren
Schriftsteller Karl Adolph.
niederschmetternden Nachricht ist. Edthofer war zu leise, zu lau. Nichts
Vorgängerinnen gar nicht
als Halbtöne, Halbschatten. Ein wenig resoluter und frischer hätte
zu sprechen. Fräulein Hannemann bewährte sich in der für sie doppelt
dieser Triumling schon sein dürfen. Den „Herrn“ spielte einstmals
schweren Aufgabe. Sie ist keine Wienerin und hatte eine Wienerin
Mitterwurzer. Mit einer geradezu unerhörten Großartigkeit und
zu spielen, ein Geschöpf, das so wie es ist, nur dem Wiener
brutalen Seibstverständlichkeit. Herr Klitsch gab sich die möglichste
Erdreich entsprossen sein konnte. Der Dialekt fehlte wohl, aber das
Mühe. Die Rolle liegt dem begabten jungen Künstler so gar nicht,
hingebende Gefühl war doch so echt und überzeugend wahr im Aus¬
der, wenr er ! “ wird, leicht in Theaterpathetik gerät, in Ritterstiefel¬
druck, daß der kleine Mangel völlig verschwand. Dazu kam im letzten
theatralik — mit den ganz großen Klirrsporren! Herr Lackner oder
Akt ein so ernstliches starkes Losbrechen des Schmerzes, Explosion der
Herr Homma wären einzuberufen gewesen.
aufgesammelten Leidenschaft, daß es ein großer Erfolg war. Das
Lehranstalt für Weissnähen
FRANZISKA ZUZA, Wien IV., Wiednergürtol 44.
∆0
In prachtvoll hellen Räumen.
LADANnie nabarbeiten werden angenommen.
8e Mi
Kom
0
21 M22 1 oder der Fanilientag
551
Wane ACKst0„Wiener Mode“ XXn.
Hest 10
Haus jubelte der jüngsten Christine mit dankbarer Begeisterung zu.
Es hatte recht. Hier war wirklich große Kunst. Ein schönes, rastlos
Kleine Wiener Theaterchronik.
aufstrebendes Talent hatte eine Höhe erklommen, die man ihm —
Nachdruck verboten.
bei allem Vertrauen — doch nicht ohneweiters zugemutet hätte. Den
Das Deutsche Volkstheater brachte wieder unseren Artur
Vater — Musikus Miller in Moll — gab Herr Kutschera mit
Schnitzler zu Ehren. Ein altes Stück von ihm wurde gespielt und
viel kosender Milde, mit schöner Wärme,
dazu ein neues. Zuerst: „Liebekei“ alsdann „Comtesse Mizzi“.
aber vielleicht doch um ein klein bißchen
Die „Liebelei“ ist eins von den frühen Arleiten des seinen Poeten.
zu weichlich verwaschen. Ein wenig
Wir sind mit diesem Stück jung gewesen, allt, die wir uns heute schon
mehr Steifnacken und Rückgrat und
leider! — in den besten Jahren befinden. Wir empfanden es als
etwas weniger Mullusken= und Quallen¬
neu und kühn, als eine liebliche Offenbarung wir hörten den Flügel¬
und wir hätten eine völlig
natur —
schlag eines erwachenden Genius zu unseren Häupten rauschen. Das
einwandfreie Darbietung freudigst be¬
„Sütze Mädel“ war noch nicht banale Redensart, farbloses, mattes Klischee,
grüßen können. Das mutwillige, aus¬
es gehörte noch nicht der Operette an, es war die Poesie selbst, ihre
gelassene, flott lebelustige Gegenspiel zur
sinnfällige Verkörperung. Der Stoff lag in der linden, weichen Wiener
Christine, die „Schlager=Mizzi“, war
Luft. „Man“ brauchte ihn
dem Fräulein Waldow anvertraut.
nur zu greifen, zu formen.
