II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 62

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Kont M1oder der FaniLientag
gibt seiner Gattin Anlaß zur Ebescheidungsklage, der trotz aller Schwüre des geplagten Gatten,
es sei nichts passiert, stattgegeben wird Nach manchen Irrungen und Wirrungen heirate:
schließlich der Gerichtspräsident den weiblichen Apostel der „freien Liebe“ und der geschiedene
Ehemann seine geschiedene Frau. Die Handlung schleppt sich schwerfällig fort, es fehlt aber
nicht an Koutine und Witz. Der begabte Leo Fall illustriert, das Buch prächtig. Er ist ebenso
lustig in der Musik wie er auch sentimental und lprisch sein kann. Die Phrasierung und
Instrumentierung lassen die Gewandtheit des tüchtigen, vornehmen Wiener Musikers erkennen.
Flotte Märsche, melodiöse Walzer wechselten mit graziösen Liedern und schneidigen Canzgesängen.
Frau Zwerenz und Fran Dirkens wetteifern an Humor und Temperament. Beide ernteten.
viel Jubel.
Endwig Klinenberger.

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Bühnentelegraph.
Berlin. Eine Deutsche Cheater=Aus¬
Dechtel. Jabrelang bereiste Kruse mlt seiner
stellung wird im Frühjahr 1910 von der Ge¬
Gesellschaft Schlesien, wo er beim Herzog von
sellschaft für Theatergeschichte in den
Sagan, dem Fürsten von Mluskan und anderen
Ausstellungshallen am Zoologischen
Magnaten sowie in Liegnitz und Görlitz ein
Garten eröffnet werden. Die Leitung der Aus¬
beliebter Gast war. Im Jahre 1860 begrün¬
stellung, die eine historische und eine dem prak¬
dete er in Breslan das heutige Chalia=Cheater.
#tischen Bähnenwesen gewidmete Abteilung ent¬
Später leitete er u. a. das Residenz=Cheater in
halten soll, liegt in Händen der Mitglieder des
Dresden, die Stadttheater in Essen, Krefeld und
geschäftsführenden Ausschusses der Gesellschaft
Nachen, das Berliner Nationaltheater und nach
für Theatergeschichte, der Herren Geh. Re¬
dessen Brandkatastrophe 1885 die Stadttheater
gierungsrat Drof. Ludwig Geiger, Chef¬
von Wismar und Rostock. Don seinen zahl¬
redakteur Dr. H. Stümcke, Verlagsbuchhändler
reichen, einst gern gespielten Bühnenstücken sind
Georg Elsner. Chefredakteur Ph. Stein,
Thefredakteur J. Landau und Musikschrift¬
steller Dr. H. Welti. Die Ausstellungshallen¬
gesellschaft m. b. H. ist durch ihren General¬
direktor A. Willner vertreten, als Syudikus
fungiert Rechtsanwalt Dr. Rosenberger.
Zuschriften und Anfragen sind an das Se¬
kretariat der Gesellschaft für Theater¬
geschichte, Berlin W. 50,
Angsburger
Straße 12, zu richten.
Paul Lindau ist
zum ersten Dramaturgen des Agl. Schauspiel¬
hauses ernannt worden. — Am 19. Dezember
ist der ehemalige Theaterdirektor und Dra¬
matiker Georg Kruse im 79. Lebensjahre
in Schöneberg in der Wohnung seines Sohnes,
des Redakteurs der Deutschen Bühnengenossen¬
schaft, Georg Richard Kruse, gestorben. Mit
ihm ist einer der letzten jener patriarchalischen
Bühnenleiter aus der guten alten Zeit dahin¬
gegangen, die ihre Truppe wie eine große
Familie betrachteten, von paragraphenreichen
schriftlichen Verträgen nichts wissen wollten
und auch in Zeiten schlechten Geschäftsganges
das Personal nicht verringerten oder völlig
Georg Kruse F
entließen, sondern Not und Entbehrungen mit
ihm teilten. — Als Sohn des Schloßkastellans