Die in ihrer scharfen Art ganz aus¬
Wie einfach! Aus einer
gezeichnete junge Schauspielerin war
Augenblickslaune erwächst
diesmal vielleicht doch nicht ganz an der
tiefes, starkes Gefühl, Leiden¬
richtigen Stelle. Die Figur bekam durch
schaft quillt auf, das tra¬
sie eine kleine Rückung ins Tückische,
gische Verhängnis greift
Boshafte, Bösartige. Hilde Wangel aus
rauh ein mit unerbittlich
Lerchenfeld. Salome aus Grinzing.
harter Faust — ein junges
Interessant war diese „Schlager=Mizzi“
Geschöpf, bestimmt zur
17
— aber doch mehr „Stecher¬
immerhin
Glückspenderin, wird erbar¬
Mizzi“. Jedes Wort pointiert, scharf zu¬
mungslos vernichtet. Das
geschliffen. Zu viel Intelligenz. Alles
nobelste lyrische Empfinden
gesiebt, rektifiziert, konzentriert. Lauter
— ohne Empfindsamkeit —
Essenz. Mehr Harmlosigkeit, mehr un¬
regt sich. Man muß nur
überlegter Uebermut wären wohl er¬
hineinhorchen in diese sub¬
wünscht gewesen. Das Laisser-iaire —
lilen Szenen und die fast
Laisser-aller dieser Sorte gutartig
unhörbar fein mitschwin¬
leichtsinniger Geschöpfchen. Die beiden
d
genden Obertöne des Ge¬
jungen Herren waren bei Kramer und
fühls zu erlauschen trachten.
Edthofer in ganz guten Händen.
Das Stück ist jung verblie¬
Ganz guten? — Gewiß. Also nicht in
ben, wie alle echte Dichtung.
den allerbesten. Kramer gab sich doch
Diesmal spielte Käthe
gar zu konventionell und landläufig
Hannemann die Chri¬
Louis Ralph
liebenswürdig, war aber geradezu
stine. Vor ihr haben Adele
Theater in der Josefstadt).
meisteraft in der Schlußszene, wo er,
Sandrock, Lotte Medelsky,
ohne ei. „Sterbenswort“ zu sprechen,
Hansi Niese diese Rolle
doch der aufgewühlte, aufgeregte Ueberbringer der furchtbarsten,
dargestellt, von geringeren
Schriftsteller Karl Adolph.
niederschmetternden Nachricht ist. Edthofer war zu leise, zu lau. Nichts
Vorgängerinnen gar nicht
als Halbtöne, Halbschatten. Ein wenig resoluter und frischer hätte
zu sprechen. Fräulein Hannemann bewährte sich in der für sie doppelt
dieser Triumling schon sein dürfen. Den „Herrn“ spielte einstmals
schweren Aufgabe. Sie ist keine Wienerin und hatte eine Wienerin
Mitterwurzer. Mit einer geradezu unerhörten Großartigkeit und
zu spielen, ein Geschöpf, das so wie es ist, nur dem Wiener
brutalen Seibstverständlichkeit. Herr Klitsch gab sich die möglichste
Erdreich entsprossen sein konnte. Der Dialekt fehlte wohl, aber das
Mühe. Die Rolle liegt dem begabten jungen Künstler so gar nicht,
hingebende Gefühl war doch so echt und überzeugend wahr im Aus¬
der, wenr er ! “ wird, leicht in Theaterpathetik gerät, in Ritterstiefel¬
druck, daß der kleine Mangel völlig verschwand. Dazu kam im letzten
theatralik — mit den ganz großen Klirrsporren! Herr Lackner oder
Akt ein so ernstliches starkes Losbrechen des Schmerzes, Explosion der
Herr Homma wären einzuberufen gewesen.
aufgesammelten Leidenschaft, daß es ein großer Erfolg war. Das
Lehranstalt für Weissnähen
FRANZISKA ZUZA, Wien IV., Wiednergürtol 44.
∆0
In prachtvoll hellen Räumen.
LADANnie nabarbeiten werden angenommen.